Kroatien

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Die kroatische Sammlung

Die kroatische Sammlung beinhaltet schätzungsweise 45 000 Bände und wächst jährlich um ca. 600 Monographien. Hinzu kommen mehrere hundert Periodika. Der überwiegende Teil der Sammlung besteht nach wie vor aus gedruckten Materialien. Der Anteil elektronischer Zeitschriften ist für Kroatien in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark angestiegen. Der hervorragende kroatische Altbestand steht weitestgehend über den Bibliothekskatalog digital im Open Access zur Verfügung.

Inkunabeln

Die kroatische Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek beginnt mit einem der ersten gedruckten kroatischen Bücher überhaupt, dem „Breviarium Romanum” von 1493. Dieses vollständige römische Brevier ist ein Zeugnis der hochentwickelten kroatisch-kirchenslawischen mittelalterlichen Schriftkultur, des sogenannten „kroatischen Glagolismus“. Es ist die drittälteste kroatische Inkunabel und die erste mit gesichertem Druckort. Sie entstammt der bekannten venezianischen Druckerei des Andreas Torresanus.

Eine Reihe weiterer Inkunabeln der Sammlung entstammen den Offizinen von in Italien tätigen kroatischen Druckern. Andrije Paltašić (1477 – 1493) aus Kotor druckte ca. 40 Inkunabeln in Venedig, von denen die Bayerische Staatsbibliothek 17 besitzt. Von Dobrič Dobričević (Boninus de Boninis) aus Lastov/Ragusa, der zunächst mit Paltašić gemeinsam wirkte, später in Padua und Verona, besitzt die Bayerische Staatsbibliothek 16 Inkunabeln, von Grgur Dalmatina (Gregorius Dalmatinus) eine.

Inhaltlich handelt es sich dabei allerdings um Ausgaben klassischer Autoren.

Baromič, Blaž [Hrsg.]: Breviarium Romanum. Venedig: Andreas Torresanus, 1493.03.13.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Inc.c.a. 161

16. Jahrhundert

Ebenfalls aus Venedig stammt einer der frühesten kroatischsprachigen Drucke in lateinischen Buchstaben und das erste literarische Werk in der kroatischen Volkssprache (čakavisch-ikavisch): Marko Marulić, der „Vater der kroatischen Literatur“ erzählt in seiner „Judita“ vor dem Hintergrund des Kampfes der christlichen Welt gegen die Osmanen die biblische Geschichte von Judith und Holofernes neu. 1501 wurde das Versepos (auch oft „Roman“ genannt) vollendet und erschien 1521 erstmals in Venedig. Die Ausgabe der Bayerischen Staatsbibliothek ist ein Jahr jünger (Venedig 1522) und gehört als Teil der Sammlung des Orientalisten Widmanstetter zum Gründungsbestand der Bibliothek.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts entwickelte sich in den Städten des venezianischen Dalmatien eine reiche dreisprachige (lateinisch-kroatisch-italienisch) Buchkultur mit Zentren in Split, Dubrovnik, Senj und Rijeka. Viele, insbesondere lateinische Werke des zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert florierenden „kroatischen Latinismus“ wurden darüber hinaus in ganz Europa gedruckt, teils auch in die jeweiligen Volkssprachen übersetzt. So wurden z. B. das „Evangelistarium“ und „De institutione bene vivendi“ des Marko Marulić auch in Basel, Köln, Antwerpen, Paris, Prag, Lissabon, Reims, Solingen, Nürnberg und Dillingen verlegt.

Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt die in Venedig erschienene Erstauflage des „Evangelistarium“, die erste Ausgabe im deutschsprachigen Raum, die bereits 1519 mit einem Vorwort des berühmten Humanisten Sebastian Münster erfolgte, sowie sechs weitere Auflagen. Die vielen Auflagen spiegeln Einfluss und Bedeutung des „Evangelistarium“, das eine Art Kompendium von Marulićs ethischem und moralischem Denken darstellt, für das damalige europäische Geistesleben.

Marulićs zweites großes theologisches Werk „De institutione bene vivendi“ wurde zudem in zwei deutschen Übersetzungen verlegt: 1568 in Köln unter dem Titel „Der Catholischer Christen Spiegel“, zwischen 1582 und 1614 in insgesamt 6 Auflagen in Dillingen sowie 1697 in Augsburg.

Marulić, Marko: Libar Marca Marula Splichianina V chomse usdarsi istoria sfete udovice Iudit u uersih haruacchi slosena: chacho ona ubi uoiuodu Olopherna posridu uoische gnegoue ; i oslodobi puch israelschi od ueliche pogibili. Venegia, 1522
[Marko Marulić, Judita, Venedig 1522]
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Res/4 Polygl. 27 a#Beibd.7

Marulić, Marko: Marci Maruli Evangelistarium. Venetia: Leucus, 1516.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Res/4 Asc. 641 m

Marulić, Marko: Evangelistarivm Marci Marvli Spalatensis Viri disertissimi: opus uere euangelicum, cultissimoq[ue] adornatum sermone, sub fidei, spei & charitatis titulis, in septem partitu[m] libros. [Nürnberg]: Koberger, 1519.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Res/4 Asc. 642

Marulić, Marko: De institutione bene vivendi per exempla sanctorum. Venetia, 1506.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Asc. 3100  (Erstausgabe und 10 weitere Ausgaben vor 1609)

Marulić, Marko: Der catholischer Christen-Spiegel. Cöllen, 1568.
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Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: Asc. 3107 | Polem. 2615#Beibd.1

Marulić, Marko: M. Marvli Spalatensis Sechs Bücher, Von gedächtnuß würdigen Reden vnd Thatten, Oder: Von Lehr vnd vnderweisung, das Leben wol vnd selig anzustellen: nach form der Hailigen lebens Altes vnd Newen Testaments ... Dillingen, 1583.
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Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 4 Asc. 644

Marulić, Marko: M. Maruli Spalatensis Sechs Bücher Von gedächtnuß würdigen Reden und Thatten: oder: Von Lehr und underweisung, das Leben wol und selig anzustellen, nach form der Hailigen lebens, Altes und Newen Testaments ; hochuonnöthen den gemainen Landpriestern, dem, Völcklin darauß allerhand Materi Exempel fürzutragen: Auch den Klosterpersonen, vnd sonst allen gemainen Manns vnd Weibspersonen, so die wolgebanete Straß zum Himmel wandlen, vnd selig werden wöllen. Dilingen, 1594.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 4 Asc. 646

Marulić, Marko: M. Maruli Spalatensi Sechs Bücher Von gedächtnuß würdigen Reden und Thaten, Das ist: Von Lehr und underweisung, das Leben wol und selig anzustellen, nach form der Hailigen Lebens, Alten und Newes Testaments: Hochvonnöthen den gemeinen Landpriestern, dem Völcklin darauß allerhand Materi Exempel fürzutragen: Auch allen Geistlichen und Weltlichen Personen, so die wolgebanete Straß zum Himmel wandlen und selig werden wöllen. Dilingen, 1614.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 4 Asc. 645

Ebenso wie die Rezeption von Marulićs theologischem Werk steht auch ein äußerst seltener kroatischer Druck (nur ein weiteres Exemplar ist bekannt) aus Padua 1560 in Zusammenhang mit der Gegenreformation. Unter dem Titel „Raj Duše“ veröffentlichte Nikola Dešić, der am Hofe des Fürsten Nikola Šubić Zrinski lebte, diese kroatische Fassung des spätmittelalterlichen Gebetbuches „Hortulus animae“. Das Werk, das zu seiner Zeit in zahlreichen Abschriften zirkulierte, hat insbesondere sprachgeschichtlich eine hohe Bedeutung: Dešić verwendet in der Tradition der glagolitischen Schriftgelehrten ein Gemisch aus Čakavisch, Kajkavisch und Štokavisch.

Dešić, Nikola: Hortulus animae [Stoyw rechi Ray Dusse.]: v komse vzdarxuyu vre Suete gospogie po obicayuu Suete Rymske Crykque, s mnogimi deuotnimi mollituami. Patauio: Excudebat Gratiosus Perchacinus, 1560.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Rar. 1889

Aus der ältesten Druckerei von Rijeka, gegründet von Bischof Šimun Kožičić (1460 – 1536), gingen 1530 bis 1531 sechs glagolitische Drucke hervor. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt eines von wenigen erhaltenen Exemplaren der 1531 gedruckten historischen Abhandlung über die römischen Päpste und Kaiser.

Kožićić, Šimun: Šimuna Kožičića Zadranina biskupa Modruškoga Knižice rimskih arhierjeovʹ i cesarovʹ. Rijeka, 1531.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Res/4 H.un. 92 h

Ein besonderes Phänomen sind die kroatischen und slowenischen „Reformationsdrucke“ aus Tübingen und Urach: Die „Uracher Bibelanstalt“ wurde 1561 in Urach bei Tübingen gegründet. Das Konzept der Druckerei war von vorneherein nicht nur ein religiöses, sondern auch ein politisches: Es sollten nicht nur slowenische Bücher, sondern vor allem auch – im Einflussgebiet der Osmanen – kroatische und (nach heutiger Terminologie) serbische Werke zur Verbreitung im südslawischen Raum gedruckt werden. Der Leiter und Initiator der „Uracher Bibelanstalt“ war der slowenische Reformator Primož Trubar (1508 – 1586), finanziert wurde sie in erster Linie von Hans III. Ungnad von Weißenwolff, Freiherr von Sonnegg (1493 – 1564). Zur Unterstützung Trubars ließ Ungnad den glagolitischen Schriftgelehrten aus Istrien Stephan Consul (1521 – 1568, kroatisch „Stipan Konzul“ oder „Stipan Istranin“), mit dem zusammen Trubar schon während seiner Rothenburger und Kemptener Zeit an der Übersetzung des Neuen Testaments ins Kroatische gearbeitet hatte, sowie den aus dem kroatischen Küstenland stammenden Anton Dalmata (? – 1579, kroatisch „Antun Dalmatin“) nach Urach kommen. Zeitweilig waren auch weitere aus Bosnien und Serbien stammende Sprachkundige beschäftigt. Mit der Herstellung der nötigen kyrillischen und glagolitischen Lettern wurden die Nürnberger Punzenschneider und Schriftgießer Hans Hartwache und Simon Auer beauftragt.

Die Uracher Bibelanstalt war nur wenige Jahre, von 1561 bis 1564, aktiv. In dieser Zeit wurden 4 slowenische Bücher und 26 in serbokroatischer Sprache – davon 13 in glagolitischer, 7 in kyrillischer und 6 in lateinischer Schrift gedruckt: die ersten Übersetzungen des Neuen Testaments ins Kroatische und Slowenische überhaupt, Katechismen, die Augsburger Konfession, mehrere Werke Melanchthons u. a. Heute sind diese in Auflagen zwischen 400 und 2 000 gedruckten Werke Rarissima, nicht zuletzt, weil sie letztlich wenig Verbreitung fanden und die meisten von ihnen im Zuge der Gegenreformation vernichtet wurden. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt heute 10 von ihnen in 12 Exemplaren (4 weitere Exemplare verbrannten 1941). Die kroatischen unter ihnen sind folgende:

Trubar, Primož [Hrsg.]: Der Catechismus mit kurtzen außlegungen, Symbolum Athanasii, unnd ein Predigt von der Krafft und würckung des rechten Christlichen Glaubens, in der Croatischen Sprach. Tübingen, 1561.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: ESlg/Catech. 148

Confessio, oder Bekanntnuß des Glaubens, die dem Großmechtigisten Römischen Keystr[!] Carolo dem fünfften, [et]c. von etlichen von Gott hocherleüchten Churfürsten, Fürsten, un[d] Stetten, auff dem Reichßtag Anno 30 in Augspurg gehalten, überantwort: auß dem Latein und Teütsch in die Crobatische Sprach verdolmetscht, und mit Cirulischen Buchstaben getruckt. [Tübingen]: [Morhart], [1562].
Digitale Version
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: Res/4 H.ref. 210 a | ESlg/4 Hom. 149 | ESlg/4 H.ref. 63

„Reformationsdrucke“ sind auch die Werke des Humanisten und lutherischen Theologen Matthias Flaccius Illyricus (1520 – 1575). Flaccius gehört zu den kroatischen Gelehrten, die größtenteils im deutschen Sprachraum wirkten und publizierten – dementsprechend besitzt die Bayerische Staatsbibliothek eine große Zahl von Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts, die auf ihn zurückgeht.

Auch unter den Gegenschriften der Reformation befinden sich Croatica – so die beiden in Turin gedruckten Werke des Thomas Illyricus (Tommaso da Osimo, 1484 – 1528).

Novi testament / 1: Der erst halb Theil des newen Testaments, darinn sein die vier Evangelisten, und der Apostel Geschicht. v Tubingi: Morhart, 1562.
Digitale Version
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: ESlg/4 B.rel. 15 c-1 | ESlg/4 B.rel. 15-1/2 | Mikrofilm: Hbh/MF 14056

Novi testament / 2: Der ander halb Theil des newen Testaments. v Tubingi: Morhart, 1563.
Digitale Version
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: ESlg/4 B.rel. 15 c-2 | ESlg/4 B.rel. 15-1/2 | Mikrofilm: Hbh/MF 14056

Catechismus mit Auslegung in der Syruischen Sprache. [Urach], 1561.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: ESlg/Catech. 146

Thomas ‹Illyricus›: Adversus Lutherianus haereses clipeus cathol. Ecclesiae. Taurinum, 1524.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 4 J.can.p. 888#Beibd.1

Thomas ‹Illyricus›: Libellus de potestate summi pontificis. Taurinum, 1523.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 4 J.can.p. 888

Zu den Croatica gehören auch einige seltene Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts, die Gelehrten kroatischen Ursprungs, die in Italien wirkten, zuzuordnen sind: Ein sehr früher lateinischer Druck ist eine Art Medizin- und Lebenskompendium aus der Feder des Arztes Frederik Grisogono aus Zadar. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt das Werk in drei Exemplaren und stellt es digital zur Verfügung.

Aus der Feder des Polyhistors und Philosophen Francesco Patrizi da Cherso (kroatisch Frane Petrić; * 25. April 1529 in Cres, damals Republik Venedig; † 6. Februar 1597 in Rom) besitzt die Bayerische Staatsbibliothek allein 28 im 16. Jahrhundert erschienene Bände.

Chrisogonus, Federicus: De modo collegiandi, pronosticandi, et curandi febres, nec non de humana felicitate ac denique de fluxu maris lucubrationes. Venetia, 1528.
Digitale Version
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: 2 Path. 26 | 2 Path. 90 c | Res/2 A.or. 58

Patrizi, Francesco: Della historia diece dialoghi di M. Francesco Patritio ne'quali si ragiona di tutte le cose appartenenti all'historia, & allo scriuerla, & all'osseruarla. Venetia, 1560.
Digitale Version
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: 4 H.un. 120 | 4 H.un. 119

Patrizi, Francesco: Francisci Patricii Nova De Vniversis Philosophia: In Qva Aristotelica Methodo, non per motum, sed per lucem, & lumina, ad primam causam ascenditur. Deinde Propria Patricii Methodo; Tota in contemplationem venit Diuinitas; Postremo methodo Platonica, rerum vniuersitas, a conditore Deo deducitur ... Ferrariae: Mamarellus, 1591.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 2 Ph.u. 58

17. Jahrhundert – Gegenreformation

Die kroatische Buchproduktion des 17. Jahrhunderts steht im Zeichen der Gegenreformation und der Tätigkeit der „Congregatio de Propaganda Fide“. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt zwei Werke des Franziskaners Rafael Levaković (1597 – 1649), der insbesondere die orthodoxen Serben Kroatiens missionierte. Zu den Croatica des 17. Jahrhunderts gehören zudem eine Reihe italienischsprachiger Drucke aus den dalmatinischen Küstenstädten.

Levaković, Rafail: Azbukividnjak slovinskij, iže opštennim naštinom psalterima nazivaetse. Rom, 1629.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Res/L.rel. 538

Levaković, Rafail: Nauk karstjanski kratak: Da se može lasno na pamet naučiti. In Roma: [Dr.:] Nella Stampa della Sac. Congr. de Propag. Fide, 1628.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Rar. 4526

Capocoda, Giulio: L' Amore di Carlo Gonzaga duca di Mantua. Ragusa, 1666.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Ital. 78

Leti, Gregorio: Vita di Donna Olimpia Maldachini, chi governo la chiesa, Durante il Ponteficato d'Innocentio X. Doppo l'anno 1644 sino all'anno 1655. Ragusa: Giuli, 1667.
Digitale Version
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: Biogr. 704 z | Rem.IV 535

18. Jahrhundert – Gegenwart


[Mehr folgt in Kürze ...]

Wörterbücher

Das „Wörterbuch der fünf vornehmsten europäischen Sprachen: Latein, Italienisch, Deutsch, Kroatisch und Ungarisch“, 1595 in Venedig gedruckt, stellt das erste selbständige Wörterbuch der kroatischen Sprache dar – ca. 5 800 Wörter werden dort erfasst. Autor ist der aus Šibenik stammende Geistliche Faust Vrančić (1551 – 1617).

Faust Vrančićs Wörterbuch gehört zu einer langen Reihe „mitteleuropäischer“ Wörterbücher, die die Königliche Hofbibliothek damals systematisch erwarb. Das 10 Jahre später erschienene siebensprachige Wörterbuch des tschechischen Benediktiners Peter Loderecker geht auf Faust Vrančićs oben erwähntes Wörterbuch zurück (um Tschechisch und Polnisch erweitert).

Im 18. Jahrhundert sind die Wörterbücher bereits spezialisierter, so z. B. das in Dubrovnik gedruckte italienisch-kroatische Wörterbuch des italienischen Jesuiten Ardelio Della Bella (Foggia, 1655 – Split, 1737).

Veranzio, Fausto: Dictionarium quinque nobilissimarum Europae linguarum: Latintae, Italicae, Germanicae, Dalmatiae & Ungaricae ; cum privilegiis. Venetiis: Apud Nicolaum Morettum, 1595.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Res/4 Polygl. 79 m

Loderecker, Peter: Dictionarium septem diversarum linguarum, videlizet latine, italice, dalmatice, bohemice, polonice, germanice et ungarice. Praga, 1605.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 4 Polygl. 46

Della Bella, Ardelio: Dizionario Italiano-Latino-Illirico: A cui si premettono alcune brevi Instruzioni Gramaticali, necessarie per apprendere la lingua e l'Ortografia Illirica ; Ricoretta nell' Ortografia Illirica ed Italiana ... (2 Bände). Ragusa: Privilegiata, (1785).
Digitale Version (Band 1)
Digitale Version (Band 2)
Printversionen im BSB-Katalog, Signaturen: 4 Polygl. 8-1 | 4 Polygl. 8-2

Voltiggi, Giuseppe: Ricsoslovnik (vocabolario - Wörterbuch) illiricskoga, italianskoga i nimacskoga jezika: s'jednom pridpostavljenom grammatikom illi pismenstvom. Vienna: Kurtzbeck, 1803.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: Polygl. 146 l

Mažuranić, Ivan: Deutsch-ilirisches Wörterbuch. Agram: Gaj, 1842.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: L.rel. 843

Karten

Bemerkenswert ist die Sammlung an Altkarten des kroatischen Raums, die die Bayerische Staatsbibliothek besitzt – hunderte Karten, die ihrer näheren Beschreibung und Aufarbeitung harren.

Unter ihnen befinden sich auch Karten kroatischer Kartographen, so z. B. Karten Istriens von Pietro Coppo (kroatisch Petar Kopić 1470 – ca. 1555), die immer wieder von späteren Kartographen reproduziert wurden, so auch von Abraham Ortelius in seinem „Theatrum Orbis Terrarum” (erste Ausgabe 1570).

Coppo, Pietro; Bertelli, Ferdinando: Istria. [Venedig], 1569.
Digitale Version
Printversion im BSB-Katalog, Signatur: 2 Mapp. 464#41

Ausblick

Der Blick auf die kroatische Sammlung des 16. und 17. Jahrhunderts zeigt einen deutlichen Schwerpunkt auf theologischer, philosophischer, geographischer, medizinischer und allgemein wissenschaftlicher Literatur, die sich an ein europäisches Gelehrtenpublikum richtete – meist in lateinischer Sprache – dasselbe gilt weitgehend auch für das 18. Jahrhundert. Damit fehlt ihr allerdings ein wichtiger Teil der kroatischen Buchproduktion, nämlich die kroatischsprachige Belletristik der Zeit. Einzig die durch die Sammlung Widmanstetter an die Königliche Hofbibliothek gekommene Ausgabe der „Judita” repräsentiert die blühende kroatischsprachige Renaissance-Literatur mit den bis heute berühmten Autoren Petar Zoranić, Petar Hektorović, Marin Drzić und vielen anderen, die ragusanische Barockliteratur ist so gut wie gar nicht Erstausgaben vertreten.

Literatur

Wirtz, Gudrun: Von fremden Menschen und Ländern? Die frühe Osteuropasammlung der Bayerischen Staatsbibliothek im Spiegel ihrer Bavarica. In: Ceynowa, Klaus; Hermann, Martin (Hrsg.): Bibliotheken: Innovation aus Tradition: Rolf Griebel zum 65. Geburtstag. München, Berlin: De Gruyter Saur, 2014. S. 334-350. [Digitale Version: Open Access bei De Gruyter]

Wirtz, Gudrun: Breviarium Romanum 1483. In: venezianisch, glagolitisch, digital. Verfügbar unter: http://ostbib.hypotheses.org/594#more-594 [Zugriff am 17.10.2015].
OstBib. Verfügbar unter: http://ostbib.hypotheses.org/)

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