Neukatalogisierung der mittelalterlichen deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München – Band 10

ProjektstatusProjektbeginn voraussichtlich November 2021
KontaktadressenProjektleitung:
Dr. Carolin Schreiber
carolin.schreiber@bsb-muenchen.de

Projektmitarbeiterin:
Dr. Elisabeth Wunderle
elisabeth.wunderle@bsb-muenchen.de


Die Sammlung deutschsprachiger Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek umfasst etwa 9 500 Codices, darunter circa 1 450 mittelalterliche, die zentrale Quellen für die Kenntnis und Erforschung der deutschen Literatur des Mittelalters darstellen. Die bekannten Überlieferungsträger bedeutender literarischer Werke bilden dabei die Höhepunkte der Sammlung. Als Beispiel sei hier nur die aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts stammende Nibelungenhandschrift A Cgm 34 genannt, die 2009 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde.

Den Hauptteil der Sammlung machen jedoch, wie üblich, die Gebrauchshandschriften aus. Inhaltlich nimmt den größten Raum das geistliche Schrifttum ein, besonders Erbauungs- und Andachtsschrifttum. Die meisten dieser Handschriften sind im 15. Jahrhundert entstanden, meist auf bairisch-schwäbischem Gebiet. Die Sammlungsgeschichte reicht dabei zurück in die Anfangszeiten der im Jahre 1558 gegründeten Hofbibliothek. Ein Großteil der Handschriften ist Säkularisationsgut aus bayerischen Klosterbibliotheken.

Mit der ausführlichen wissenschaftlichen Erschließung der mittelalterlichen Handschriften wurde mit der Beschreibung der Pergamenthandschriften Cgm 1 – 200 durch Erich Petzet begonnen. Sein Katalog erschien 1920. In sieben von 1970 bis 2005 erschienen Bänden hat Karin Schneider circa 1 000 Handschriften (bis Cgm 5247) und die unter den Signaturen Cgm 5249 und Cgm 5250 zusammengefassten Fragmente deutscher mittelalterlicher Versdichtung und Prosa beschrieben. Der neunte Band, bearbeitet von Elisabeth Wunderle, umfasst die Signaturen Cgm 5255 – 7000 einschließlich der althochdeutschen Fragmente Cgm 5248. Er wurde 2018 publiziert.

Katalogbände zu den deutschen Handschriften

Die verbleibenden circa 135 mittelalterlichen deutschen Handschriften, die bisher nur in Kurzbeschreibungen im handschriftlichen Repertorium erfasst sind, sollen im Rahmen dieses Projekts bearbeitet werden. Es handelt sich um Handschriften, die etwa seit dem Jahre 1870 auf unterschiedlichen Wegen in die Bibliothek gelangt sind. Kleinere Gruppen von Handschriften sind durch Auslieferungen des Königlichen Reichsarchivs (heute: Bayerischen Hauptstaatsarchivs) München, der Königlichen Kreisbibliothek Regensburg (heute: Staatliche Bibliothek Regensburg) und des Bayerischen Nationalmuseums 1959 in die Bibliothek gelangt. Die meisten Handschriften wurden im Auktionshandel erworben.

Handschriftliches Repertorium

Hinsichtlich Entstehungsgebiet, Entstehungszeit und inhaltlicher Streuung ist die Mehrzahl der Handschriften ähnlich verteilt wie der Gesamtfonds. Abweichend davon finden sich zum Beispiel auch Handschriften aus dem niederdeutschen (Cgm 9095) und niederländischen Bereich (z. B. Cgm 5315). Sieben Handschriften stammen aus dem 13. Jahrhundert, u. a. Cgm 8345 (Rudolf von Ems „Weltchronik“), Cgm 8797 (König Rother) und Cgm 9342 (Wolfram von Eschenbach „Parzival“). Weitere 15 Codices gehören dem 14. Jahrhundert an. Einige der aus dem ehemaligen Reichsarchiv und aus Regensburg abgegebenen Handschriften stammen aus bayerischen Klöstern. Als Beispiele für herausragende Handschriften sollen hier nur die Ottheinrich-Bibel (Cgm 8010), der „Jüngere Titurel“ (Cgm 8470) und Heinrich Wittenwilers „Ring“ (Cgm 9300) erwähnt werden.

Übersicht der bereits digitalisierten deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek

Das Projekt zu Band 10 „Mittelalterliche Handschriften aus Cgm 7000 – 9500” ist in Vorbereitung.

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