Ostasiatische Handschriften
Überblick
Die ostasiatische Sammlung umfasst etwa 3 250 Handschriften in den Sprachen Koreanisch, Japanisch, Nachi und Chinesisch. Rein quantitativ bildet die Gruppe der chinesischen Handschriften mit mehr als 3 000 die größte Gruppe, gefolgt von Japanisch (knapp 100) und Koreanisch (75). Demgegenüber befinden sich lediglich 9 Nachi-Handschriften (Cod.Nachi) im Bestand.
Übersicht nach Sprachen
Koreanische Handschriften – Cod.cor.
Bei diesem Handschriftenfonds handelt es sich erwerbungsgeschichtlich um einen recht jungen, da erst ab 1982 mit dem Kauf koreanischer Handschriften begonnen wurde. Unter den bereits katalogisierten Büchern befindet sich u. a. eine um etwa 1700 entstandene Miniaturen-Handschrift mit Kalligraphien der Yi-Dynastie (Cod.cor. 26) sowie ein etwa zeitgleich verfasster Handatlas.
Handatlas (Cod.cor. 72)
Japanische Handschriften – Cod.jap.
Bei den Codices japonici handelt es sich überwiegend um bibliophile Handschriften und auch Drucke, die teilweise nur schwer von Handschriften unterscheidbar sind. Der Entstehungszeitraum dieser Stücke umfasst das 12. bis 19. Jahrhundert. Unter den frühen japanischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek ragen mehrere Stücke heraus, u. a. eine buddhistische Sutrenhandschrift von 763 (Cod.jap. 20), eine prachtvolle Sutrenrolle von ca. 1150 – 1172 mit Goldschrift auf dunkelblauem Papier (Cod.jap. 13) oder zwei Sutrenrollen zur Ikonographie des Shingon-Buddhismus von ca. 1350 (Cod.jap. 12, Cod.jap. 15).
Ein besonderes Juwel ist die um 1615 als Hochzeitsgeschenk für ein Mitglied der Tokugawa-Familie entstandene Prachthandschrift des Genji monogatari (Cod.jap. 18). Die dunkelblauen Umschläge zeigen Szenen aus diesem berühmten Roman in Gold und Silber, der Text ist in eleganter Kalligraphie ausgeführt. Auch das zwischen 1673 und 1681 entstandene, reich illustrierte Genji kokagami, eine Kurzfassung des Genji monogatari, ist kunstvoll und sorgfältig ausgeführt (Cod.jap. 14).
Genji monogatari (Cod.jap. 18)
Genji kokagami (Cod.jap. 14)
Chinesische Handschriften – Cod.sin.
Unter den insgesamt etwa 3 000 chinesischen, in der Zeit vom 7. bis 19. Jahrhundert entstandenen Handschriften befinden sich u. a. verschiedene buddhistische und daoistische Texte, volkstümliche Schriften sowie Erlasse, Urkunden und Verträge. Besonders hervorzuheben sind drei tangzeitliche (618 – 907) Schriftrollen aus Dunhuang (Cod.sin. 4, Cod.sin. 89 und Cod.sin. 90). Den größten Teil der chinesischen Handschriften bilden die rund 2 800 in chinesischer Schrift verfassten, überwiegend religiösen Texte des in Südchina, Thailand, Laos und Vietnam beheimateten Volkes der Yao.
Bei einem kleineren Teil der als Codices sinici aufgestellten Bücher handelt es sich nicht um Handschriften, sondern um Drucke, von denen solche der in China im 17. Jahrhundert als Missionare tätigen Jesuiten besonders erwähnenswert sind (Sino-Jesuitica; u. a. Cod.sin. 23, Cod.sin. 24 und Cod.sin. 31). Auch eine Ehrenurkunde (Feng tian chi yu / Titulus honorificus) des Shunzhi-Kaisers an Johann Adam Schall von Bell (Cod.sin. 112) gehört zu den herausragenden Stücken der Altsinica-Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek.
Jin gang ban ruo bo luo mi duo jing: can juan (Cod.sin. 4)
Aleni, Giulio: Tian zhu jiang sheng chu xiang jing jie (Cod.sin. 23)
Ferdinand Verbiest: I hsiang t'u. Liber organicus Astronomiae Europeae apud Sinas restitutae (Cod.sin. 24)
Antonio de Gouveia et al.: Innocentia victrix (Cod.sin. 31)
Feng tian chi yu. Titulus honorificus: Ehrenurkunde des Shunzhi-Kaisers an Johann Adam Schall von Bell (Cod.sin. 112)
Geschichte der kaiserlichen Familie in Vietnam (Cod.sin. 215)
Jiu huan mi yu. Geheime Anweisungen miyu für Rituale zur Abwehr von Krankheiten und zur Erlösung der Toten (Cod.sin. 608)
(Yi ben) zhao bing ke. Liturgie in siebensilbigen Versen für ein Ritual zur Rekrutierung von „Geistersoldaten“ (Cod.sin. 823)
Digitale Sammlungen Ostasien der Bayerischen Staatsbibliothek