Handgezeichnete Karten

Überblick

Der heterogene Bestand von mehr als 750 handgezeichneten Karten und Plänen umfasst acht Portulane, zwei Globen, Weltkarten, Atlanten und Einzelkarten, insbesondere zu Bayern, vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. Der Bestand ist unter der Signatur „Cod.icon.“ aufgestellt und in BSB DISCOVER! sowie einer Spezialdatenbank nachgewiesen.

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Globen

Portulane

Die acht Portulane (handgezeichnete Seekarten) zählen zu den Spitzenwerken dieser Sammlung. Aufgrund ihrer Seltenheit und Bedeutung sind sie von herausragendem Wert für die Forschung. Sie tragen die Signaturen Cod.icon. 130, 131, 132, 133, 136, 137, 140, 162 k und Cod.turc. 431 und stammen aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert. Lediglich Cod.icon 162 k wurde erst 1707 in Malta angefertigt. Neben den Küsten des Mittelmeerraums sind auf einzelnen Blättern auch die Küsten der neuen Welt in erstaunlicher Genauigkeit abgebildet.

Der älteste Portulan (Cod.icon. 130) stammt von dem Genueser Kartografen Battista Beccario. Er entstand 1476 in Ligurien.

Der Portulanatlas von Fernão Vaz Dourado (Cod.icon. 137), 1580 in Goa gezeichnet, gehört zu den kartografischen Meisterwerken dieser Epoche.

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Literatur

Kupčik, Ivan; Kunstmann, Friedrich: Münchner Portolankarten: „Kunstmann I – XIII“ und zehn weitere Portolankarten. Überarbeitete und ergänzte Neuausgabe des Originalwerkes von Friedrich Kunstmann aus dem Jahr 1859 (…). München, 2000.

Wolff, Hans: Die Münchener Portolankarten einst und heute. In: America: das frühe Bild der Neuen Welt. München, 1992. S. 127-144.

Seeatlas von Battista Agnese

Zu den Spitzenstücken der handgezeichneten Karten der Bayerischen Staatsbibliothek zählt der Seeatlas des Genueser Kartografen Battista Agnese, der 1541/42 in Venedig erschien. In dem kleinen, luxuriös ausgestatteten Band ist sowohl die Alte wie die Neue Welt kartografisch erfasst und der direkte Bezug zu den Entdeckungsreisen Magellans und Pizarros sichtbar (Cod.icon. 136).

Seeatlas des Genueser Kartografen Battista Agnese  (Cod.icon. 136)

Literatur

Baumgärtner, Ingrid: Die Portolan-Atlanten des Battista Agnese. In: Bischoff, Michael; Lüpges, Vera; Crom, Wolfgang (Hrsg.): Kartographie in der Frühen Neuzeit: Weltbilder und Wirkungen. Marburg, 2015. S. 19-36.

Handzeichnungen des Kartografen Philipp Apian

Mit den Handzeichnungen zur Großen Karte von Bayern (Cod.icon. 142), die der Kartograf Philipp Apian (1531 – 1589) zwischen 1554 und 1561 anfertigte, besitzt die Bayerische Staatsbibliothek die einzig erhaltenen Überreste dieser ursprünglich 6 x 6 Meter großen Wandkarte. Sechs von ursprünglich 16 handgezeichneten Rollen sind erhalten. Sie stellen eine Quelle von herausragendem Wert dar und sind zentraler Teil des Nachlasses von Philipp Apian, den die Bibliothek verwahrt.

Die Karte war neben den beiden Globen Bestandteil der Ausstattung der Hofbibliothek in der Zeit ihres Gründers, Herzog Albrechts V. Zum Nachlass des Kartografen gehören das Manuskript zur Topographie von Bayern (Apiana Nr. 1 – 5 und Clm 1243), die Vorzeichnungen zum bayerischen Kartenwerk und zur Topographie (Cgm 5379) sowie eine Sammlung von Wappen (Cgm 2287).

Eine verkleinerte Fassung dieser Karte erschien 1568 als „Bairische Landtaflen“ (Hbks/F 15 b) im Druck.
Bairische Landtaflen  (Druckversion von 1568, Hbks/F 15 b)

Handzeichnungen:
Teil 1  |  Teil 2  |  Teil 3  |  Teil 4  |  Teil 5  |  Teil 6  |  Teil 7

Ortsansichten

Repertorium Apiana (Nachlass)

Literatur

Jahn, Cornelia: Die Gründung der Münchener Hofbibliothek und ihre Ausstattung. In: Die Vermessung Bayerns: 450 Jahre Philipp Apians Große Karte. München, 2013. S. 197-202.

Jahn, Cornelia: Zum Nachlass Philipp Apians. In: Die Vermessung Bayerns: 450 Jahre Philipp Apians Große Karte. München, 2013. S. 203-207.

Philipp Apian und die Kartographie der Renaissance. Weißenhorn, 1989. Bayerische Staatsbibliothek: Ausstellungskataloge. 50.

Handgezeichnete Karten aus der Mannheimer Hofbibliothek

Aus der reichen Sammlung der Mannheimer Hofbibliothek stammen u. a. die folgenden illustrierten Kartenwerke:

  • Dudley, Robert: Arcano del mare. 3 Bände. Florenz 1636 (Cod.icon 138 – 140 inkl. Portulan)
    Die eigenhändigen Entwürfe des englischen Ingenieurs und Kartografen, der seit 1606 im Dienst des toskanischen Großherzogtums stand, bestechen durch ihre lebendige Darstellung und dokumentieren die hier erstmals angewandte sogenannte Mercator-Projektion.
  • „Atlas de France“, ein 12 Bände umfassender, auf Pergament handgezeichneter Atlas von Frankreich mit einer Übersichtskarte und 87 Spezialkarten aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (Cod.icon. 143 – 154)
  • 24 illuminierte Heerespläne der französischen Truppen aus dem Pfälzischen Erbfolgekrieg 1690 (Cod.icon. 155 – 159)

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