Slowenien

Slovenica

Die slowenische Sammlung umfasst circa 12 000 Titel und wächst derzeit jährlich um etwa 200 bis 300 Monographien.

Handschriften

In der Slovenica-Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek befindet sich das unter dem Namen „Freisinger Denkmäler“ bekannte älteste slowenische Sprachdenkmal überhaupt. Es stammt aus dem 10. Jahrhundert und ist zugleich das älteste schriftliche Zeugnis einer slawischen Sprache in lateinischer Schrift.

Collectio sermonum, tractatuum, formularum liturgicarum canonumque. Formulae liturgicae Slavicae (Freisinger Denkmäler). Freising, 10. – 12. Jahrhundert
Digitale Version
Handschrift in BSB DISCOVER!, Signatur: Clm 6426

Freisinger Denkmäler, Clm 6426

Das „Missionshandbuch“ des Bischofs Abraham von Freising gehört zu den ehrwürdigsten und inhaltlich vielschichtigsten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek. Es stellt ein einmaliges Denkmal der geistigen Kultur Bayerns in der späten Karolingerzeit und zugleich ein Zeugnis von immenser kultureller und nationaler Bedeutung für Slowenien dar.

Die schmucklose, von zahlreichen verschiedenen Händen in karolingischer Minuskel geschriebene Pergamenthandschrift ist größtenteils in Freising während der Amtszeit des Bischofs Abraham (957 – 994) entstanden. Sie enthält ein vielfältiges Corpus meist lateinischsprachiger homiletischer und liturgischer Texte sowie einige Stücke aus dem weltlichen und dem Kirchenrecht. Besonders hervorzuheben sind mehrere authentische Predigten des Rather von Verona, die von den kulturellen Verbindungen zwischen Bayern und Oberitalien zeugen, sodann ein in unikaler Überlieferung erhaltener Judeneid und die ebenfalls nur hier erhaltenen Beschlüsse des bayerischen Landtags zu Ranshofen, die als erstes Territorialgesetz der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte gelten. Kleinere griechische Textstücke gehören zu den seltenen Zeugnissen für die fortlebende Kenntnis dieser Sprache vor dem hohen Mittelalter.

Besondere Berühmtheit hat das Missionshandbuch des Bischofs Abraham durch die vielen, bisweilen leider ohne Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts, erforschten slawischsprachigen Passagen erlangt. Auf insgesamt 9 der 338 Seiten (78 rv, 158 v – 161 v) befinden sich die sogenannten „Freisinger Denkmäler“ (slowenisch „Brižinski spomeniki“), die nicht nur die mit Abstand frühesten Zeugnisse des Slowenischen und einer slawischen Sprache in lateinischer Schrift überhaupt sind, sondern zugleich eines der wichtigsten Dokumente der mittelalterlichen slawischen Kultur, der „Slavia christiana“. Wie die übrigen Texte des Codex entstanden sie im Zusammenhang mit der Missionstätigkeit des Bistums Freising, dessen Besitzungen sich auch auf Kärnten und Krain erstreckten.

Die slawischen Textstücke beinhalten zwei Beichtformeln (Denkmal I und III) sowie eine Beichthomilie (Denkmal II). Das erste und das dritte Freisinger Denkmal tragen deutliche Züge mündlicher Überlieferung, vermutlich da es sich um Texte handelt, die von den Gläubigen nachzusprechen waren. Das literarisch anspruchsvollste zweite Freisinger Denkmal hingegen lässt auf eine schriftsprachliche Vorlage schließen. Für alle drei Texte sind nicht erhaltene Übersetzungsvorlagen anzunehmen, über die in der Forschung jedoch keine Einigkeit besteht – in Betracht kommen althochdeutsche, eventuell aber auch anderssprachige, etwa im Patriarchat Aquileia entstandene Texte (Aquileia spielte bei der westlichen Slawenmission ebenfalls eine wichtige Rolle). Zudem scheint es Beziehungen zu Texten der kyrillomethodianischen Mission zu geben.

Die Handschrift wurde vollständig digitalisiert und steht frei im Internet zur Verfügung.
Freisinger Denkmal I und III
Freisinger Denkmal II
Das Missionshandbuch Bischof Abrahams

Eine historisch-kritische elektronische Edition der „Freisinger Denkmäler“ wurde von der Slowenischen Akademie der Wissenschaften erstellt.
Historisch-kritische Edition der Slowenischen Akademie der Wissenschaften

Alte Drucke

Die sogenannten slowenischen „Reformationsdrucke“ aus Tübingen und Urach gehören zu den nächst ältesten slowenischen schriftlichen Quellen: Vier slowenische Bücher brachte zwischen 1561 und 1564 die „Uracher Bibelanstalt“ (bei Tübingen) hervor. Leiter und Initiator der Einrichtung war der slowenische Reformator Primož Trubar (1508 – 1586). Leider sind mehrere dieser Drucke den Zerstörungen der Bayerischen Staatsbibliothek im 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Trubar, Primož: Articuli oli Deili, te prave stare vere Kerszhanske, is S. Pysma poredu postauleni inu Kratku sastopnu isloshenri. V Tibingi, 1562.
Digitale Version
Printversion in BSB DISCOVER!, Signatur: ESlg/4 H.ref. 831 m


[Mehr folgt in Kürze ...]

Slowenische Sammlung – Spezialbestände

Partisanen-Drucke aus dem Zweiten Weltkrieg

Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt eine umfangreiche Sammlung von Partisanen-Drucken aus dem Gebiet des heutigen Slowenien.

Die Sammlung umfasst etwa 300 Broschüren, Plakate, Flugblätter, Landkarten und Zeitungen aus den Jahren 1943 bis 1945, die meist in Untergrunddruckereien der slowenischen Partisanen produziert wurden. Gedruckt in kleinen Auflagen, sind sie zum Teil künstlerisch bemerkenswert gestaltet.

Auch Drucke aus befreiten Kriegsgefangenenlagern aus dieser Region, deutsches und italienisches Kollaborations- und Propaganda-Schrifttum der Jahre 1941 bis 1944 sowie Schriften des slowenischen Nachkriegsexils in Österreich (1946 bis 1948) sind enthalten.

Die Sammlung wurde jüngst erworben und befindet sich noch im Prozess der Restaurierung und Erschließung. Voraussichtlich ab Mitte 2018 steht sie für die Benutzung zur Verfügung.

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