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Besuch des Alt-Bischofs der römisch-katholischen Diözese Temeswar

Der Alt-Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar (Rumänien), Martin Roos, besuchte im Juli die Bayerische Staatsbibliothek. Bei diesem Anlass überreichte er der Bibliothek ein Faksimile einer an der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrten einzigartigen Handschrift des Heiligen Gerhard von Csanád (Clm 6211).

[V. l. n. r.] Dr. Gudrun Wirtz (Osteuropaabteilung), Dr. Claudia Fabian (Abteilung Handschriften und Alte Drucke), Alt-Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar, Dr. Wolfgang-Valentin Ikas (Abteilung Handschriften und Alte Drucke) | © BSB/S. Gottstein

[Von links nach rechts] Dr. Gudrun Wirtz (Leiterin der Osteuropaabteilung), Dr. Claudia Fabian (Leiterin der Abteilung Handschriften und Alte Drucke), Martin Roos (Alt-Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar), Dr. Wolfgang-Valentin Ikas (Stellvertretender Leiter der Abteilung Handschriften und Alte Drucke) | © BSB/S. Gottstein

Die Handschrift Clm 6211, die 1803 im Zuge der Säkularisation aus der Dombibliothek Freising nach München gekommen ist, gehört zu den Schätzen der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie überliefert auf 166 Pergament-Blättern eine vor dem Jahr 1070 wohl in Salzburg oder Admont entstandene Abschrift der Deliberatio supra hymnum trium puerorum („Überlegung zum Hymnus der drei Jünglinge im Feuerofen”) des Heiligen Gerhard von Csanád, einen Text philosophisch-theologischen Inhalts.

In Venedig um 980 geboren, trat er später in den Benediktinerorden ein, wurde Abt und war schließlich der erste Bischof der Diözese Csanád – damals in Ungarn, heute teils in Rumänien, Serbien und Ungarn gelegen. Er verfasste dort um das Jahr 1040 das erwähnte Werk, das als das erste und auf Jahrhunderte hinaus einzige dieser Art im gesamten südosteuropäischen Raum überhaupt angesehen wird. Die in Clm 6211 enthaltene, repräsentative Abschrift mit großem Rand gilt als das einzige überlieferte Textzeugnis Gerhards von Csanád. Im Jahre 1046 erlitt er das Martyrium, wurde 1083 heiliggesprochen und ist Schutzpatron der ungarischen Hauptstadt Budapest und einer der Schutzpatrone Ungarns. Seine Reliquien liegen in Csanád, Stuhlweißenburg, Venedig und Budapest.

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