Restaurierung

Das Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) betreut die wertvollen und einzigartigen Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek und anderer bayerischer Bibliotheken. Die Restaurierungsprojekte gelten daher vor allem mittelalterlichen Handschriften, Inkunabeln, seltenen Drucken, Musikhandschriften und historischen Notendrucken, Atlanten und Karten sowie Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten. Doch auch verschiedenartige Objekte aus anderen Kulturkreisen, beispielsweise Palmblatthandschriften, werden restauriert und konserviert. Eine fachgerechte Restaurierung dieser einzigartigen Objekte setzt ein umfangreiches Fachwissen über geeignete Methoden der Restaurierung und zur Restaurierungsethik voraus.

Bücher sind im Gegensatz zu den meisten anderen musealen Objekten immer einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt, da man ein Buch nicht nur von außen betrachten möchte, sondern sein Inhalt mit dem Text und der künstlerischen Ausstattung im Zentrum des Interesses steht. Das Restaurierungskonzept für ein Buch muss also immer die Konservierung mit dem Ziel der weiteren Benutzbarkeit des Buches verbinden. Daher muss vor jeder Restaurierung überlegt werden, welche Maßnahmen sich im konkreten Fall eignen.

Stabilisierung der Malschicht

Bei mittelalterlicher Buchmalerei zum Beispiel können im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Schadensbilder an der Malschicht entstehen. Risse, Ausbrüche oder Abrieb bedrohen die prachtvoll gestalteten Seiten. Die Ursachen für diese Schadensbilder können in der Maltechnik, den Materialien sowie in äußeren Einflüssen liegen. Zur Sicherung der Malschicht werden unter dem Mikroskop zunächst Stabilitätstests durch minimales Berühren der Farbschollen mit einem sehr feinen Pinsel durchgeführt. Bei labilen Farbschollen wird das Festigungsmittel Hausenblasenlösung mit einem Pinsel appliziert, während es bei pudernden Flächen als Aerosol zerstäubt aufgebracht wird.

Fehlstellen im Papier

Das IBR hat verschiedenste Restaurierungstechniken für Papier, Pergament, sowie bei Tinten- und Farbschaden erforscht und weiterentwickelt. So können heute Fehlstellen im Papier wieder unauffällig ergänzt werden. Dafür wird zum einen die Farbe des zu restaurierenden Papiers exakt bestimmt, zum anderen die Fehlstelle genau vermessen. Aus den Farbwerten, der Dicke des zu ergänzenden Papiers und der exakten Fläche der Fehlstelle lässt sich eine genaue Rezeptur errechnen, nach der man aus verschiedensten gefärbten Fasern eine perfekte Ergänzung des Papiers herstellen kann.

Abbau des Pergaments oder Papiers durch Metallionen und Säure in Tinten und Farben

Ein weiteres weit verbreitetes Schadensbild bei Handschriften und kolorierten Seiten ist ein Abbau des Pergaments oder Papiers durch Metallionen und Säure in Tinten und Farben. Besonders betroffen sind Schriften, die mit Eisengallustinte geschrieben, und Malereien, die mit kupferhaltigen Pigmenten ausgeführt wurden. Die betroffenen Partien werden brüchig und es kommt zum Substanzverlust, während die Schadstoffe immer weiter in noch unbeschädigte Bereiche vordringen. Da Feuchtigkeit den Abbau nur noch beschleunigen würde, wurde am IBR ein Verfahren entwickelt, bei dem betroffene Bereiche mit einem acrylatbeschichteten, hauchdünnen Japanpapier laminiert werden. Bei diesem Verfahren wird ein weiterer Feuchtigkeitseintrag vermieden und die verlustgefährdeten Bereiche sind gesichert. Zur Schonung des Originals kann im Anschluss an die Restaurierung ein Digitalisat für die weitere Benutzung erstellt werden.

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