Über die Sammlung
Allgemeines
Die Bavarica-Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek ist in Umfang und Vollständigkeit einzigartig. Dies ist in der Geschichte der Bibliothek und in ihrer Stellung als zentrale bayerische Landesbibliothek begründet.
Die Bavarica-Sammlung ist keine in sich geschlossene Sammlung, die klar von anderen Sammlungen der Bibliothek abzugrenzen wäre. Bestände aus und über Bayern finden sich entsprechend in fast allen Sammlungsbereichen der Bibliothek.
Alle Bücher aus und über Bayern
Die Bavarica bilden einen Sammlungsschwerpunkt der Bayerischen Staatsbibliothek. Dazu trägt vor allem das Pflichtabgabegesetz bei.
Bereits 1663 verfügte Kurfürst Ferdinand Maria, dass von jedem Werk, das innerhalb der damaligen Grenzen von Bayern verlegt wurde, ein Exemplar an die Hofbibliothek abzugeben sei. Allerdings wird die Pflichtabgabe erst seit den Urheberrechtsgesetzen von 1840 und 1865 ernsthaft betrieben. Die Pflichtstückablieferung wurde zuletzt 1986 gesetzlich geregelt. Seitdem wird für besonders teure Werke eine Entschädigung an die Verlage gezahlt.
Dank dieser Regelung können in Bayern entstandene Druckwerke nahezu vollständig gesammelt werden. Jährlich wird der Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek durch die Pflichtstückablieferung um circa 50 000 Bände vermehrt.
Pflichtstückegesetz (PDF, 19 KB)
Die Geschichte der Bavarica-Sammlung
Da die Bayerische Staatsbibliothek ihren Ursprung in der Hofbibliothek der Wittelsbacher hat, hängen Bestandsgeschichte und Zusammensetzung der Bavarica-Sammlung eng mit der Geschichte der Bibliothek zusammen.
Bestandsgeschichte der Bayerischen Staatsbibliothek im Überblick
Weiterführende Informationen zur Geschichte der Handschriftensammlung
Hofbibliothek der Wittelsbacher
Die Altbestände der Bayerischen Staatsbibliothek entstammen vornehmlich den Hofbibliotheken der Wittelsbacher in München und Mannheim. Herzog Albrecht V. erwarb 1558 als Grundstock der Sammlung die Bibliothek des Orientalisten und Humanisten Johann Albrecht Widmanstetter (1506 – 1557). 1571 trat dazu die bedeutende Sammlung des Augsburger Patriziers Johann Jakob Fugger, die auch die Büchersammlung des Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel (1440 – 1514) enthielt. Durch weitere zielgerichtete Ankäufe des Herzogs wurde die Münchner Hofbibliothek Ende des 16. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Büchersammlungen Europas, die ihren Platz zunächst zentral im ersten Stock des neu errichteten Antiquariumsbaus der Residenz fand.
Die Wittelsbacher Herzöge, Kurfürsten und Könige förderten die Hofbibliothek durch die Jahrhunderte immer wieder mit Schenkungen und statteten sie mit einem Etat für Neuerwerbungen aus. 1785 gingen die Prachthandschriften der kurfürstlichen Schatzkammer in den Bestand der Hofbibliothek über.
Nachdem 1803 die bisherige pfälzische Residenzstadt Mannheim an Baden gefallen war, wurden 1803/04 die Bestände der 1756 von Kurfürst Karl Theodor begründeten Mannheimer Hofbibliothek nach München verbracht und in die dortige Hofbibliothek eingegliedert.
Auch die Monarchen des 19. Jahrhunderts sahen sich in der Tradition der Förderer und machten der Hofbibliothek größere Schenkungen aus Privatbesitz: 1846 stiftete Ludwig I. die Donatio Ludovici, Ludwig II. vermachte der Bibliothek u. a. wertvolle griechische Handschriften aus der Bibliothek Ottos von Griechenland, 1920 ergänzten die sogenannten Donationes Regiae des letzten bayerischen Königs Ludwig III. den Bestand.
Säkularisation: Bestand aus bayerischen Klöstern
Mit der Säkularisation 1802/03 erfuhr die Hofbibliothek einen enormen Bestandszuwachs. Die säkularisierten Klöster in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben gehörten über Jahrhunderte zu den bedeutendsten geistlichen Zentren Europas. Klöster wie Tegernsee, Polling oder Benediktbeuern besaßen herausragende Bibliotheken mit Handschriften und Drucken von unschätzbarem Wert: Werke zu allen Sachgebieten von Theologie, Philologie bis Naturwissenschaften, prachtvoll illuminierte Handschriften, die zum Teil in den eigenen Schreibschulen entstanden waren, hebräische Handschriften und Drucke aus der Frühen Neuzeit.
Aus den Schätzen von rund 150 Klöstern und Stiften wählte eine Kommission von Sachverständigen unter Leitung des Hofbibliothekars Johann Christoph von Aretin Bestände für die Hofbibliothek aus. Weitere als wertvoll erachtete Bestände kamen an die Universitätsbibliothek Landshut (heute Bibliothek der LMU München) oder bildeten den Grundstock der Regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns. Die restlichen Bestände wurden den weiterführenden Schulen überlassen bzw. an Papierfabriken verkauft.
Letztendlich gelangten auf diese Weise rund 450 000 Bände nach München, darunter rund 250 000 Dubletten, die im Laufe des 19. Jahrhunderts teilweise verkauft, teilweise auch innerhalb Bayerns getauscht wurden. Der bis heute gültige Rang der Staatsbibliothek wurde durch die Säkularisation maßgeblich begründet.
Sakramentar Heinrichs II. (3D-Objekt in bavarikon)
Bestandszuwachs durch Erwerb von Sammlungen
Der Bavarica-Bestand wuchs über die Jahre weiter durch den gezielten Ankauf von Sammlungen. Bedeutende Ankäufe waren bereits im 18. Jahrhundert die Bibliotheken des Staatsrechtlers Johann Georg von Lori oder des Juristen und Staatskanzlers Wiguläus Xaverius Aloys Freiherr von Kreittmayr, welche den Bereich Rechtswissenschaften stärkten.
1971 wurde die Privatbibliothek des großen bayerischen Staatsreformers Maximilian Graf von Montgelas erworben. Sie umfasste rund 13 000 Bände, die mit Ausnahme der Handschriften und Kartenwerke unter der Signaturengruppe Bibl.Mont. aufgestellt wurden.
Seit dem 19. Jahrhundert sammelte man außerdem gezielt Gelehrtennachlässe und Autographen.
Bibliothek der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke
1972 kam die Bibliothek der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG in die Bayerische Staatsbibliothek. Die staatseigene Aktiengesellschaft wurde 1927 gegründet und übernahm die bis dahin als Ämter organisierten staatlichen Hüttenwerke, Salinen und Kohlegruben. Die Bibliothek der Aktiengesellschaft enthält salinarische, bergbau- und hüttenkundliche, technische, wirtschaftswissenschaftliche und chemische Literatur ebenso wie einschlägige Gesetzbücher. Der Bestand umfasst rund 4 000 Titel zu 12 000 Bänden, schwerpunktmäßig aus den Jahren 1790 bis 1940, und ist unter der Signaturengruppe BHS aufgestellt. 1988 kam noch die Fachbibliothek des Bergwerks Peißenberg dazu.
Literatur
Quellen und Darstellungen der Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek (mit Literaturliste). Verfügbar unter: https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/bsb [Zugriff am 13.06.2016].
Bernhard Fabian: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa. Verfügbar unter: http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Bayerische_Staatsbibliothek [Zugriff am 13.06.2016].