Projektergebnisse

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Georg Reismüllers Erwerbungsreise nach Ostasien (1928/29)

Mit dem Zug aus Berlin über Moskau kommend war Reismüller, der in Begleitung seiner Ehefrau gereist war, am 5. Oktober 1928 in Mukden (dem heutige Shenyang) in der nordostchinesischen Mandschurei eingetroffen, erreichte von dort Peking bevor er sich im November nach Japan einschiffte, während seine Ehefrau im Hotel du Nord in Peking zurückgeblieben war. Nach Besuchen in Kyoto, Tokio, Kobe und Kagoshima trat er über die koreanische Halbinsel die Rückreise nach Peking an und begab sich von dort über Tientsin (Tianjin), Hsüchow (Xuzhou) und Pükow (Pukou) in die damalige Hauptstadt Nanking (Nanjing), wo er ab dem 28. Januar 1929 als Ehrengast auf dem ersten Reichskongress der Chinese Library Association teilnahm. Die Rückreise nach Peking erfolgte nach einem Kurzbesuch in Hangchou (Hangzhou), wo er das chinesische Neujahrsfest am 10. Februar 1929 verbrachte, auf dem Seeweg nach Tsingtau (Qingdao) und von dort über Land nach Tsinanfu (Jinan) und durch die Provinz Hopei (Hebei). Die Weiterreise erfolgte im April 1929 über die deutschen Missionsstationen Taianfu (Tai’an) und Yenchoufu (Yanzhou) nach Shanghai, von dort per Schiffspassage nach Hongkong. Anschließend setzte Reismüller von Hongkong über die Küstenstädte Swatou (Shantou) und Amoy (Xiamen) kommend auf die japanische Kolonie Formosa (Taiwan) über, in deren Hauptstadt Taihoku (Taipeh) er einige Tage verbrachte, bevor als letzte Station seiner ostasiatischen Reise nach dreitägiger Überfahrt von der taiwanesischen Hafenstadt Keelung aus ein zweiter Besuch Japans folgt, wo Reismüller am 17. Mai 1929 in Kobe über Kyoto nach Tokio weiterreiste, sich schließlich am 25. Mai 1929 in Yokohama nach Hawaii einschiffte und per Schiffspassage von New York nach Europa zurückkehrte.

Kramer, Ralf: Georg Reismüllers Erwerbungsreise nach Ostasien (1928/29): Vorbereitung, Verlauf und Ergebnisse. München, 2022.  (PDF, 730 KB)

Handschriftenerwerb auf Emil Gratzls Orientreise (1913/14)

Gratzls mehrmonatige Reise, die er im Oktober 1913 in München antrat, war ausdrücklich als Studienreise angelegt und diente vornehmlich privaten Zwecken, nicht dem vordergründigen Ziel des Handschriftenerwerbs im Auftrag der Bibliothek. Von Italien war er über Griechenland zunächst in das Osmanische Reich gereist, wo er neben Konstantinopel unter anderem auch Konya besuchte und über die Kilikische Pforte im Taurus bis nach Adana gelangte. Von dort setzte er die Reise über Mersin und Alexandrette durch die Levante nach Süden fort, besuchte Tripoli, Beirut und Damaskus sowie Palästina, bevor er über Amman, Damaskus und Baalbek erneut nach Norden reiste und Aleppo erreichte, wo am 9. Dezember 1913 erste Handschriftenkäufe durch ihn belegt sind. Nach einem erneuten Besuch Beiruts erfolgte die Rückreise nach Kairo über Jaffa und Port Said. In Kairo erwarb Gratzl zwischen dem 5. und 7. Januar 1914 erneute einige Handschriften, drang weiter nach Süden bis nach Khartum vor, bevor er schließlich den afrikanischen Kontinent verließ und von Aden auf der arabischen Halbinsel auf den indischen Subkontinent übersetzte. In Indien begann der zweite große Abschnitt der Reise mit Besuchen in den urbanen Zentren von Bombay und Ahmedabad, bevor sich Gratzl nach Rajasthan wandte, um Udaipur und Jaipur zu besuchen. Über Delhi, Agra und Varanasi wurde schließlich Bengalen erreicht, wo er von Kalkutta aus einen Abstecher zur britischen Hill Station Darjeeling unternahm. Peshawar und der Khyber Pass im Westen, sowie Lahore und Karachi bildeten den Abschluss, bevor Gratzl wiederum über Aden nach Kairo zurückkehrte und von Port Said die Heimreise nach Europa antrat, um im Mai 1914 wieder in München einzutreffen.

Kramer, Ralf: Handschriftenerwerb auf Emil Gratzls Orientreise (1913/14). München, 2023.  (PDF, 1.19 MB)

Die „Glaser-Handschriften” aus dem Jemen in der Bayerischen Staatsbibliothek

Die Bayerische Staatsbibliothek verwahrt im Bestand ihrer orientalischen Sammlungen seit 1902 ein Konvolut von 157 südarabischen Handschriften jemenitischer Provenienz, das seltene, teils unikale Textzeugen der Religionsgemeinschaft der Zaiditen enthält, einer islamisch-schiitischen Rechtsschule, deren Verbreitungsgebiet ursprünglich die iranische Küstenregion des Kaspischen Meeres einschloss, seit dem frühen 12. Jahrhundert jedoch vornehmlich auf die Bergregion des nördlichen Jemen beschränkt war. Der Ankauf eines Großteils der europäischen Handschriftensammlungen jemenitischer Herkunft steht in Zusammenhang mit den Forschungsreisen des österreichischen Orientalisten Eduard Glaser (1855 – 1908), der sich zwischen 1882 und 1894 viermal, teils mehrjährig im Jemen aufhielt und dabei umfangreiches Sammlungsgut zusammentrug, darunter altsüdarabische Inschriften (im Original und als Abreibungen), arabische Handschriften und landeskundliche Aufzeichnungen. Obschon Glaser auch in den Ankauf des Münchner Bestands involviert war, und die Sammlung in der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek bereits seit dem Erwerbungsjahr als „Glaser-Handschriften” bezeichnet wurde, stammten die Stücke nicht aus seinem Eigentum. Der eigentliche Verkäufer war der von 1885 bis 1919 im Jemen ansässige italienische Kaufmann Giuseppe Caprotti (1862 – 1919), dem Glaser lediglich als Vermittler diente, und der wenige Jahre später (1909) auch als Verkäufer der größten Sammlung jemenitischer Handschriften außerhalb Jemens an die Biblioteca Ambrosiana in Mailand bekannt wurde.

Ralf Kramer: Die „Glaser-Handschriften” aus dem Jemen in der Bayerischen Staatsbibliothek. München, 2024.  (PDF, 175 KB)

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