Serbien

Die serbische Sammlung

Die serbische Sammlung umfasst schätzungsweise 25 000 Titel, jährlich kommen etwa 700 Titel hinzu. Zum Bestand gehören u. a. 200 laufende Zeitschriften, von denen fast ein Viertel in elektronischer Form (im Open Access) zur Verfügung steht. Der Großteil der Sammlung besteht jedoch aus gedruckten Materialien. Der serbische Altbestand bis ca. 1880 steht weitestgehend über den Bibliothekskatalog digital im Open Access zur Verfügung.

Handschriften

Der Serbische Psalter gilt als das Hauptwerk der Buchmalerei aus dem mittelalterlichen Serbien. Er stellt ein singuläres Zeugnis serbischer, von Orthodoxie und byzantinischer Bildungstradition geprägter Kultur dar, zu einer Zeit, als diese durch die sich ausdehnende osmanische Herrschaft in ihrer Existenz bedroht wurde.

Die Handschrift wurde vermutlich für den serbischen Fürsten Lazar, der in der entscheidenden Schlacht auf dem Amselfeld gegen die Türken 1389 den Tod fand, oder für seinen Sohn Stefan Lazarević († 1427) geschaffen. Im 15. Jahrhundert befand sie sich im Besitz der serbischen Fürstenfamilie Branković, im 17. Jahrhundert im Kloster Pribina Glava in der Fruška Gora (Sirmien). Im Zuge der Türkenkriege gelangte sie in den Besitz von Wolfgang Heinrich von Gemell zu Flischbach, der den Codex 1689 dem Kloster Gotteszell in Niederbayern schenkte, von wo er 1782 nach St. Emmeram in Regensburg und 1810 im Zuge der Säkularisation nach München gelangte.  

Serbischer Psalter, Ende 14. Jahrhundert  (Cod.slav. 4)
Digitale Version | Printversion in BSB DISCOVER!

Serbische Sammlung – Spezialbestände

Geca Kon

Innerhalb der Serbica bilden ca. 300 Titel aus dem Verlag Geca Kon einen Sonderbestand. 203 dieser Titel sind 1943 als Raubgut in die Bayerische Staatsbibliothek gekommen und wurden 2016 an die Serbische Nationalbibliothek restituiert. Soweit urheberrechtlich möglich, sind diese Titel über den Bibliothekskatalog digital zugänglich.

Geca Kon (1877 – 1941) war in der Zwischenkriegszeit der bedeutendste Verlagsbuchhändler Jugoslawiens und ganz Südosteuropas. Sein Verlagsprofil umfasste v. a. Gebrauchsliteratur, häufig auch Übersetzungen westlicher Literatur ins Serbische (z. B. Macchiavelli, Freud, Marx, Croce, Churchill). Nach dem deutschen Angriff auf Jugoslawien wurde Kon eines der ersten Opfer der Nazionalsozialisten. Er kam noch im Frühjahr 1941 – wie seine ganze Familie – ums Leben.

Geca Kons Verlagsbuchbandlung im Herzen Belgrads wurde 1942 arisiert, sein Auslieferungslager unter Federführung des Bibliothekars der Bayerischen Staatsbibliothek und Kriegsverwaltungsrates Hermann Gerstner geplündert – in enger Kooperation mit den damaligen Direktoren der Bayerischen Staatsbibliothek Rudolf Buttmann und der Östereichischen Nationalbibliothek Paul Heigl. Je fünf Exemplare aller Titel wurden über den „Generalbefehlshaber in Serbien“ nach Wien geschickt und von dort an die Bibliotheken in München, Leipzig, Breslau und Berlin als „unberechnete Zugänge“ weitergeleitet und akzessioniert.


[Mehr folgt in Kürze ...]

Top