Rumänien

Rumanica

Die rumänische Sammlung kann auf etwa 70 000 Bücher geschätzt werden.

Sie nimmt in der Bayerischen Staatsbibliothek eine besondere Stellung ein. Der Bestand wächst heute um jährlich ca. 1 000 Monographien und um 300 laufende Zeitschriften. Diese sind etwa zu 70 % aus Rumänien und zu 30 % aus den angrenzenden Ländern sowie aus dem restlichen Europa bzw. aus der restlichen Welt. Der überwiegende Teil der Sammlung besteht nach wie vor aus gedruckten Materialien, hinzu kommen einige Handschriften, mikroverfilmte Archivmaterialien sowie seit etwa 2000 auch umfangreiche Datenbanken. Der Anteil elektronischer Zeitschriften und Bücher ist bei den Neuerwerbungen mit weniger als 1 % derzeit noch vergleichsweise niedrig. Während die rumänische Sammlung wie die Bibliothek als ganze in erster Linie geisteswissenschaftlich ist, hat sie im Bereich der Zeitschriften einen weiteren Schwerpunkt auf der Medizin.

Handschriften und Inkunabeln

Evangeliar

Das Prachtstück der rumänischen Sammlung bildet das von Stefan dem Großen in Auftrag gegebene Evangeliar mit der Signatur Cod. Slav 1.

Evangeliar  (Cod. Slav 1)

Zu den Rumanica gehört eine Reihe weiterer allerdings im deutschen Sprachraum gedruckter Inkunabeln oder kopierter Handschriften:

Dracula-Inkunabeln

Die beiden offensichtlich auf eine gemeinsame Textgrundlage zurückgreifenden Dracula-Inkunabeln („Dracole Wayda“ Nürnberg 1488, Augsburg 1494) zeichnen das barbarische Bild des walachischen Fürsten Vlad III. (ca. 1431 – 1476/1477). Es handelt sich um zwei von mindestens elf weiteren Drucken dieser Art, die ab 1488 auf dem Buchmarkt reicher deutscher Handelsstädte auftauchen. Alle Pamphlete beginnen mit einer sehr kurzen Biographie Vlads III., woraufhin eine unsystematische Aufzahlung von an die 50 grausigen Anekdoten seiner Herrschaft folgt: Massenpfählungen von Gegnern und Untertanen, Kochen, Abschneiden von Brüsten, Braten von Kindern, erzwungener Kannibalismus und vieles mehr.

Die Verbreitung dieser historisch weitestgehend erfundenen Geschichten hängt zweifelsohne mit der Sensationslust des sich verbreiternden Lesepublikums zusammen. Dessen allgemeinem Interesse an Exotischem, insbesondere dem Balkan und der „turkischen Gefahr“ diente letztlich der Zeichnung eines Selbstbildes einer von kulturellem und materiellem Fortschritt geprägten Region.

Dracole Wayda. Ausgabe Nürnberg  (4 Inc.s.a. 697)
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Dracole Wayda. Ausgabe Augsburg  (Rar. 1677#Beibd. 18 und 4 Inc.c.a. 1086 m)
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Chronik über Stephan den Großen

Die im Jahr 1499 im Fürstentum Moldau in deutscher Sprache geschriebene Chronik gelangte drei Jahre später 1502 mit Stephan dem Großen nach Nürnberg. Der erste Teil der Originalhandschrift ging auf eine kirchenslawische Vorlage zurück, der zweite Teil wurde von einem unbekannten Chronisten selbst verfasst. Seinem Sprachstil nach zu urteilen, lässt sich über ihn sagen, dass es sich um einen Siebenbürger Sachsen, womöglich aus Hermannstadt gehandelt haben muss.

Stephan der Große war krank, als er in Nürnberg weilte, und Hartmann Schedel wurde mit der Suche nach einem Arzt für ihn beauftragt. In dieser Zeit kopierte Hartmann Schedel die Chronik. Die Originalhandschrift soll auf dem Rückweg bei einem Überfall auf den Tross von Stephan dem Großen verlorengegangen sein.

Die Provenienz der Kopie ist auch sehr interessant, denn sie gehört zum Gründungsbestand der Bayerischen Staatsbibliothek. 1552 verkaufte Melchior Schedel (Enkel von Hartmann Schedel) die Handschrift an Hans Fugger, danach ging diese in den Besitz von Albrecht von Widmannstätter über. Von der Kopie sind noch 32 Seiten von ursprünglich 300 enthalten.

Chronik über Stephan den Großen  (Clm 952)
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[Mehr folgt in Kürze ...]

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