* Vor Graf von Pocci und Co. war im 19. Jahrhundert keiner sicher: die Mitglieder der Zwanglosen Gesellschaft nahmen nahezu jeden und alles auf die Schippe
Die Zwanglose Gesellschaft, auch bekannt als Gesellschaft der Zwanglosen, war – der Gründungsidee von 1837 nach – eine Vereinigung von Münchner Schriftstellern und Wissenschaftlern der Spätromantik und des Biedermeier. Wer Mitglied wurde, hatte an allwöchentlichen, abendlichen Treffen teilzunehmen und in regelmäßigem Turnus ein Gedicht oder ein Prosastück vorzutragen. Ansonsten galt Zwanglosigkeit, so sprach man sich zum Beispiel nicht mit adligen oder akademischen Titeln an.
Die Gesellschaft von Schriftstellern und Wissenschaftlern öffnete sich mit der Zeit weiteren (männlichen) Mitgliedern aus anderen Disziplinen: Seit 1854 gehören ihr auch Musiker, bildende Künstler, Ärzte und Juristen an, auch Nichtmünchner dürfen teilnehmen.
Berühmte Mitglieder im 19. Jahrhundert waren unter anderem:
- der Hofmusikintendant, Schriftsteller, Komponist und Maler Franz Graf von Pocci (1807 – 1876), der viele Karikaturen der Mitglieder zeichnete. Franz Graf von Pocci war eines der aktivsten Mitglieder.
- der Chemiker Justus von Liebig (1803 – 1873)
- der Mineraloge und Schriftsteller Franz von Kobell (1803 – 1882)
- die Schriftsteller Paul Heyse (1830 – 1914) und Emanuel Geibel (1815 – 1884)
- der Naturforscher, Botaniker und Ethnograph Carl Friedrich Philipp von Martius (1794 – 1868)
- der Germanist und bayerische Sprachforscher Johann Andreas Schmeller (1785 – 1852)
Zeichnung aus dem 2. Band des Archivs der Zwanglosen Gesellschaft (München, Mitte 19. Jahrhundert).
Signatur BSB Cgm 8026(2. Provenienz: Nachlass Zwanglose Gesellschaft München
Das Archiv der Zwanglosen Gesellschaft befindet sich im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek. Die vorliegenden elf Sammelbände der Gesellschaft, die sich von 1837 bis 1884 erstrecken, enthalten u. a. Sitzungsberichte, Gedichte, humoristische Einlagen und handgemalte Karikaturen (meist gezeichnet von Franz von Pocci). In ihnen treten die Mitglieder in charakteristisch-komischen Szenen auf.
- Sie möchten in unseren Digitalen Sammlungen das Bild mit dem „Engelchen” aus der Nähe betrachten?
- Mehr zum Thema sowie die Bände 1 und 2 zum Onlineblättern auf den Seiten des Münchener Digitalisierungszentrums: Band 1 | Band 2