Handschriften mit überwiegend Abbildungen

Codices iconographici – Cod.icon.

Als Codices iconographici werden „Bilderhandschriften mit keinem oder bloß erklärendem Text“ bezeichnet. Dieses Handschriften-Fach wurde im 19. Jahrhundert unter Johann Andreas Schmeller eingerichtet und in einem handschriftlichen Repertorium beschrieben. Mit Nachträgen der Neuzugänge wurde dieses Nachweisinstrument bis 2002 handschriftlich fortgeschrieben und seither als Datenbank CodIcon Online weitergeführt.

Der Bestand umfasst derzeit – einschließlich eines größeren Fonds an handgezeichneten Karten (Cod.icon. 180) – rund 1 800 Objekte, die zwischen dem 15. und dem 20. Jahrhundert entstanden. Die Codices, Rollen und Einzelblätter enthalten Sach-Illustrationen zu Botanik, Zoologie, Geographie, Baukunst, Maschinen und Kriegsgeräten, Kostümen, Heraldik und diversen anderen Themen. Teils sind sie ohne ästhetischen Anspruch, teils prachtvoll repräsentativ.

Herausragende Stücke

In den Bereichen Genealogie, Heraldik und höfischer Kontext

  • Livre du toison d'or mit 269 Familienwappen der Mitglieder des Ordens vom Goldenen Vlies  (Cod.icon. 285)
  • Wappenbuch deutscher Geschlechter des Augsburgers Nikolaus Bertschi († 1542)  (Cod.icon. 308)
  • Turnierbuch von Hans Burgkmair d. J. nach den Vorlagen seines Vaters aus Augsburg, das in das Umfeld der Memorialpolitik Kaiser Maximilians I. gehört  (Cod.icon. 403).
  • De arte athletica: Kompendium zur Fechtkunst des Paul Hektor Mair (1517 – 1579) von ca. 1550 aus Augsburg  (Cod.icon. 393(1 und 393(2)
  • Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern, gemalt von Hans Mielich (1516 – 1573)  (Cod.icon. 429)
  • 1000-jähriger Pfalz-Wittelsbacher Stammbaum  (Cod.icon. 388)
  • Fechtbuch von Hans Thalhofer aus dem Jahre 1467  (Cod.icon. 394 a)

Im Bereich der Geographie

  • Erdglobus (1576) des großen bayerischen Geographen Philipp Apian (1531 – 1589) (Cod.icon. 129), der mit dem zugehörigen Himmelsglobus (Cod.icon. 186) des Jesuiten Heinrich Arboreus zur ersten Ausstattung der Hofbibliothek gehörte. Beide Globen sind in den Räumlichkeiten der Abteilung dauerhaft ausgestellt.
  • Mehrere bedeutende Portulan-Karten, d. h. auf Pergament gezeichnete bzw. gemalte mittelalterliche Seekarten  (v. a. Cod.icon. 130 – 133 und 136)
    Weitere Informationen bei der Karten-Sammlung
  • Vorzeichnungen für die erste mathematisch-astronomisch nach Längen und Breiten außerordentlich genau vermessene Bayern-Karte 1563 von Philipp Apian  (Cod.icon. 142)
  • Topographische Ansichten Regensburgs von Georg Sigmund Rentz 1640  (Cod.icon 198)

Im Bereich Botanik und Zoographie

  • Pflanzenbücher des Georg Dionys Ehret (1710 – 1770)  (Cod.icon. 2)
  • Sammlung von Darstellungen europäischer Vögel von Johann Christian Mannlich (1741 – 1822)  (Cod.icon. 88)

Livre du toison d'or  (Cod.icon. 285)
Paul Hector Mair: De arte athletica (Band 1) und (Band 2)  (Cod.icon. 393(1 und Cod.icon. 393(2)
Erdglobus von Philipp Apian  (Cod.icon. 129)
Himmelsglobus von Heinrich Arboreus  (Cod.icon. 186)
Portulan  (Cod.icon. 131)
Fernando Vaz Dourado: Portulanatlas  (Cod.icon. 137)
Nikolaus Bertschi: Wappenbuch besonders deutscher Geschlechter  (Cod.icon. 308)
Hans Burgkmair: Turnierbuch  (Cod.icon. 403)
Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern  (Cod.icon. 429)
Hans Thalhofer: Fechtbuch von 1467  (Cod.icon. 394 a)
Sebastiano Serlio: Sesto libro d'architettura  (Cod.icon. 189)

Als kunsthistorisch bedeutend zu nennen sind insbesondere Werke von Hans Mielich, Hans Burgkmair d. Ä., Sebastiano Serlio, Joachim Sandrart, August Johann Rösel von Rosenhof, Friedrich Ludwig Sckell, Friedrich von Gärtner und anderen Architekten unter König Ludwig I. von Bayern sowie dem Kinderbuchillustrator Herbert Pothorn. Entstanden sind die Codices in Deutschland, Italien, Frankreich und anderen europäischen Ländern zwischen dem 15. und dem 20. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt auf dem 16. bis 18. Jahrhundert.

Provenienzen

Ein Teil der Handschriften entstammt der alten Münchner Hofbibliothek, so v. a. die beiden erwähnten Globen, ein anderer – etwa die Portulane – der Mannheimer Hofbibliothek. Dies ist nicht weiter verwunderlich, waren diese repräsentativen „Bilderbücher“ zu den Realien der profanen Welt beliebte Sammelobjekte der Wittelsbacher Herrscher, die sie teils für den Bestand ihrer Hofbibliotheken erwarben bzw. sie im 19. Jahrhundert aus der Schatzkammer in die Münchner Bibliothek übertragen ließen. Bestandsvergrößernd wirkte sich im 20. Jahrhundert zudem die Abgabe von etwa 600 handgezeichneten (Militär-)Karten durch bayerische Armee-Bibliotheken sowie insbesondere der Wehrkreisbücherei VII, München, an die Bayerische Staatsbibliothek aus. 2006 wurden sie zu den Codices iconographici umgestellt.

BSB-CodIcon Online  (Katalog der Codices inconographici)

Handgezeichnete Karten

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