Abendländische Handschriften
- Überblick
- Lateinische Handschriften – Clm
- Deutschsprachige Handschriften – Cgm
- Griechische Handschriften – Cod.graec.
- Französischsprachige Handschriften – Cod.gall.
- Italienischsprachige Handschriften – Cod.ital.
- Spanisch- und portugiesischsprachige Handschriften – Cod.hisp.
- Slawische Handschriften – Cod.slav.
- Englischsprachige Handschriften – Cod.angl.
- Sonstige Handschriften in europäischen Sprachen
- Musikhandschriften
- Fragmente
- Codices iconographici – Cod.icon.
- Handschriftliche Bibliothekskataloge – Cbm Cat.
- Libri impressi cum notis manuscriptis – L.impr.c.n.mss.
Überblick
Die Sammlung der abendländischen Handschriften aus der Zeit vom 6. bis zum 20. Jahrhundert umfasst rund 38 000 Codices, darunter v. a. gut 17 000 lateinische und 13 000 deutsche Handschriften, daneben aber auch mehr als 1 000 französische, 950 italienische, 650 griechische, 145 spanische und portugiesische sowie 124 slawische. Hinzu kommen mehr als 1 250 Bilderhandschriften (Codices iconographici), ein kleiner Teil der Musikhandschriften, mehr als 2 600 handschriftliche Bibliothekskataloge und ein großer Bestand an gedruckten Büchern mit handschriftlichen Bemerkungen namentlich bekannter Personen (Libri impressi cum notis manuscriptis). Etwa 3 600 mittelalterliche, von ihren Trägerbänden abgelöste Fragmente sind in dieser Zahl noch nicht enthalten, da sie separat gezählt werden. Insgesamt stammen mit gut 16 000 mehr als 40 Prozent aller abendländischen Handschriften aus dem Mittelalter. Diese sind inzwischen sämtlich über in BSB DISCOVER! recherchierbar.
Provenienzen
Die wichtigsten Provenienzen bilden zum einen die Handschriften der beiden wittelsbachischen Fürstenbibliotheken in München und Mannheim, zum anderen jene aus ehemals geistlichem Besitz. So stammen aus Mannheim rund 1 100 Codices, unter ihnen die meisten und wertvollsten französischen Handschriften. Aus altbayerischen Klöstern kam im Zuge der Säkularisation ebenfalls reicher Zuwachs. An der Spitze steht hierbei Tegernsee mit 1 680 Handschriften, gefolgt von Benediktbeuern mit 600, den Dombibliotheken von Freising (400), Passau und Salzburg sowie Beständen aus der mediatisierten Reichsstadt Regensburg mit der Stadtbibliothek und mehreren Klosterbibliotheken, voran St. Emmeram mit 1 110 lateinischen und deutschen Handschriften. Die unterschiedlichen Provenienzen der Handschriften sind dank der Ordnung von Johann Andreas Schmeller (1785 – 1852) noch heute weitgehend an den Signaturen ablesbar.
Lateinische Handschriften – Clm
Der Bestand an lateinischen Handschriften (Codices latini monacenses – Clm) ist mit annähernd 17 300 Bänden der zahlenmäßig umfangreichste und neben dem der deutschsprachigen und griechischen Handschriften auch der bedeutsamste. Rund 11 000 – und somit knapp zwei Drittel – stammen aus dem Mittelalter. Die Ordnung der Handschriften und die damit verbundene Signaturen-Abfolge geht auf die Arbeit des Bibliothekars Johann Andreas Schmeller zurück.
Herausragende Stücke
Herausragende Stücke des Bestands sind das aus dem 6. Jahrhundert stammende „Breviarium Alarici“ (Clm 22501), ein „Purpur-Evangeliar“ aus dem ersten Viertel des 9. Jahrhunderts (Clm 23631), der in der Hofschule Karls des Kahlen um 870 entstandene „Codex aureus von St. Emmeram“ (Clm 14000), das „Evangeliar Kaiser Ottos III.“ aus der Zeit um 1000 (Clm 4453) sowie das nur wenig später entstandene „Perikopenbuch Kaiser Heinrichs II.“ (Clm 4452) und das für ihn hergestellte „Sakramentar“ (Clm 4456); des weiteren der um 1025 entstandene „Uta-Codex“ (Clm 13601), das „Scheyerer Matutinalbuch“ (Clm 17401), die weltberühmte Handschrift der „Carmina Burana“ (Clm 4660) oder – als Beispiel für eine neuzeitliche lateinische Handschrift – das sogenannte „Gebetbuch Kurfürst Maximilians I. von Bayern“ (Clm 23640).
Breviarium Alarici (Clm 22501)
Purpur-Evangeliar (Clm 23631)
Codex aureus von St. Emmeram (Clm 14000)
Evangeliar Ottos III. (Clm 4453)
Perikopenbuch Kaiser Heinrichs II. (Clm 4452)
Sakramentar (Clm 4456) (Einband in 3D auf „bavarikon – Kultur und Wissensschätze Bayerns“)
Uta-Codex (Clm 13601)
Scheyerer Matutinalbuch (Clm 17401(1)
Carmina Burana (Clm 4660)
Weltdokumentenerbe der UNESCO
Besonders erwähnenswert sind neben den drei Reichenauer Handschriften auch die sechs lateinischen (und zwei griechischen) Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, die aufgrund ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zur „Bibliotheca Corviniana“ in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurden.
Weltdokumentenerbe der UNESCO
Reichenauer Handschriften
Münchner Corvinen
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Deutschsprachige Handschriften – Cgm
Das Fach der Codices germanici monacenses (Cgm) umfasst gut 13 000 Handschriften vom 9. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nach den lateinischen Handschriften stellt es den zweitgrößten Bestand dar.
Mittelalterliche Handschriften
Die circa 1 460 mittelalterlichen Handschriften (sowie knapp 670 mittelalterliche Handschriftenfragmente) überliefern einen bedeutenden Ausschnitt aus dem Spektrum der Literatur dieser Zeit. Einen Schwerpunkt bilden die althochdeutschen Texte. Als ein herausragendes Beispiel sei die „Evangelienharmonie“ Otfrieds von Weißenburg genannt (Cgm 14, geschrieben Anfang des 10. Jahrhunderts in Freising). Ein bedeutendes Werk aus dem altniederdeutschen bzw. altsächsischen Sprachbereich ist die in Stabreimen verfasste Bibeldichtung „Heliand“ (Cgm 25, geschrieben Mitte des 9. Jahrhunderts in Corvey).
Wichtige deutsche Texte aus dieser Zeit finden sich aber öfter in lateinischen Handschriften als Nachträge u. ä., so zum Beispiel das „Wessobrunner Gebet“ (Clm 22053) und das „Muspili“ (Clm 14098). Der andere Schwerpunkt liegt auf der mittelhochdeutschen höfischen Epik. Genannt seien hier Handschriften des „Parzival“ (Cgm 19, um 1240 – 1250) und des „Tristan“ Gottfrieds von Straßburgs (Cgm 51, um 1240 – 1250). Berühmt sind auch die Handschrift A des „Nibelungenliedes“ (Cgm 34, letztes Viertel 13. Jahrhundert) und die aus dem 15. Jahrhundert stammende „Ottheinrich-Bibel“ (Cgm 8010).
Ottfried von Weißenburg: Evangelienharmonie (Cgm 14)
Heliand (Cgm 25)
Wessobrunner Gebet (Clm 22053)
Muspili (Clm 14098)
Wolfram von Eschenbach: Parzival (Cgm 19)
Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde (Cgm 51)
Nibelungenlied (Cgm 34)
Ottheinrich-Bibel (Cgm 8010)
Neuzeitliche Handschriften
Unter den neuzeitlichen Handschriften finden sich Autographen bekannter Persönlichkeiten wie Martin Luther („Ermahnung zum Frieden“, April 1525; Cgm 4101), Adalbert Stifter („Der Nachsommer“, Cgm 8072) und Richard Wagner („Die hohe Braut“, Entwurf für ein Opernlibretto; Cgm 9366 a und Cgm 9366 b). Neben derartigen Werkmanuskripten sind es vor allem auch Briefkonvolute – etwa von Richard Wagner (u. a. Cgm 7367, 8839 und 9425) –, die unter den Cgm-Signaturen eingereiht wurden.
Martin Luther: Ermanunge zum fride (Cgm 4101)
Adalbert Stifter: Der Nachsommer (Cgm 8072)
Richard Wagner: Prosaentwurf der Operndichtung „Die hohe Braut“ (Cgm 9366 a)
Richard Wagner: 127 Briefe und 1 Karte an Mathilde Maier (Cgm 8839)
Autographen und Nachlässe
Autographen und Teile aus Nachlässen sind sowohl unter Cgm-Signaturen aufgestellt wie unter „Ana“, „Autogr.“ oder „Fasc.germ.“.
Weitere Informationen und Übersicht der Nachlässe
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Griechische Handschriften – Cod.graec.
Die griechischen Handschriften (Codices graeci 1 – 651) sind mit derzeit 680 Einheiten (einschließlich 21 Fragmenten) der größte Bestand in Deutschland. Sie sind überwiegend theologischen Inhalts, aber auch die meisten klassischen Autoren sind vertreten. Sie entstanden zwischen dem 10. und 19. Jahrhundert, viele stammen aus byzantinischer Zeit, vor der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453.
Herausragende Stücke
Herausragende Stücke des Bestands sind u. a. eine aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammende Abschrift der „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ von Thukydides (Cod.graec. 430) und die für die Demosthenes-Überlieferung sehr bedeutsame Handschrift Cod.graec. 85. Hervorzuheben sind hier auch die erst im Jahre 2012 entdeckten Psalmenhomilien des Origenes (Cod.graec. 314).
Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (Cod.graec. 430)
Psalmenhomilien des Origenes (Cod.graec. 314)
Provenienzen
Der in der Regel nach Formaten getrennt aufgestellte Bestand gliedert sich in fünf Teile:
- Cod.graec. 1 – 320: Handschriften aus verschiedenen größeren und kleineren Sammlungen (erworben bis spätestens 1783), darunter 186 aus der Bibliothek Johann Jakob Fuggers und 14 aus der Sammlung Johann Albrecht Widmannstetters. 25 hatten sich zuvor im Besitz des Petrus Victorius befunden.
- Cod.graec. 321 – 323: bezüglich des Zeitpunktes ihrer Erwerbung nicht exakt einzuordnen.
- Cod.graec. 324 – 347: Diese Bände kamen erst nach 1803, hauptsächlich aus der Mannheimer Hofbibliothek und den säkularisierten Klöstern, in die Münchner Hofbibliothek.
- Cod.graec. 348 – 574: stammen aus der Stadtbibliothek Augsburg, von wo sie nach der Mediatisierung Augsburgs im Jahre 1806 an die damalige Münchner Hofbibliothek überführt wurden.
- Ab Cod.graec. 575: Neuerwerbungen seit Erscheinen des letzten Bandes des von Ignaz Hardt bearbeiteten Katalogs (1812). Diese wurden unabhängig vom Format in der Abfolge ihres Eintreffens aufgestellt und sind in dem 2014 im Druck erschienenen Katalog von Friederike Berger beschrieben.
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Französischsprachige Handschriften – Cod.gall.
Die Codices gallici (Cod.gall.) bilden einen Bestand von mehr als 1 000 französischsprachigen Handschriften aus dem 14. bis 20. Jahrhundert, darunter ca. 50 mittelalterliche.
Bekannteste Stücke
Zu den bekanntesten, reich mit Buchmalerei ausgestatteten Stücken zählen der „Münchner Boccaccio“ (Cod.gall. 6) und der in französischer Sprache geschriebene und mit englischer Buchmalerei reich ausgestattete „Psalter der Königin Isabella von England“ (Cod.gall. 16), das für Herzog Philipp den Guten von Burgund (1419 – 1467) hergestellte „Gebetbuch“ (Cod.gall. 40) sowie der aus dem 17. Jahrhundert stammende Cod.gall. 36 („De la Vau, Devisen zur Verherrlichung König Ludwigs XIV.“ – Originalexemplar des Königs) und die „Büßerinnen (Vie des saintes pénitentes)“ von Joseph François Bourgoin de Villefore vom Beginn des 18. Jahrhunderts (Cod.gall. 982).
Boccaccio: Des cas des nobles hommes et femmes („Münchner Boccaccio“) (Cod.gall. 6)
Psalter der Königin Isabella von England (Cod.gall. 16)
Livre de prières de Philippe Le Bon, Duc de Bourgogne (Cod.gall. 40)
Le livre de Jehan Bocace des cas des nobles hommes et femmes (Cod.gall. 6)
Christine de Pisan: Livre de la mutation de fortune (Cod.gall. 11)
Jean Robertet: Les douze dames de rhétorique (Cod.gall. 15)
Jean de Meung: Le Romant de la Rose (Cod.gall. 17)
Aufstellung
Die Aufstellung folgt einer grobsystematischen Gliederung nach Beschreibstoffen und Formaten:
- Zu Beginn der Sammlung befinden sich die Pergamenthandschriften (unter Cod.gall. 1 – 31 im Folioformat, daraufhin die Quart- und Octavformate), ab der Signatur 51 die Papierhandhandschriften, abermals nach Formaten getrennt.
- Die Signaturengruppe Cod.gall. 528 – 545 und 556 – 574 weist einen Bezug zu Bayern auf. Die ehemals als Cod.gall. 584 – 598 bezeichneten Bände finden sich heute im Bereich der Codices iconographici (Cod.icon.).
- Im Bereich der Signaturen Cod.gall. 621 – 830 wurde der französischsprachige Handschriftenbestand der Bibliothek des Orientalisten Étienne Quatremère (1782 – 1857) geschlossen aufgestellt.
- Ab Cod.gall. 831 stehen weitere Papierhandschriften, zuerst im Folioformat, ab Cod.gall. 854 alle Erwerbungen seit dem späten 19. Jahrhundert.
Provenienzen
Die Münchner Hofbibliothek wurde in ihren französischsprachigen Handschriftenbeständen Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Säkularisation – u. a. in Gestalt der Dombibliothek Passau und der Klosterbibliothek Polling (u. a. Cod.gall. 24, 61, 230 – 232, 258, 398) – sowie insbesondere durch die zeitgleiche Überführung der Mannheimer Hofbibliothek bereichert. Die in den Folgejahren erfolgten Schenkungen des Geheimen Rats Karl Maria Ehrenbert von Moll (Cod.gall. 873 – 879), der Ankauf der Bibliothek des Orientalisten Étienne Quatremère 1858 und die Ablieferungen des Allgemeinen Bayerischen Reichsarchivs seit 1874 (Cod.gall. 858 – 867) ließen den Bestand weiter anwachsen. Innerhalb dieser und anderer Provenienzen lassen sich auch diverse Privatbibliotheken nachweisen, so etwa mit Cod.gall. 55 die des Petrus Victorius (Piero Vettori).
Italienischsprachige Handschriften – Cod.ital.
Die Codices italici (Cod.ital.) umfassen knapp 930 Bände aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Sie stellen eine reiche Quelle zur Geschichte Italiens und insbesondere des Papsttums im 16. bis 18. Jahrhundert dar.
Besondere Bestände
Besondere Erwähnung verdienen eine für Raffael gefertigte Übersetzung von Virtruvs „De architectura“ ins Italienische mit Notizen und Korrekturen von der Hand Raffaels (Cod.ital. 37 a.b.c) und eine Petrarca-Handschrift der „Frammenti e triomphi“, die 1414 in Bologna entstanden ist (Cod.ital. 81).
Für Raffael gefertigte Übersetzung von Virtruvs „De architectura“ (Cod.ital. 37 a.b.c)
Petrarca: Frammenti e triomphi (Cod.ital. 81)
La morte di Saule (Cod.ital. 113)
Pietro Aretino: Dialogo intitolato La Cortigiana, Interlocutrici Maddalena e Julia (Cod.ital. 302)
Aufstellung
Die Aufstellung des Bestands erfolgte in grobsystematischer Gliederung. Folio-Formate finden sich von Cod.ital. 1 – 231. Bis Cod.ital. 359 stehen dann zumeist Quart- und bis Cod.ital. 380 Oktavbände. Die Signaturengruppe der Cod.ital. 381 – 394 und 408 – 417 weist einen Bezug zu Bayern auf. Die Signaturen der Cod.ital. 435 – 452 finden sich heute im Bereich der Codices iconographici (Cod.icon.), die darauffolgenden Signaturen umfassen unterschiedliche Formate in wechselnder Abfolge.
Weitere Informationen zu den Codices iconographici
Provenienzen
Teilbestände können dabei bestimmten Provenienzen zugeordnet werden. Dies betrifft insbesondere die Hofbibliotheken von München (darin u. a. Handschriften aus dem Besitz der Kurfürstin Adelheid von Savoyen, Cod.ital. 38 – 43, 309, 310), Mannheim und Passau sowie die Bibliothek der Theatiner in München (u. a. 44, 308, 311) und die Klosterbibliothek von Polling (u. a. 81 – 97, 325 – 327), des weiteren die Sammlungen des Petrus Victorius (148 – 251), des Étienne Quatremère (482 – 486, 500) und König Ottos von Griechenland (633 – 644). Unter den jüngeren Erwerbungen befindet sich ein großer Bestand aus der Bibliothek von Sir Thomas Philipps in Cheltenham (ihrerseits zurückgehend auf die Bibliotheken Colonna, Falconieri, Guilford).
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Spanisch- und portugiesischsprachige Handschriften – Cod.hisp.
Unter den Signaturen der Codices hispanici (Cod.hisp. 1 – 154) befinden sich 145 spanische und portugiesische Handschriften des 13. bis 19. Jahrhunderts, darunter mehr als zwei Dutzend mittelalterliche.
Wichtige Stücke
Zu den wichtigsten Stücken zählt u. a. der „Libro del conoscimiento“ (Cod.hisp. 150) aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und eine Beschreibung Afrikas aus dem Jahre 1507 (Cod.hisp. 27). Einen bedeutsamen Teil des Bestands bilden auch die mittelalterlichen katalanischen Handschriften (Cod.hisp. 51 – 69, 71, 72), insbesondere mit Texten des Raimundus Lullus (Ramon Llull).
Libro del conoscimiento (Cod.hisp. 150)
Descriptio Africae (Cod.hisp. 27)
Raimundus Lullus: De quatratura et triangulatura de çercle (Cod.hisp. 58)
Domingo de San Anton Muñoz Quauhtlehuanitzin: Conquysta de Mexyco ... (Cod.hisp. 83)
Aufstellung
Die Aufstellung folgte auch hier den Formaten: Den Folianten (Cod.hisp. 1 – 25) und Bänden im Quartformat (Cod.hisp. 26 – 41) schließen sich unterschiedliche Buchgrößen in unregelmäßig wiederkehrender Reihenfolge an.
Provenienzen
Zahlreiche Bände stammen aus der Mannheimer Hofbibliothek (v. a. Cod.hisp. 13 – 16, 29, 40, 41, 51 – 72), andere aus der Passauer Dombibliothek (v. a. Cod.hisp. 4 – 8, 10, 26), der Augsburger Stadtbibliothek (Cod.hisp. 9, 18, 30) sowie aus den Sammlungen des Petrus Victorius (v. a. Cod.hisp. 19) und des Étienne Quatremère (Cod.hisp. 97 – 107) und aus der Klosterbibliothek Polling (v. a. Cod.hisp. 20, 21, 38).
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Slawische Handschriften – Cod.slav.
Der Bestand der Codices slavici (Cod.slav. 1 – 110) umfasst über 120 slawische Handschriften des 14. bis 20. Jahrhunderts. Der Anteil an liturgischen Handschriften ist besonders hoch. Zu den hier vertretenen Sprachen gehören russisch-kirchenslawisch (u. a. Cod.slav. 21 – 28, 31, 33, 36), serbisch-kirchenslawisch, russisch (u. a. Cod.slav. 13), bulgarisch, polnisch (u. a. Cod.slav. 2, 10, 34) und tschechisch (u. a. Cod.slav. 3, 11 – 12, 15, 17, 30, 35)
Bedeutsame Stücke
Besonders bedeutend sind z. B. der älteste illuminierte „serbische Psalter“ aus dem späten 14. Jahrhundert (Cod.slav. 4) und ein „bulgarisches Evangeliar“ aus dem Jahr 1492 (Cod.slav. 1).
Serbischer Psalter (Cod.slav. 4)
Kosmographie (Cod.slav. 13)
Gebetbuch der Maria Kazimiera Sobieska (Cod.slav. 10)
Sprach- und schriftgeschichtlich bedeutsame Phänomene
Einer der herausragendsten slawischen Texte in der Bayerischen Staatsbibliothek ist Bestandteil einer überwiegend lateinischen Handschrift: Die unter dem Namen „Freisinger Denkmäler“ (Clm 6426) bekannten und für die Mission bestimmten Texte aus dem 10. Jahrhundert stellen nicht nur die mit Abstand frühesten Zeugnisse des Slowenischen, sondern auch die einer slawischen Sprache in lateinischer Schrift überhaupt dar.
In einer anderen bedeutenden lateinischen Handschrift des 10. Jahrhunderts, dem in Gandersheim entstandenen Clm 14486 aus dem Regensburger Benediktinerkloster St. Emmeram mit den Werken der Dichterin Hrotsvit von Gandersheim, befinden sich schriftgeschichtlich (paläographisch) interessante Nachträge des 11./12. Jahrhunderts mit einem kyrillischen und glagolitischen Alphabet.
Seite mit kyrillischem und glagolitischem Alphabet (Clm 14486)
Ebenfalls aus der St. Emmeramer Klosterbibliothek stammt eine römische Kirchenrechtssammlung des 9. Jahrhunderts, die vermutlich ursprünglich für die Mission der Mähren benutzt wurde. In Glossen, die mit dem Schreibgriffel in das Pergament eingeritzt wurden, werden in diesem Codex einzelne Wörter aus dem Lateinischen ins Altslawische übersetzt.
Abbildung zu den Einritzungen
Provenienzen
Ein Großteil der slawischen Handschriften stammt aus den Münchner und Mannheimer Hofbibliotheken sowie der Klosterbibliothek Polling. Bei den Signaturen ab Cod.slav. 17 handelt es sich um Erwerbungen seit 1928.
Kataloge | Osteuropa-Sammlung
Englischsprachige Handschriften – Cod.angl.
Die englischsprachigen Handschriften, die Codices anglici (Cod.angl.), stellen mit 29 Bänden einen kleinen Bestand dar. Zeitlich sind sie zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert einzuordnen, eine Handschrift stammt aus dem Mittelalter (Cod.angl. 5).
Bedeutende Stücke
Zu den bedeutendsten Stücken gehört u. a. das „Logbuch eines Schiffes von Sir Francis Drakes letzter Expedition 1595/96“ (Cod.angl. 2). Eine bedeutende, zwar nicht in Englisch geschriebene, dafür jedoch in England entstandene Handschrift in lateinischer Sprache ist der sogenannte „Goldene Münchner Psalter“ – früher auch bekannt als Gloucester Psalter – aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts (Clm 835).
Goldener Münchner Psalter (Clm 835)
Provenienzen
Manche der Provenienzen sind bekannt. Hierzu zählen v. a. die Mannheimer Hofbibliothek (Cod.angl. 1 und 8), die Klosterbibliothek Polling (Cod.angl. 7) und die Bibliothek des Geheimen Rates Karl Maria Ehrenbert von Moll (Cod.angl. 15 und 16).
Kataloge
Sonstige Handschriften in europäischen Sprachen
Für weitere europäische Sprachen (germanische, romanische und finno-ugrische) sind jeweils eigene Handschriftenfächer eingerichtet.
- Dänisch (Codex danicus = Cod.dan.): 1 Handschrift aus dem 19. Jahrhundert
- Estnisch (Codex livo-esthonicus = Cod.livo-esthon.): 1 Handschrift aus dem 17. Jahrhundert
- Isländisch (Codices islandici = Cod.isl.): 3 Handschriften aus dem 19. Jahrhundert
- Norwegisch (Codex norwegicus = Cod.norweg.): 1 Handschrift aus dem 14. Jahrhundert
- Rätoromanisch (Codices raetoromanici = Cod.raetoroman.): 2 Handschriften aus dem 18. Jahrhundert
- Rumänisch (Codex walachicus = Cod.walach.): 1 deutsch-rumänische Sammel-Handschrift aus dem 18. Jahrhundert
Osteuropa-Sammlung: Rumänien - Schwedisch (Codices suecici = Cod.suec.): 7 Handschriften aus dem 18. Jahrhundert
- Ungarisch (Codices hungarici = Cod.hung.): 5 Handschriften aus dem 15. bis 20. Jahrhundert, darunter als wichtiges ungarisches Sprachdenkmal ein spätmittelalterliches Evangeliar (Cod.hung. 1)
Evangeliar (Cod.hung. 1)
Osteuropa-Sammlung: Ungarn
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Musikhandschriften
Die Abteilung Handschriften und Alte Drucke verwahrt auch die Musikhandschriften mit überwiegend einstimmiger Musik bis zum Jahr 1500 sowie wenige Codices mit mehrstimmiger Musik mit den Signaturen Mus.ms. (Buchstabenreihe A bis C sowie die Einzelsignatur Mus.ms. 3725), Clm und Cgm.
Bekannte Musikhandschriften
Bekannte Musikhandschriften aus dem Bestand der Handschriftenabteilung sind der „St. Emmeramer Mensuralkodex“ (Clm 14274), das „Buxheimer Orgelbuch“ (Mus.ms. 3725), die von Hans Mielich angefertigten Prachthandschriften der „Bußpsalmen“ von Orlando di Lasso (Mus.ms. A I und II plus Erläuterungsbände) und der „Motetten“ von Cipriano de Rore (Mus.ms. B plus Erläuterungsband). Bedeutend ist zudem der Mus.ms. C, ein Chorbuch mit Messen aus der Josquin-Zeit.
St. Emmeramer Mensuralkodex (Clm 14274)
Orlando di Lasso: Bußpsalmen (Mus.ms. A I(1 und Mus.ms. A II(1)
Cipriano de Rore: Motetten (Mus.ms. B(1)
Chorbuch mit Messen aus der Josquin-Zeit (Mus.ms. C)
Alle anderen Handschriften mit mehrstimmiger Musik sind im Bestand der Musikabteilung zu finden.
Kataloge | Musiksammlung
Fragmente
Fragmente sind Teile von Handschriften, die nachträglich (mit dem Aufkommen des Buchdruckes) für die Bindung von Büchern verwendet wurden. Aus diesen Büchern wurden sie häufig ausgelöst und gesondert aufbewahrt.
Signaturenbereiche
In der Bayerischen Staatsbibliothek wurden hierfür in der Regel eigene Signaturenbereiche definiert, so bei den lateinischen Fragmenten Clm 29202 – 29990 und bei den deutschsprachigen Cgm 5248 – 5251 a. Daneben finden sich Fragmente allerdings auch noch in der regulären Signaturenabfolge inmitten von vollständigen Codex-Handschriften.
Bedeutung der Fragmente
Die Bedeutung der Fragmente besteht in ihrem hohen Quellenwert. Jedes von ihnen ist der letzte Zeuge eines sonst nicht mehr existierenden Buches und ergänzt damit unsere überlieferungsgeschichtlich bedingte lückenhafte Kenntnis von der Literaturproduktion in Spätantike und Mittelalter. In der Bayerischen Staatsbibliothek werden Fragmente schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts gezielt gesammelt. Die Sammlung umfasst gut 3 000 lateinische und mehr als 760 deutschsprachige Fragmente, deren zeitliche Erstreckung vom 5. bis zum 15. Jahrhundert reicht. Sie wurden weitestgehend in modernen Katalogen für die Forschung erschlossen.
Nicht ausgelöste Fragmente
Daneben existieren im Bestand noch mehrere tausend Fragmente, die im Gegensatz dazu nicht ausgelöst worden sind und sich daher noch auf bzw. in ihren Trägerbänden befinden. Hiervon konnten bereits gut 1 800 bestimmt und in dem gedruckten Katalog von H. Hauke und W.-V. Ikas (2013) listenartig verzeichnet werden.
In der Vergangenheit wurde für Pergamentfragmente, die als Bucheinbände für Druckschriften wiederverwendet wurden, sogar ein eigenes Fach eingerichtet: die Libri impressi cum tegumentis manuscriptis (L.impr.c.teg.mss.). Die betreffenden Fragmente sind in BSB DISCOVER! ebenfalls recherchierbar.
Bedeutsame Stücke
Bedeutsame Stücke hierunter sind etwa der „Willehalm“ Wolframs von Eschenbach (Cgm 193,III, um 1270 – 1275), der um 1050 in meist leoninischen Hexametern verfasste Roman „Ruodlieb“ (Clm 19486) oder aber auch die sogenannte „Bamberger Tafel“ (Clm 29880(6, nach 1014) sowie – um nur die neueren Erwerbungen bzw. Entdeckungen zu nennen – Fragmente des altsächsischen „Heliand“ aus der Zeit um 850 (Cgm 8840), des „Parzival“ Wolframs von Eschenbach aus der Mitte des 13. Jahrhunderts (Cgm 9342) und ein Bruckstück aus der sogenannten „Althochdeutschen Predigtsammlung“ (Cgm 5248(3,XII).
Heliand (Cgm 8840)
Wolfram von Eschenbach: Willehalm (Cgm 193,III)
Ruodlieb (Clm 19486)
Bamberger Tafel (Clm 29880(6)
Übersicht der digitalsierten Fragmente
Kataloge der deutschen Fragmente
Kataloge der lateinischen Fragmente
Systematik der lateinischen Fragmente (PDF, 46 KB)
Signaturenkonkordanz der lateinischen Fragmente (PDF, 59 KB)
Codices iconographici – Cod.icon.
Als Codices iconographici werden „Bilderhandschriften mit keinem oder bloß erklärendem Text“ bezeichnet. Es war Johann Andreas Schmeller, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hierfür ein eigenes Fach definierte. Da der bildliche Anteil im Vordergrund steht und nicht der Text, mussten zahlreiche Codices iconographici, die zuvor bei den Sprachen Deutsch, Italienisch, Französisch und Lateinisch aufgestellt gewesen waren, entsprechend umsigniert werden. Die früheren Signaturen Cgm, Cod.ital., Cod.gall. und Clm, die in der älteren Literatur genannt werden, sind in den Kurzaufnahmen mit verzeichnet und in BSB DISCOVER! recherchierbar.
Weiterführende Informationen: Handschriften mit überwiegend Abbildungen
Handschriftliche Bibliothekskataloge – Cbm Cat.
Unter der Signaturgruppe der Codices bavarici monacenses Catalogi (Cbm Cat.) werden zahlreiche historische Bibliothekskataloge verwahrt. Mehrere Gruppen lassen sich hierbei unterscheiden:
- Frühe Kataloge der königlichen Hof- und Staatsbibliothek, beginnend mit den ältesten erhaltenen Katalogen aus der Zeit um 1575. Für die Bibliotheksgeschichte sehr aufschlussreich sind die Kataloge, die Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der Neukatalogisierung nach dem säkularisationsbedingten Beständezuwachs entstanden. Einige handschriftliche Kataloge wurden bis Anfang des 21. Jahrhunderts geführt.
- Bibliothekskataloge säkularisierter kirchlicher Einrichtungen. Die frühesten Kataloge bayerischer Klosterbibliotheken wurden dabei um 1600 auf Befehl Herzog Maximilians I. angelegt (Cbm Cat. 1 – 3). Ergänzt werden sie durch zahlreiche Einzelkataloge des 17. und 18. Jahrhunderts.
- Das Fach enthält auch Kataloge verschiedener anderer Bibliotheken, die vor allem um 1800 in der Hof- und Staatsbibliothek aufgingen, u. a. der Mannheimer Hofbibliothek, der Landschaftsbibliothek in München oder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
- Kataloge von Privatbibliotheken, die durch Schenkung oder Kauf an die Bayerische Staatsbibliothek gelangten (verschiedene bayerische Herrscher, Franz von Krenner, Maximilian von Montgelas).
Noch heute werden hierin handschriftliche bzw. unikale Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek aufgenommen, sofern diese archiviert wurden.
Diese Verzeichnisse – insgesamt etwa 2 600 – sind sowohl bibliotheks- als auch bestandsgeschichtlich hochbedeutend, so etwa die ältesten überregionalen Kataloge (Cbm Cat. 1 – 3). Ein aus diesen Gründen noch heute häufig benutzter Katalog ist beispielsweise das 1808/1809 von Koloman Sanftl erstellte Verzeichnis der St. Emmeramer Handschriften in 4 Bänden (Cbm Cat. 14).
Übersicht der digitalisierten handschriftlichen Bibliothekskataloge | Kataloge
Libri impressi cum notis manuscriptis – L.impr.c.n.mss.
In diesem Teilbestand finden sich gedruckte Bücher, die aufgrund der zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen von bekannten Personen des 16. bis 20. Jahrhunderts wie Handschriften unikal sind.
Einen Schwerpunkt des Bestands bildet das 16. Jahrhundert. Unter den Verfassern der Anmerkungen sind u. a. zu nennen: Johannes Aventinus, Franz Xaver von Baader, Albrecht Dürer (4 L.impr.c.n.mss. 119), Johannes Eck, Ulrich von Hutten, Henrik Ibsen, Jakob Locher, Karl Meichelbeck, Andreas Felix von Oefele, Conrad Peutinger, Hartmann Schedel, Johann Andreas Schmeller und Petrus Victorius.
Albrecht Dürer: Underweysung der messung mit dem zirckel (4 L.impr.c.n.mss. 119)