Zur Person
Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule in Prag arbeitet Josef Čapek als Maler, Zeichner und Illustrator. Ab 1911 verbringt er gemeinsam mit seinem Bruder, dem Schriftsteller Karel Čapek, einige Jahre in Paris. Hier begeistert er sich für den Kubismus und ganz besonders für die Kunst der „primitiven Völker“. Diese einfache Kunst suchte er später auch in Böhmen: Čapeks spezifische Vorstellung des Kubismus als Stilrichtung nimmt Elemente der tschechischen Volksmalerei auf.
Josef Čapek illustriert die meisten Werke seines Bruders Karel. Gemeinsam veröffentlichen sie auch Schauspiele und Erzählungen. Die Erfindung des Begriffs „Roboter“ (in Anlehnung an das tschechische Wort robota = Fronarbeit) geht vermutlich auf Josef Čapek zurück. Sein Bruder Karel verwendete ihn erstmals im Theaterstück „RUR“ (Rossum's Universal Robots, 1921). Ebenfalls aus der Feder Josef Čapeks stammt der tschechische Kinderbuchklassiker „Povídání o pejskovi a kočičce“ (Geschichten vom Hündchen und vom Kätzchen, 1929).
In den frühen 1930er Jahren wird Josef Čapek nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland und unter dem Eindruck des spanischen Faschismus zum politischen Karikaturisten. Es entstehen Bilder, die den Protest gegen Krieg zum Thema haben. Nach Besetzung der „Rest-Tschechei“ im März 1939 durch Deutschland wird Josef Čapek verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Anfang September 1939 wird er in das KZ Dachau verbracht, Ende September 1939 nach Buchenwald verlegt. Am 26. Juni 1942 findet sich seine Spur im KZ Sachsenhausen wieder. Sie verliert sich – nach seiner Verlegung in das KZ Bergen-Belsen – Mitte April 1945, unmittelbar vor der Befreiung des Lagers.
Zur Kabinettpräsentation
Im Eingangsbereich zum Ostlesesaal wird auf 13 Hängetafeln in deutscher Sprache ein Überblick über die wichtigsten Stationen im Leben und Werk Josef Čapeks gegeben. Begleitend dazu wird in zwei Vitrinen eine kleine Bücherschau aus den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek gezeigt. Die Texttafeln wurden vom Museum „Památník Karla Čapka“ im mittelböhmischen Stará Huť bei Dobříš erarbeitet und vom Tschechischen Zentrum München zur Verfügung gestellt.
Josef Čapek (1887 – 1945) starb vermutlich auf dem Todesmarsch aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen Mitte April 1945. Aus Anlass seines 70. Todesjahres widmet die Bayerische Staatsbibliothek die aktuelle Präsentation in der Reihe „kOSTproben“ dem tschechischen Maler, Dichter und Schriftsteller.
Ort | Bayerische Staatsbibliothek Eingangsbereich des Ostlesesaals (3. OG) | ||
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Öffnungszeiten | 1. Oktober – 23. Dezember 2015 (verlängert bis 26. Januar 2016) Montag – Freitag 9:00 – 17:00 Uhr (an Feiertagen geschlossen) | ||
Eintritt | Der Eintritt ist frei. |
Lesung am Tschechischen Zentrum München
Das Tschechische Zentrum München veranstaltet am 20. Oktober 2015 um 19:00 Uhr eine Lesung aus Josef Čapeks „Gedichte aus dem Konzentrationslager“, die nun erstmalig in deutscher Übersetzung vorliegen.