Ungarn

Hungarica

Die ungarische Sammlung kann auf etwa 70 000 Bände geschätzt werden. Sie nimmt in der Bayerischen Staatsbibliothek vermutlich aufgrund der geographischen Nähe und der gemeinsamen ungarisch-bayerischen Geschichte eine besondere Stellung ein. Jährlich wächst die Sammlung um ca. 1 000 Monographien und um ca. 200 laufende Zeitschriften. Etwa 70 Prozent dieser Bände stammen aus Ungarn und 30 Prozent aus den angrenzenden Ländern sowie aus dem restlichen Europa und aus der restlichen Welt. Der überwiegende Teil der Sammlung besteht nach wie vor aus gedruckten Materialien, hinzu kommen einige Handschriften, mikroverfilmte Archivmaterialien sowie seit etwa 2000 auch Datenbanken. Der Anteil elektronischer Zeitschriften und Bücher ist bei den Neuerwerbungen mit weniger als 1 Prozent derzeit noch vergleichsweise niedrig. Die ungarische Sammlung hat wie die Bibliothek als ganze einen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt.

Handschriften

Unter den Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek befindet sich das älteste literarische Werk, das auf ungarischem Boden entstanden ist: die „Deliberatio supra hymnum trium puerorum“ des Heiligen Gerhard von Csanád (Signatur Clm 6211). Dieser Codex unicus ist das einzige erhaltene Werk des Bischofs von Csanád überhaupt. Die schmucklose Pergamenthandschrift stammt aus dem 11. Jahrhundert, ist aber ihrerseits eine Abschrift einer etwas älteren Handschrift. Inhaltlich ist es eine Abhandlung über die Geschichte der drei Jünglinge im Feuerofen aus dem Dritten Buch Daniel.

Deliberatio supra hymnum trium puerorum  (Clm 6211)
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Das älteste Stück der ungarischen Handschriftensammlung (Cod.hung. 1) ist die erste ungarische Bibelübersetzung aus dem Jahr 1466, auch „Hussitenbibel“ oder „Münchner Kodex“ genannt. Die Handschrift gehörte als Teil der Widmanstetter-Bibliothek zum Gründungsbestand der Bayerischen Staatsbibliothek. Heute steht sie digitalisiert frei zur Verfügung. Eine weitere Rarität mit ungarischem Bezug stammt aus dem Nachlass des Humanisten Hartmann Schedel: In der Sammelhandschrift Clm 442 befindet sich die Abschrift des ersten in Ungarn gedruckten Werkes „Chronica Hungarorum“ (1473).

Hussitenbibel  (Cod.hung. 1)
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Chronica Hungarorum (Abschrift)  (Clm 442)
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„Corvinen“

Zu den herausragenden Stücken gehören Handschriften aus der Bibliothek des ungarischen Königs Mathias Corvinus (1443 – 1490). Bei der Bibliotheca Corviniana handelte es sich um eine der größten Bibliotheken ihrer Zeit. Nach dem Tod des ungarischen Königs und der Einnahme von Buda durch die Osmanen 1526 wurde die Bibliothek zerstreut. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt daraus acht „Corvinen“, die Leder- oder Seideneinbände haben und überwiegend prachtvoll unter anderem mit dem Wappen des Mathias Corvinus illuminiert sind.

Titelliste „Corvinen“ (mit Links zu den digitalen Versionen und zu den Handschriften)

Celsus, Aulus Cornelius: De medicina libri VIII. Florenz, um 1465.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 69

Beda ‹Venerabilis›; Seneca, Lucius Annaeus: De natura rerum liber. Naturales quaestiones libri VII. Buda, um 1490.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 175

Agathias: Historiarum libri I – V. Rom, 1483/84.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 294

Demosthenes: Orationes [u. a.]. Florenz, um 1465.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 310

Thomas ‹Seneca › : Historiae Bononiensis libri IV. Carmina ad Galeatium Marescottum. Ferrara, um 1460.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 341

Aristeas: Epistula ad Philocratem. Buda, um 1480.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 627

Polybius: Historiae libri I – V. Ab excessu divi Marci libri VIII. Aethiopica. Konstantinopel, 1. Drittel 15. Jahrhundert.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Cod.graec. 157

Porphyrius; Plotinus: De vita Plotini. Enneades I – VI. [S. l.], 1464/1465.
Digitale Version | Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Cod.graec. 449

Inkunabeln

Ein wertvoller Wiegendruck ist die „Chronica Hungarorum“ des Historikers Johannes von Thurocz (* ca. 1435) aus dem Jahre 1488.

Chronica Hungarorum  (2 Inc.c.a. 2125)
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[Mehr folgt in Kürze ...]

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