Neukatalogisierung der mittelalterlichen deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München – Band 10

Projektdauer01.11.2021 – 31.12.2024
KontaktadressenProjektleitung:
Birgit Seiderer
birgit.seiderer@bsb-muenchen.de

Projektmitarbeiterin:
Dr. Ursula Stampfer
ursula.stampfer@bsb-muenchen.de


An der Bayerischen Staatsbibliothek werden rund 9 500 deutschsprachige Handschriften aufbewahrt, darunter etwa 1 450 aus dem Mittelalter. Sie erlauben einen unmittelbaren Einblick in die Interessen und Lebensumstände der Zeit und stellen wichtige Quellen für die Kenntnis und Erforschung der deutschen Literatur des Mittelalters dar. Die bekannten Überlieferungsträger bedeutender literarischer Werke bilden dabei die Höhepunkte der Sammlung. Als Beispiel sei hier nur die aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts stammende Nibelungenhandschrift A (Cgm 34) genannt, die 2009 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde.

Den Hauptteil der Sammlung machen jedoch die Gebrauchshandschriften aus. Inhaltlich nimmt den größten Raum das geistliche Schrifttum ein, besonders Erbauungs- und Andachtsschrifttum. Die meisten dieser Handschriften sind im 15. Jahrhundert entstanden, meist auf bairisch-schwäbischem Gebiet. Die Sammlungsgeschichte reicht dabei zurück in die Anfangszeiten der im Jahre 1558 gegründeten Hofbibliothek. Ein Großteil der Handschriften ist Säkularisationsgut aus bayerischen Klosterbibliotheken.

Mit der ausführlichen wissenschaftlichen Erschließung der mittelalterlichen Handschriften wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen: 1920 erschien ein Band mit detaillierten Beschreibungen der Pergamenthandschriften Cgm 1 – 200. Die Arbeit von Erich Petzet wurde von Karin Schneider fortgesetzt; in sieben von 1970 bis 2005 erschienen Bänden beschrieb sie circa 1 000 Handschriften (bis Cgm 5247) sowie die unter den Signaturen Cgm 5249 und Cgm 5250 zusammengefassten Fragmente deutscher mittelalterlicher Versdichtung und Prosa. 2018 wurde Band 9 vorgelegt; er umfasst die Signaturen Cgm 5255 – 7000 einschließlich der althochdeutschen Fragmente Cgm 5248.

Katalogbände zu den deutschen Handschriften

Im aktuellen Projekt soll die Tiefenerschließung der mittelalterlichen deutschsprachigen Handschriften abgeschlossen werden. Die 139 zu beschreibenden Handschriften, die großteils im Zuge einer gezielten Erwerbungspolitik im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts an die Bayerische Staatsbibliothek gelangten, ergänzen den historisch gewachsenen Bestand. So umfasst die Signaturengruppe Cgm 7001 – 9600 bedeutende Textzeugen wichtiger Werke der mittelhochdeutschen Literatur, wie z. B. eine Handschrift des „Jüngeren Titurel” (Cgm 8470), ein Fragment des Parzival Wolframs von Eschenbach (Cgm 9342) und Heinrich Wittenwilers Ring (Cgm 9300). Des Weiteren konnten einige Handschriften des ursprünglichen Bestandes der Hofbibliothek, die im Dreißigjährigen Krieg als Kriegsbeute deportiert wurden, durch Ankäufe wieder zurückgewonnen werden. Prominente Beispiele hierfür sind die Ottheinrich-Bibel (Cgm 8010) sowie die Furtmeyr-Bibel (Cgm 8010 a). Den Großteil bilden allerdings auch hier wieder sogenannte Gebrauchshandschriften, also Codices in einfacher Ausstattung, die Texte für den Alltag enthalten: Texte, die dem erbaulichen Schrifttum zuzuordnen sind wie Gebets- und Andachtsbücher oder medizinische Sammelhandschriften, dem Sammlungsschwerpunkt der Bayerischen Staatsbibliothek entsprechend vorwiegend aus dem süddeutschen und österreichischen Raum. Die Konzentration auf ein Entstehungsgebiet ermöglicht der Wissenschaft eine fundierte Untersuchung dieses Kulturraumes sowohl hinsichtlich der überlieferten Texte, deren Genese und Rezeption als auch in Bezug auf die materiellen Grundlagen der Handschriftenproduktion.

Handschriftliches Repertorium

Übersicht der bereits digitalisierten deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek

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