Bavarica in der Hebraica-Sammlung

Handschriften

Bereits zur Gründung der Hofbibliothek kamen mit dem Ankauf der Bibliotheken des Humanisten und Orientalisten Johann Albrecht Widmannstetter und Johann Jakob Fuggers durch Herzog Albrecht V. bedeutende hebräische Handschriften und Drucke in den Bestand der Hofbibliothek. Besonders hervorzuheben sind Cod.hebr. 36, eine Sammelhandschrift zu Mathematik und Astronomie, die um 1600 in Kleinasien entstanden ist, und Cod.hebr. 217 – 219, die den Sohar, das Hauptwerk der jüdischen Kabbala, mit Randbemerkungen von Widmannstetter enthält.

Sammelhandschrift zu Mathematik und Astronomie  (Cod.hebr. 36)

Mit der Säkularisation gelangten weitere Hebraica in die Hofbibliothek, darunter Cod.hebr. 95, die älteste und weltweit einzige nahezu vollständig erhaltene Handschrift des Babylonischen Talmud aus dem Besitz des Augustinerchorherrenstifts Polling. Aus dem Besitz des Klosters Tegernsee stammt Cod.hebr. 200, eine mit Miniaturen versehene Pessach-Haggada, die Ende des 15. Jahrhunderts im bayerischen Raum entstanden ist und im Kloster mit polemischen lateinischen Kommentaren versehen wurde.

Babylonischer Talmud  (Cod.hebr. 95)
Passah-Haggada  (Cod.hebr. 200)

Hebräische Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek – Cod.hebr.  (Handschriften in bavarikon)

Drucke

Die jüdische Gemeinde in Sulzbach betrieb ab 1684 eine eigene jüdische Druckerei, gefördert vom Pfalzgrafen Christian August. Von dieser Druckerei, die bis ins 19. Jahrhundert bestand, besitzt die Bayerische Staatsbibliothek zahlreiche Drucke, darunter zwei Talmudausgaben.

Auch Drucke des 18. Jahrhunderts von den hebräischen Druckereien in Fürth finden sich im Bestand, beispielsweise von einer der bedeutendsten Druckereien, der von Chaim b. Zbi Hirsch gegründeten und 1755 von Isaak (Itzig) Zirndorfer übernommenen Druckerei Hirsch.

Weiterführende Informationen

Displaced-Persons-Sammlung

Die Bayerische Staatsbibliothek sammelt Publikationen aus der sogenannten DP-Zeit, als durch Hilfsinstitutionen für Holocaustüberlebende und in deren DP-Camps religiöse und politische Literatur in hebräischer und besonders jiddischer Sprache auf bayerischem Boden gedruckt wurde. Durchdrungen vom Schrecken des Erlebens und Überlebens der Schoah erinnern sie zugleich an deren Ende und an die Befreiung vor 70 Jahren.

Literatur

Wimmer, Stefan Jakob: Publikationen aus jüdischen DP-Camps an der Bayerischen Staatsbibliothek. In: Henkel, Anne-Katrin; Rahe, Thomas (Hrsg.): Publizistik in jüdischen Displaced-Persons-Camps im Nachkriegsdeutschland: Charakteristika, Medientypen und bibliothekarische Überlieferung. Frankfurt am Main: Klostermann, 2014. S. 169-183.

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