Bavarica in Musikalien

Allgemeines
In der Musiksammlung befinden sich wertvolle Bestände aus der Sammeltätigkeit der Wittelsbacher Herzöge sowie Musikautographen bedeutender bayerischer Komponisten.
Weiterführende Informationen zur Musiksammlung
Musikalische Cimelien der Bayerischen Staatsbibliothek (Objekte der Sammlung in bavarikon)
Die bayerischen Regenten und die Musik
Seit der Gründung der Hofbibliothek sammelten die Wittelsbacher Herzöge und Könige gezielt Musikautographen und kostbare Handschriften. München wurde unter der Herrschaft Albrechts V. mit der Berufung von Orlando di Lasso als Hofmusiker 1556 zu einem der bedeutendsten Musikzentren Europas. Davon zeugt der berühmte Bestand von ca. 2 200 Notendrucken aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Notendrucke des 16. und 17. Jahrhunderts mit mehrstimmiger Musik (Digitale Sammlung)
Notendrucke des 16. und 17. Jahrhunderts mit mehrstimmiger Musik (Projekt der Musikabteilung)
Weiterführende Informationen zur Musiksammlung – Bestandsgeschichte
Notendrucke des 16. Jahrhunderts in bavarikon:
Pierre Attaingnant (Drucker): Chansons
Ottaviano Petrucci (Drucker): Frottole
Tabulaturen und Stimmbücher
Die Musikaliensammlung der bayerischen Herzöge umfasst handschriftliche Tabulaturen und Stimmbücher vom 15. bis 17. Jahrhundert. 1538 erwarb Herzog Wilhelm V. die Musikalien-Sammlung des Augsburger Ratsherrn Johann Heinrich Herwart. Andere Tabulaturen und Stimmbücher befanden sich vormals in kirchlichem Besitz und gelangten durch die Säkularisation in die Hofbibliothek. Die Sammlung umfasst neben geistlichen Vokalwerken vor allem weltliche Gattungen wie Chansons, Lieder und Madrigale sowie Intavolierungen für Orgel und Laute.
In einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt werden die Musikhandschriften seit Dezember 2015 online erschlossen, digitalisiert und im Internet bereitgestellt.
Handschriftliche Tabulaturen und Stimmbücher (Digitale Sammlung)
Handschriftliche Tabulaturen und Stimmbücher (Projekt der Musikabteilung)
Tabulaturen und Stimmbücher in bavarikon:
Buxheimer Orgelbuch
Bestand der Hofkapelle
Seit Beginn des 16. Jahrhunderts gab es am Münchner Hof eine eigene Hofkapelle. Aus dieser entwickelte sich das heutige Bayerische Staatsorchester. Die Musik-Sammlung der Hofkapelle floss in den Bestand der Hofbibliothek ein, darunter die einzigartige Sammlung von insgesamt 75 Chorbuch-Handschriften im Folio-Format, einige davon großartig illuminiert. 1860 wurden auch die Bestände der Orchester- und Kirchenmusik der Hofmusik-Intendanz an die Hofbibliothek übergeben.
Chorbücher und Handschriften in chorbuchartiger Notierung
Chorbücher aus der Renaissance in bavarikon:
Cipriano de Rore: Rore-Codex
Chorbücher von Petrus Alamire
Historisches Aufführungsmaterial der Bayerischen Staatsoper
Seit 1922 ist auch das historische Aufführungsmaterial aus dem Hof- und Nationaltheater an der Staatsbibliothek untergebracht. Die Opernbibliothek wird unter der Signaturgruppe St.th. für „Staatstheater“ geführt.
Historisches Aufführungsmaterial der Bayerischen Staatsoper (Fachkatalog)
Collectio musicalis Maximilianea
Ein Beispiel für die gezielte Ankaufspolitik der Wittelsbacher im Musikalien-Bereich ist die „Collectio musicalis Maximilianea“. Hofkapellmeister Johann Kaspar Aiblinger wurde 1833 auf eine Italienreise geschickt, um die Bestände der Hofbibliothek zu vergrößern. Dabei erwarb er im Auftrag Maximilians II. eine umfangreiche Sammlung von Abschriften mit überwiegend liturgischer Vokalmusik vor allem der Römischen Schule.
Musiksammlung der Grafen zu Toerring-Jettenbach
Eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter aus dem bayerischen Hochadel ist die seit dem 12. Jahrhundert urkundlich nachgewiesene Familie Toerring. Die Musikaliensammlung der Grafen zu Toerring-Jettenbach umfasst 79 Musikhandschriften und 25 Notendrucke aus der Zeit von 1591 bis 1820. Die Sammlung enthält wertvolle Zeugnisse der Musikpflege am kurfürstlichen und königlichen Hof in München.
Musiksammlung der Grafen zu Toerring-Jettenbach (in bavarikon)
Musikhandschriften aus Münchner Kirchen
2006 schenkte die Deutsche Provinz des Jesuitenordens der Bayerischen Staatsbibliothek die Sammlung an Musikhandschriften und Chorbüchern der Münchner St. Michaelskirche. Es handelt sich um insgesamt 1 270 Musikhandschriften und 138 Notendrucke des Aufführungsmaterials. St. Michael war lange Zeit ein Zentrum für Kirchenmusik und diente als Aufführungsort für die Münchner Hofkapelle. Dort wirkten unter anderem Orlando di Lasso, Caspar Ett und Franz Lachner.
2013 gelang die Erwerbung einer weiteren bedeutenden Sammlung von Sakralmusik: die 900 Musikhandschriften der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan. Die Sammlung enthält polyphone geistliche Vokalmusik des 15. bis 18. Jahrhunderts und ergänzt die Sammlung Hauber, die bereits seit 1821 in der Hofbibliothek bewahrt wird.
Haydn-Sammlung Hauber
Johann Michael Hauber (1778 – 1843) war Stiftsprobst der Theatinerkirche St. Kajetan. Er sammelte historische Musikhandschriften. Ein Teil von Haubers Musiksammlung wurde bereits 1821 von der Hofbibliothek übernommen. Sie umfasst etwa 450 Musikhandschriften und Notendrucke, darunter 196 Autographen und Abschriften von Werken Johann Michael Haydns.
Librettosammlung Her
Der Maler Christian Her (1815 – 1892) stammte aus Augsburg und wurde an der Akademie der Bildenden Künste ausgebildet. Er sammelte Operntextbücher, Oratorien- und Ballettlibretti vorrangig aus München, Wien und Berlin. Diese Sammlung von ca. 5 700 Libretti bildet eine einmalige Quellenbasis für die Geschichte von Oper, Literatur und der Kultur vom 17. bis 19. Jahrhundert.
Libretto-Sammlung Her und weitere Libretti (Projekt der Musikabteilung)
Sachranger Notensammlung
Der als Müllner Peter bekannte Peter Hueber aus Sachrang (1766 – 1843) war Universalgelehrter, Musiker und vor allem Komponist von unzähligen Liedern. Carl Oskar Renner hat ihn in seinem Roman „Der Müllner-Peter von Sachrang“ verewigt, im Bayerischen Rundfunk lief 1978 der Film „Sachrang – Eine Chronik aus den Bergen“. Die umfangreiche Notensammlung des Müllner Peters wird seit 1938 in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt. Diese Sammlung enthält neben Eigenkompositionen auch Werke von Georg Augustin Holler, Komponist und Münchner Stadtmusikmeister von 1773 bis 1814 (Mus.ms. 7312 – 7622).
„Der Notenschatz des Müllner Peter” – Die Sachranger Musikaliensammlung (in bavarikon)
Volksliedsammlung im Nachlass August Hartmann
Der Münchner Volksliedforscher und Bibliothekar August Hartmann (1846 – 1940) hat zusammen mit dem für die Aufzeichnung von Melodien zuständigen Oberlehrer Hyazinth Abele Sammlungen von Volksliedern, Weihnachtsliedern und Volksschauspielen herausgegeben. Sein Nachlass enthält Quellensammlungen sowie Notizhefte mit Liedtexten (Hartmanniana).
Musikautographen
Im Bestand werden Nachlässe und Musikautographen von namhaften Musikern bewahrt, deren Leben und Schaffen Bezug zu München bzw. Bayern aufweist, beispielsweise von Hugo Distler, Max Reger, Ermanno Wolf-Ferrari, Karl Amadeus Hartmann und Josef Rheinberger. Der Nachlass von Carl Orff enthält auch die großformatige autographe Partitur der berühmten „Carmina burana“.
Außerdem besitzt die Bayerische Staatsbibliothek den weltweit größten Bestand zu Richard Strauss: ca. 65 Musikautographen und ca. 2 000 eigenhändige Briefe und Dokumente.
Zu Richard Wagner befinden sich im Bestand zahlreiche Drucke und Handschriften, Briefe sowie Erst- und Frühdrucke seiner Werke, außerdem musikalische Quellen aus dem historischen Aufführungsmaterial der Bayerischen Staatsoper, darunter die in den Uraufführungen verwendeten Partituren von „Tristan und Isolde“ und „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Die Sammlung zu Hans Pfitzner besteht aus einer größeren Sammlung an Pfitznerhandschriften und -dokumenten. In der Abteilung Handschriften und Alte Drucke werden ergänzend mehrere hundert Briefe an und von Pfitzner bewahrt.
Weiterführende Informationen zu Musiknachlässen
Musikalische Cimelien der Bayerischen Staatsbibliothek (in bavarikon)
Aktuelle Sammeltätigkeit
Die Bayerische Staatsbibliothek erwirbt im Musik-Bereich umfassend Novitäten, vor allem aber wird durch das Pflichtabgabe-Gesetz von jedem Notendruck, der in einem bayerischen Verlagsort erscheint, ein Exemplar archiviert. Das betrifft sowohl klassische alte wie auch zeitgenössische Musik und Bayerische Volksmusik in großem Umfang.