Türkisch (Osmanischtürkisch)

Im Überblick

Die Sammlung türkischer bzw. osmanischtürkischer Literatur der Bayerischen Staatsbibliothek zählt ca. 48 000 türkische Drucke (1928 – 2015), ca. 1 300 osmanischtürkische Drucke (1729 – 1928, in arabischer Schrift) und ca. 770 Handschriften in osmanischtürkischer Sprache (ca. 1500 – 1920). Letztere werden der Einfachheit halber kurz als „türkische Handschriften“ bezeichnet. Außerdem umfasst die türkische Sammlung noch ca. 650 abgeschlossene und ca. 40 laufende Periodika (Zeitschriften und Jahrbücher) sowie ca. 400 Karten. Der jährliche Zuwachs beträgt derzeit ca. 600 Bände.

Grundstock und Bestandsaufbau

In der Bibliothek des Gelehrten Johann Albrecht Widmanstetter (1506 – 1557), die den Grundstock der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek bildet, sollen sich bereits einige wenige türkische Handschriften befunden haben. In den darauf folgenden Jahrhunderten konnte dieser Bestand nur in geringem Umfang erweitert werden. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts boten sich bessere Bedingungen für einen kontinuierlichen Bestandsaufbau. Jetzt konnten, zumeist aus Gelehrtenbibliotheken, in größerem Umfang türkische Drucke und Handschriften gekauft werden. Im 20. Jahrhundert war es vor allem die in Leipzig (nach dem 2. Weltkrieg in Wiesbaden) ansässige Firma Harrassowitz (Buchhandlung und Antiquariat), die einen Großteil der türkischen Drucke (einschließlich Periodika) lieferte. Dies gilt auch für einen Teil der sogenannten Müteferrika-Drucke.

Müteferrika-Drucke

Unter dem Begriff Müteferrika-Drucke versteht man einen kleinen Fond von 17 Drucken – teils in osmanischtürkischer, teils in arabischer, teils in persischer und teils in französischer Sprache, die der aus Ungarn stammende osmanische Hofbeamte, Diplomat und Gelehrte, İbrahim Müteferrika, in den Jahren 1729 bis 1743 in der von ihm mit Staatshilfe eingerichteten Druckerei in Istanbul gedruckt hat. Die Erlaubnis dazu hatte er 1727 vom Osmanenherrscher Ahmed III. erhalten. Diese Drucke bilden gewissermaßen die Inkunabeln des osmanischen und islamischen Buchdrucks. Das aufwendigste Projekt Müteferrikas war der Druck von Kâtib Çelebis Cihânnümâ (1732), einem bedeutenden geographischen Werk mit vielen Karten. Alle 17 Müteferrika-Drucke und fast alle übrigen osmanischen Drucke des 18. Jahrhunderts befinden sich im Bestand der türkischen Sammlung.

Zeitschriften und Jahrbücher

Zum Bestand der türkischen Sammlung gehören auch ca. 100 osmanische Zeitschriften und andere Periodika in osmanischtürkischer Sprache. Unter diesen nehmen die osmanischen Jahrbücher (sâlnâme), die von 1847 bis 1918 erschienen sind, einen besonderen Platz ein. Sie sind eine wichtige Quellengattung für die Geschichte des späten Osmanischen Reiches. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte ein Großteil dieser Jahrbücher aus dem deutschen und türkischen Antiquariatsbuchhandel gekauft werden.

Besonderheiten

Eine Besonderheit der türkischen Literatur des Osmanenstaates sind Bücher und Periodika, die zwar in osmanischtürkischer Sprache verfasst, jedoch in griechischer oder armenischer Schrift gedruckt wurden. Die Zielgruppe dieser Publikationen waren türkischsprechende Armenier und Griechen. Diese Bücher sind überwiegend religiösen Inhalts. Mehrere Ausgaben der Bibel und des Neuen Testaments finden sich darunter. Die in griechischer Schrift veröffentlichten türkischen Bücher werden als Karamanlidika bezeichnet.

Inhaltliche Schwerpunkte

Die inhaltlichen Sammlungsschwerpunkte im 19. und 20. Jahrhundert lagen auf historischem und religionsgeschichtlichem Gebiet. Titel zur Geschichte des Osmanischen Reiches, der Türkei und des Islams überwiegen bei weitem. Daneben gibt es umfängliche Fonds zu den Gebieten Sprache und Literatur, Architektur, Kunst, Archäologie, Geographie, Politikwissenschaft und Soziologie. Ein besonderes Augenmerk galt immer der türkischen Musik, vor allem der türkischen Kunstmusik und dem türkischen Kunstlied. Doch auch das türkische Volkslied und das moderne türkische Musikleben (Arabesk-Musik, Rock- und Popmusik) sind mit einschlägigen Sammelwerken und Monographien vertreten. Notendrucke moderner türkischer Komponisten, die in der Tradition der westlichen Musik komponiert haben bzw. komponieren, werden von der Musikabteilung erworben.

Veröffentlichungen zum Osmanischen Reich und der Türkei in westlichen und osteuropäischen Sprachen werden breit gefächert von der Osteuropaabteilung erworben.

Handschriften

Die Orient- und Asienabteilung betreut die türkischen Handschriften fachlich (Ankauf, Fachinformation, Führungen, Ausstellungen), während die Abteilung Handschriften und Alte Drucke diese verwaltet und für deren Benutzung zuständig ist. Die orientalischen Handschriften können ausschließlich im Lesesaal Handschriften und Alte Drucke eingesehen werden.

Handschriftenkataloge

  • Ab Erwerbungsjahr 2009 sind Neuerwerbungen unter der Signatur Cod.turc. in BSB DISCOVER! zu finden.
    Digitalisate türkischer Handschriften können in BSB DISCOVER! oder in den Digitalen Sammlungen recherchiert werden.

    BSB DISCOVER!

    Digitale Sammlungen

Alte Drucke

Osmanischtürkische Typendrucke

  • Der aus Stuttgart stammende Universalgelehrte Hieronymus Megiser (ca. 1554 – 1618) brachte in seiner türkischen Grammatik als erster osmanischtürkische Sprachproben in Originalschrift mit Übersetzungen und eine ausführliche Darstellung des dafür verwendeten arabischen Alphabets:
    Megiser, Hieronymus: Institutiones Linguae Turcicae. Breslau; Leipzig: Kirsten, 1612.  (L.as. 436)

Müteferrika-Drucke

Die Einführung des Buchdrucks in den islamischen Kulturkreis erfolgte erst im Jahr 1729, fast 300 Jahre nach dem ersten Gutenberg-Druck. Sie ist dem ungarischen Renegaten İbrahim Müteferrika (1670/74 – 1745) zu verdanken. In seiner mit Billigung und Hilfe der osmanischen Staatsverwaltung eingerichteten Druckerei druckte er in den Jahren 1729 bis 1742 siebzehn Werke. Die Drucktypen hatte er aus dem Ausland importiert.

  • Müteferrika veröffentlichte auch den ersten illustrierten Druck des Osmanisches Reiches und der gesamten islamischen Welt. Es handelt sich um eine Beschreibung des neuentdeckten amerikanischen Kontinents:
    Târîh ül-Hind il-garbi el-müsemmâ bi-Hadîs-i nev. Kostantınîye: Dâr üt-Tibâat il-Maʿmûre, 1142 [hicrî] = [1730].  (Res/4 A.or. 3548)
  • Der aufwendigste Druck Müteferrikas aber war Kâtib Çelebis (1609 – 1657) Cihânnümâ („Weltzeiger“), welcher teilweise auf Mercators Atlas minor basiert. Es ist das erste gedruckte umfangreiche Kartenwerk des Osmanischen Reiches und der islamischen Welt:
    Kâtib Çelebi: Kitâb-ı Cihânnümâ. Kostantınîye: Dar üt-Tibâat il-Mamûre, 1145 [hicrî] = [1732].  (Res/2 A.or. 371)
  • Auch zwei Werke des französischen Marschalls und Festungsbaumeisters Vauban sind in türkischer Übersetzung erschienen, darunter sein Traktat „De l'attaque et de la défense des places“ (Übersetzer: Kostantin İpsilanti alias Kōnstantinos Ypsēlantēs):
    Vauban, Sébastien Le Prestre Vauban: Fenn-i harb. Kostantınîye: Râşid Efendi Matbaası, 1207 [hicrî] = 1793.  (2 A.or. 361)
  • Der osmanische Arzt Şânîzâde Mehmed Atâullâh (1771 – 1826) ist der Verfasser des ersten medizinischen Drucks des Osmanischen Reiches und der islamischen Welt. Darin erwähnt er auch berühmte italienische Ärzte wie Bartolomeo Eustachi, Gabriele Fallopio und Costanzo Varolio, auf deren Forschungen er sich zum Teil stützt:
    Şânîzâde Mehmed Atâullâh: Hamse-i Şânîzâde. Kostantınîye: Dâr üt-Tıbâat il-Âmire, 1235 [hicrî] = 1820.  (3 Bände: 4 A.or. 92.54-1/3)

Osmanische Steindrucke (Lithographische Drucke)

Das 1796 von Alois Senefelder (1771 – 1834) erfundene lithographische Druckverfahren (Steindruckverfahren) wurde im Osmanischen Reich erstmals 1831 von den beiden Franzosen Henri und Jacques Caillol – sie hatten sich in Istanbul niedergelassen – für den Druck von militärischen Traktaten eingesetzt. Mit dieser Drucktechnik konnte man die charakteristischen Merkmale von Handschriften viel besser nachvollziehen als mit dem Typendruck. Deshalb wurden später auch die ersten Korandrucke der islamischen Welt als Steindrucke veröffentlicht. Doch blieb im Osmanischen Reich der Typendruck immer dominant.

  • Eine osmanische Kalenderrolle (206 x 9 cm), die nach einer handschriftlichen Vorlage im lithographischen Verfahren gedruckt wurde:
    Yûsuf İbn-i-Mûsa Balıkesrî <Müneccimzâde>: Cedvel-i marifet-i tahvîl-i sâl ve tevârîh-i meşhûre. İstanbul: Mekteb-i Fünûn-ı Harbiye Matbaası, 1841.  (A.or. 5789)
  • Besonders gerne wurde die Steindrucktechnik für illustrierte Volkserzählungen verwendet. Die in Istanbul angesiedelte Volkserzählung vom Nachtwächter Bekci Bâbâ enthält reizende Illustrationen:
    Bekci Bâbâ destânı. Istanbul, ca. 1875.  (A.or. 5768 f)
  • Diese illuminierte und teilweise handkolorierte Steindruckausgabe des populären arabischen Pilgergebetbuches Dalāʾil al-ḫairāt, kalligraphiert von Seyyid Halîl Şükrî, folgt gänzlich dem Layout einer islamischen Handschrift und ist in einen schönen Lackeinband gebunden:
    Muḥammad Ibn-Sulaimān al Ǧazūlī: Delâil ül-hayrât. Istanbul: Dâr üt-Tıbâat il-Âmire, 1264 [hicrî] = [1848].  (Res/A.or. 97.276)
  • Diese Koranausgabe wurde auf der Grundlage einer von Hâfız Osmân kalligraphierten Handschrift in einem modernisierten Steindruckverfahren hergestellt:
    [Qurʾān]. İstanbul: Matbaa-ı Osmanîye, 1304 [hicrî] = 1886.  (A.or. 558 o)

Osmanischtürkische Drucke in griechischer Schrift

  • Eine Geschichte Alexanders des Großen und seiner Feldzüge:
    Aleksandros Makedonyalı meşhur padişahın eyyam-i padişahlığında ettiği seferlerin ve cenklerin, ve min evvelinden el ahirinedek, yani doğduğu günden vefatine kadar nasıl ve ne tarzile gelip geçtiğinin nakliyeti. Istanbolda: Ohannes Deruanç Basmahanesinde, 1871.  (A.or. 92.1688)

Osmanischtürkische Drucke in armenischer Schrift

Geschichte der türkischen Sammlung

Anfänge im 16. Jahrhundert

Wie die arabische Sammlung geht auch die türkische Sammlung auf die Gründung der Münchner Hofbibliothek im Jahr 1558 durch Herzog Albrecht V. zurück. Den Gründungsbestand dieser Hofbibliothek bildete die Privatbibliothek des Diplomaten und Orientalisten Johann Albrecht Widmanstetter (1506 – 1557). Neben den ca. 50 arabischen Handschriften soll es in seiner Bibliothek auch sieben türkische gegeben haben. Diese konnten jedoch bisher nicht identifiziert werden.

17. und 18. Jahrhundert

In diesen beiden Jahrhunderten sind kaum türkische Handschriften in die Münchner Hofbibliothek gelangt. Lediglich aus der „Türkenbeute“ im Gefolge der Eroberung von Ofen 1686 gab es einen geringen Zuwachs. Die sogenannten Müteferrika-Drucke (1729 – 1742) sind erst im 19. und 20. Jahrhundert gekauft worden bzw. mit der Bibliothek Quatremère in die Hofbibliothek gelangt.

19. Jahrhundert

Von den Umbrüchen, Kriegen und politischen Krisen des 19. Jahrhunderts konnte die türkische Sammlung nur wenig profitieren. Zwar kamen im Zuge der Säkularisation (1803) und infolge der Bestimmungen des Wiener Kongresses (1814/1815) einige türkische Handschriften (u. a. Cod.turc. 266) und Drucke in die Hofbibliothek, doch erst der Ankauf der Bibliothek des französischen Orientalisten Etienne-Marc Quatremère (1782 – 1857) mit ihren großen Fonds an islamischen Handschriften (1 250 Bände) und Drucken brachte für die türkische Sammlung mit 200 türkischen Handschriften einen großen essentiellen und zahlenmäßigen Zuwachs. Auch dem ehemaligen Leibarzt des ägyptischen Vizekönigs, Franz Pruner (1808 – 1882), verdankt die Sammlung einige türkische Codices. Unter den aus der Bibliothek Quatremère stammenden Handschriften und Drucken sind hervorzuheben:

2 Müteferrika-Drucke aus der Bibliothek Quatremère:

  • Nazmîzâde Murtazâ: Gülşen-i hulefâ. Kostantınîye, 1143 [hicrî] = [1731].  (Res/2 A.or. 402)
  • Füyûzât-ı mıknâtisîye. Kostantınîye, 1144 [hicrî] = [1732].  (A.or. 5825)

In den beiden Jahrzehnten danach konnten erstmals einigermaßen kontinuierlich türkische Handschriften und Drucke von den zahlreichen Orientreisenden, aus Gelehrtenbibliotheken und aus dem Buchhandel erworben werden. Aus der Bibliothek des polnisch-russischen Orientalisten und Turkologen Anton Osipovič Muchlinskij (polnische Namensform: Antoni Muchliński, 1808 – 1877) gelangten ca. zwei Dutzend türkische Handschriften in die Münchner Hofbibliothek. Nicht wenige türkische Handschriften erhielt die Hofbibliothek von Privatpersonen als Geschenk. Parallel zu den Handschriften stieg die Zahl der türkischen Drucke ebenfalls an, darunter auch eine Reihe von lithographischen Drucken (Steindrucken).

2 seltene Steindrucke:

  • Steindruck mit Städtentfernungen in Europa, Asien und Nordafrika:
    İbrahim Edhem: Ebâd-ı büldân cedveli: Bahr-i Sîyâhda kâin Batûmdan İngiltereye kadar, Avrupa, Asya ve Afrika sevâhillerinde bulunan meşâhîr-i büldânın arz ve tulleriyle birbirlerine olan bude-i mesâfelerine hâvî ebâd-ı büldân cedvelidir. İstanbul, 1288 [hicrî] = [1871].  (A.or. 6942 n)
  • Steindruck mit Daten der Bevölkerungsstatistik Istanbuls vom April 1885:
    Nezâret-i Umûr-ı Dâhilîye; Sicill-i Nüfûs İdâre-i Umûmîyesi: Dersaâdet ve Bilâd-i Selâse nüfûs-ı umûmîsine mahsûs istatistik cedvelidir: sene-i rûmî-i 1301 gâye-i mârt. İstanbul: Matbaa-ı Osmânîyede tabʿ olınmuşdur, 1301 [rûmî-mâlî] = [1885].  (4 A.or. 3522)

20. Jahrhundert

Die militärische Zusammenarbeit Deutschlands mit dem Osmanischen Reich ließ im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert das Interesse an türkischen Büchern und Periodika auch im Königreich Bayern stark anwachsen. So kam es in den zwei Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg zu einer erheblichen Zunahme von türkischen Büchern, Zeitschriften und Karten in der Münchner Hof- und Staatsbibliothek. Auch das Musikleben des späten osmanischen Reiches ist durch einschlägige Literatur und eine Reihe von Notendrucken der türkischen Kunstmusik gut dokumentiert.

  • Musikdruck:
    Neyzen Rıza Bey: Düşeyim der iken eyvâh vefâlısına. İstanbul, ca. 1890.
  • Die Bautätigkeit der osmanischen Sultane in Mekka und Medina:
    Mehmed Emin el-Mekki: Hulefâ-i izâm-i osmânîye hazerâtının haremeyn-i şerîfeyndeki âsâr-i mebrûre ve meşkûre-i hümâyûnlarından bâhis tarîhî bir eser. İstanbul, 1318 [hicrî] = [1900].
  • Atlas:
    Çığıraçan, İbrâhîm Hilmî: Memâlik-i osmânîye ceb atlası. İstanbul, 1323 [hicrî] = [1905].
  • Universallexikon:
    Şemseddin Sâmi: Kâmûs ül-a'lâm. İstanbul, 1306 – 1316 [hicrî] = [1889 – 1898]. 6 Bände
  • Literaturgeschichte:
    Ebüzziya Tevfik: Nümûne-i edebîyat-ı osmânîye. Kostantınîye, 1329 [mâlî-rûmî] = [1913].
  • 1. Weltkrieg-Druck:
    Mahmud Muhtar Paşa: Üçüncü Kolordunun ve İkinci Şark Ordusunun muhârebâtı. Dersaâdet, 1331 [mâlî-rûmî] = [1915].

In der Zeit vor dem 1. Weltkrieg und zwischen den beiden Weltkriegen war es in erster Linie die Leipziger Firma Harrassowitz, die den größten Teil der Neuerwerbungen aus dem türkischen Kulturkreis geliefert hat. In den 1920er und 1930er Jahren konnte Harrassowitz sogar aus Zentralasien einige wichtige Zeugen der tschagataischen Buchproduktion beschaffen:

  • Mullā Mīrzā Aḥmad Ibn-Mīrzā Karīm: Gül ü Bülbül. Taškent, 1332 [hiǧrī] = [1914].
  • Hazînî: Bayaz-i Hazini. Taškent, 1333 [hiǧrī] = [1915]

Auch nach dem 2. Weltkrieg war die Buchhandlung Harrassowitz (jetzt in Wiesbaden ansässig) viele Jahre lang die einzige deutsche Buchhandlung, die in der Lage war, wissenschaftlich relevantes Schrifttum aus dem Vorderen und Mittleren Orient und aus der Türkei kontinuierlich zu liefern. Die Wiesbadener Orientbuchhandlung nutzte in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren die Gunst der Stunde und kaufte viele antiquarische Drucke aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, darunter Müteferrika-Drucke und viele Ausgaben von osmanischen Jahrbüchern. So konnte die Bayerische Staatsbibliothek, die zu dieser Zeit finanziell wesentlich besser ausgestattet war als vor dem 2. Weltkrieg, nachträglich buchgeschichtlich bedeutsame Drucke und wichtige Quellenwerke aus dem Osmanischen Reich erwerben. Die verbesserte Etatsituation ermöglichte es in dieser Zeit auch, beim Kauf der türkischen Neuerscheinungen (Büchern und Zeitschriften) das Erwerbungsspektrum erheblich zu erweitern. Ein Strukturwandel im Buchhandel der Türkei in der Mitte der 1980er Jahre ermöglichte es, Bücher und Zeitschriften jetzt direkt von leistungsfähigen türkischen Buchhändlern in Istanbul oder Ankara zu beziehen.

Nach der Gründung der ersten türkischen Privatuniversität Bilkent (Ankara 1984) wurden in den darauffolgenden 25 Jahren in vielen türkischen Städten zahlreiche private und staatliche Universitäten gegründet. Dieser Umstand und die positive wirtschaftliche Entwicklung in diesem Zeitraum führten zu einer starken Zunahme von wissenschaftlich relevanter Literatur in der Türkei. Dabei spielten – und spielen – Bildbände, Kongressschriften und Ausstellungskataloge, die von privaten (Stiftungen, Firmen) und öffentlichen (Ministerien, Provinzverwaltungen, Stadtverwaltungen) Sponsoren subventioniert und herausgegeben werden, eine besondere Rolle. Während im Bereich der türkischen Belletristik E-Book-Ausgaben bereits eine gewisse Rolle spielen, ist dies bisher im wissenschaftlichen Verlagswesen nicht der Fall.

Literatur

Reismüller, Georg: Hundert Jahre Bayerische Staatsbibliothek im Dienste der Wissenschaft vom Orient. In: Die Bayerische Staatsbibliothek in den letzten hundert Jahren. München, 1932. S. 25-30.

Grönbold, Günter: Die orientalischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Bibliotheksforum Bayern 9 (1981), S. 68-84.

Rebhan, Helga: The Bavarian State Library in Munich. In: Gierlichs, Joachim; Hagedorn, Annette (Hrsg.): Islamic Art in Germany. Mainz am Rhein: Zabern, 2004. S. 157-160.

Rebhan, Helga: Die Bayerische Staatsbibliothek in München (BSB). In: Gierlichs, Joachim; Hagedorn, Annette (Hrsg.): Islamische Kunst in Deutschland. Mainz am Rhein: Zabern, 2004. S. 157-160.

Rebhan, Helga: Ausstellungen orientalischer und asiatischer Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Griebel, Rolf; Ceynowa, Klaus (Hrsg.): Information, Innovation, Inspiration: 450 Jahre Bayerische Staatsbibliothek. München: Saur, 2008. S. 639-665.

Rebhan, Helga: Die Bibliothek Johann Albrecht Widmanstetters. In: Schmid, Alois (Hrsg.): Die Anfänge der Münchener Hofbibliothek unter Albrecht V. München: Beck, 2009. S. 112-131.

Rebhan, Helga: Die Wunder der Schöpfung: Ausstellung von Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek aus dem islamischen Kulturkreis vom 16. September bis 5. Dezember 2010. In: Bibliotheksmagazin (2010) 3, S. 61-64.

Ceynowa, Klaus; Rebhan, Helga; Tabery, Thomas: Orientalische Prachthandschriften auf iPad und iPhone: Neue App der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Bibliotheksforum Bayern 5 (2011), S. 180-183.

Rebhan, Helga: Emil Gratzl als Orientalist. In: Haller, Klaus; Kempf, Klaus (Hrsg.): Sammeln und Erwerben an der Bayerischen Staatsbibliothek: In memoriam Emil Gratzl (1877 – 1957). Wiesbaden: Harrassowitz, 2011. S. 79-82.

Rebhan, Helga: Eine Erbschaft, eine Schenkung und Auktionen: Handschriften-Neuerwerbungen für die Orient- und Asienabteilung. In: Bibliotheksmagazin (2013) 1, S. 3-9.

Rebhan, Helga: 500 Jahre arabischer Buchdruck. In: Bibliotheksmagazin (2014) 3, S. 34-40.

Rebhan, Helga: Orientalische und asiatische Handschriften und seltene Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Ceynowa, Klaus; Hermann, Martin (Hrsg.): Bibliotheken: Innovation aus Tradition: Rolf Griebel zum 65. Geburtstag. Berlin: De Gruyter Saur, 2014. S. 322-333. Verfügbar unter: http://dx.doi.org/10.1515/9783110310511 [Zugriff am 21.03.2016].

Rebhan, Helga: Collecting Islamic manuscripts at the Munich Court Library in the nineteenth century. In: Liebrenz, Boris; Rauch, Christoph (Hrsg.): Manuscripts, politics and Oriental studies. Leiden: Brill, 2019. S. 197-227.

Ausstellungen

Gratzl, Emil: Katalog der Ausstellung von Handschriften aus dem Islamischen Kulturkreis im Fürstensaal der k. Hof- u. Staatsbibliothek. München, 1910.

Dachs, Karl (Hrsg.): Erwerbungen aus drei Jahrzehnten: 1948 – 1978: Bayerische Staatsbibliothek: abendländische und orientalische Handschriften, Inkunabeln und seltene Drucke, Noten und Landkarten: Ausstellung April – Juli 1978. Wiesbaden: Reichert, 1978.

Dachs, Karl (Hrsg.): Das Buch im Orient: Handschriften und kostbare Drucke aus zwei Jahrtausenden: Ausstellung, 16. November 1982 – 5. Februar 1983. Wiesbaden: Reichert, 1982.

Dachs, Karl (Hrsg.): Thesaurus librorum: 425 Jahre Bayerische Staatsbibliothek: Ausstellung München 18. August – 1. Oktober 1983 = 425 years Bavarian State Library: exhibition. Wiesbaden: Reichert, 1983.

Rebhan, Helga; Riesterer, Winfried: Prachtkorane aus tausend Jahren: Handschriften aus dem Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München: Ausstellung 7. Oktober – 28. November 1998. München: Bayerische Staatsbibliothek, 1998.

Noichl, Elisabeth (Hrsg.): Schrift-Stücke: Informationsträger aus fünf Jahrtausenden: eine Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek und des Bayerischen Hauptstaatsarchivs: München, 19. Juli – 20. September 2000. München: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns; Bayerische Staatsbibliothek, 2000.

Kreiser, Klaus (Hrsg.): The beginnings of printing in the Near and Middle East: jews, christians and muslims. Wiesbaden: Harrassowitz, 2001.

Hanebutt-Benz, Eva; Glass, Dagmar; Roper, Geoffrey (Hrsg.): Middle Eastern languages and the print revolution = Sprachen des Nahen Ostens und die Druckrevolution: a cross-cultural encounter: a catalogue and companion to the exhibition: Gutenberg Museum Mainz. Westhofen: WVA-Verlag Skulima, 2002.

Rebhan, Helga (Hrsg.): Wertvolle orientalische Handschriften und seltene Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek = Precious Oriental manuscripts and rare printed books of the Bavarian State Library: 26th MELCOM International Conference, 24 – 26 May 2004: Ausstellung 24.05. – 18.06.2004. München: Bayerische Staatsbibliothek, 2004.

Fabian, Claudia (Hrsg.): Kulturkosmos der Renaissance: die Gründung der Bayerischen Staatsbibliothek: Katalog der Ausstellung zum 450-jährigen Jubiläum 7. März bis 1. Juni 2008 ... Wiesbaden: Harrassowitz, 2008.

Rebhan, Helga (Hrsg.): Die Wunder der Schöpfung = The wonders of creation: Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek aus dem islamischen Kulturkreis = Manuscripts oft the Bavarian State Library from the Islamic world: Ausstellung 16. September bis 5. Dezember 2010. Wiesbaden: Harrassowitz, 2010.

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