Behind these walls

Die „Zwanglose Gesellschaft” in München: ein Männerbund, der seit 1837 besteht

* Vor Graf von Pocci und Co. war im 19. Jahrhundert keiner sicher: die Mitglieder der Zwanglosen Gesellschaft nahmen nahezu jeden und alles auf die Schippe

 

Die Zwanglose Gesellschaft, auch bekannt als Gesellschaft der Zwanglosen, war – der Gründungsidee von 1837 nach – eine Vereinigung von Münchner Schriftstellern und Wissenschaftlern der Spätromantik und des Biedermeier. Wer Mitglied wurde, hatte an allwöchentlichen, abendlichen Treffen teilzunehmen und in regelmäßigem Turnus ein Gedicht oder ein Prosastück vorzutragen. Ansonsten galt Zwanglosigkeit, so sprach man sich zum Beispiel nicht mit adligen oder akademischen Titeln an.

 

Die Gesellschaft von Schriftstellern und Wissenschaftlern öffnete sich mit der Zeit weiteren (männlichen) Mitgliedern aus anderen Disziplinen: Seit 1854 gehören ihr auch Musiker, bildende Künstler, Ärzte und Juristen an, auch Nichtmünchner dürfen teilnehmen.

 

Berühmte Mitglieder im 19. Jahrhundert waren unter anderem:

  • der Hofmusikintendant, Schriftsteller, Komponist und Maler Franz Graf von Pocci (1807 – 1876), der viele Karikaturen der Mitglieder zeichnete. Franz Graf von Pocci war eines der aktivsten Mitglieder.
  • der Chemiker Justus von Liebig (1803 – 1873)
  • der Mineraloge und Schriftsteller Franz von Kobell (1803 – 1882)
  • die Schriftsteller Paul Heyse (1830 – 1914) und Emanuel Geibel (1815 – 1884)
  • der Naturforscher, Botaniker und Ethnograph Carl Friedrich Philipp von Martius (1794 – 1868)
  • der Germanist und bayerische Sprachforscher Johann Andreas Schmeller (1785 – 1852)

Zeichnung aus dem 2. Band des Archivs der Zwanglosen Gesellschaft (München, Mitte 19. Jahrhundert).
Signatur BSB Cgm 8026(2. Provenienz: Nachlass Zwanglose Gesellschaft München

 

Das Archiv der Zwanglosen Gesellschaft befindet sich im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek. Die vorliegenden elf Sammelbände der Gesellschaft, die sich von 1837 bis 1884 erstrecken, enthalten u. a. Sitzungsberichte, Gedichte, humoristische Einlagen und handgemalte Karikaturen (meist gezeichnet von Franz von Pocci). In ihnen treten die Mitglieder in charakteristisch-komischen Szenen auf.

  • Sie möchten in unseren Digitalen Sammlungen das Bild mit dem „Engelchen” aus der Nähe betrachten?
     
  • Mehr zum Thema sowie die Bände 1 und 2 zum Onlineblättern auf den Seiten des Münchener Digitalisierungszentrums: Band 1 | Band 2
Zeichnung aus dem 2. Band des Archivs der Zwanglosen Gesellschaft (München, Mitte 19. Jahrhundert). Signatur BSB Cgm 8026(2. Provenienz: Nachlass Zwanglose Gesellschaft München | © BSB/Cgm 8026(2

Drucke mit Insektendarstellungen im Art déco-Stil

* grazil bis poppig: Schablonen-Drucke von Émile-Allain Séguy – einem „Influencer“ für Tapeten- sowie Stoff-Designer und Street-Art-Künstler wie Banksy


Émile-Allain Séguy (1877 – 1951) gilt als einer der einflussreichsten Künstler der Stilrichtung des Art déco, die in den 1920er-Jahren in ihrem Zenit stand. Séguy studierte an der „Schule für dekorative Kunst” in Paris und entdeckte das dekorative Potenzial von Mustern und Farben aus der Natur. Offensichtlich entwickelte er dabei auch ein Faible für die Ästhetik von sechsbeinigem Getier wie Heuschrecken, Käfern, Bienen, Libellen, Grashüpfern aus aller Welt: In aufwändigen Collagen „komponierte“ er sie zu Gesamtkunstwerken.

 

Den großformatigen Tafeln mit den naturgetreu dargestellten Insekten in seinem schlicht Insectes betitelten Werk stellte Séguy ein Verzeichnis voran, in dem er die wissenschaftlichen Namen und die Herkunft der dargestellten Insekten auflistet. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass ihm ein reines l’art pour l’art-Werk offensichtlich nicht genug war.

 

Blatt 9 von 20 einer sehr seltenen und vollständigen Ausgabe des Werks Insectes von Émile-Allain Séguy, Paris 1926.
Bayerische Staatsbibliothek, Signatur: Res/2 81.347

Séguy schuf insgesamt elf Alben mit Illustrationen und Mustern aus der Natur, sämtlich in der Technik des Schablonen-Drucks, auch „Pochoir-Technik“ oder „stencil art“ genannt.

 

Dennoch ist es vor allem die künstlerische Wirkung, die das Werk bis heute so bedeutsam macht. Die Drucke und Designvorlagen von Séguy wurden fast ein Jahrhundert lang reproduziert und kamen auf Textilien, Tapeten und anderen dekorativen Anwendungen zur Geltung.

 

Die von Séguy bevorzugte Technik des Schablonen-Drucks (oder „stencil art“) wenden Street-Art-Künstler wie Banksy übrigens noch heute an. Séguy gilt in der Kunstwissenschaft daher im weitesten Sinne als Vorläufer und Pionier von Techniken, die heute prägend für Street-Art und Graffiti sind.

 

Übrigens und aufgepasst!
Émile-Allain Séguy wird oft verwechselt mit dem fast namensgleichen, ebenfalls aus Frankreich stammenden Insektenkundler Eugène Séguy (1890 – 1985).
 

Blatt 9 von 20 einer sehr seltenen und vollständigen Ausgabe des Werks „Insectes“ von Émile-Allain Séguy. Paris, 1926 | © BSB/Res/2 81.347

Sebastian Brant und sein bild- und wortreiches „Narrenschiff“

* Eine Inkunabel mit Unterhaltungswert

 

Schelte gegen das Prokrastinieren oder die „Aufschieberitis” im Stil von 1494

 

Wer singt cras, cras gleichwie ein Rabe,
Der bleibt ein Narr bis hin zum Grabe;
Noch größre Kapp' er morgen habe.

 

Das Narrenschiff nhd., XXXI, Einleitungsverse

Holzschnitt mit den drei Raben, die lautmalerisch lateinisch „cras, cras”, dt. „morgen, morgen” krähen

 

Sebastian Brants Narrenschiff umfasst 112 Kapitel, die sich mit Versen und Holzstichen – also textlich und optisch – jeweils einem Laster zuwenden und im Rahmen einer Narrenschifffahrt verschiedenste Narrentypen sowie deren Laster vorführen. Ziel von Brants Moralsatire ist, durch die Negativbeispiele („ex negativo”) die Leserschaft zu besseren Menschen zu machen.

 

Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus der 1494 erstmalig erschienenen Ausgabe des Narrenschiffs. Das Werk gilt daher als Frühdruck (Inkunabel). Zur Erinnerung: der Buchdruck mit beweglichen Lettern, erfunden durch Johannes Gutenberg, begann 1450, nicht einmal 50 Jahre früher. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt 20 890 Inkunabeln und damit nach Zahl der Exemplare den größten Bestand weltweit. | © BSB/Rar. 121

 

Die Holzstiche dieses „Comics”, wie manche diesen steten Mix aus Bildern und Kurzversen (Knittelverse) sogar bezeichnen, sind von so hoher Qualität, dass Expertinnen und Experten sie in Teilen dem jungen Albrecht Dürer zuschreiben. Ein starkes Indiz dafür ist, dass Dürer während seiner frühen Laufbahn im Dunstkreis Brants weilte.

 

Brant verfasste seinen „Comic” zuerst auf Deutsch (präziser: Neuhochdeutsch). Das Narrenschiff war ein so großer Erfolg, dass es 1497 bereits ins Lateinische und auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt wurde. Bis die deutschsprachige Bibel Luthers 1534 erschien, gilt Brants Narrenschiff 40 Jahre lang sogar als das meistgelesene deutsche Buch seiner Zeit.

 

Auszug aus der 1494 erstmalig erschienenen Ausgabe des „Narrenschiffs“. Das Werk gilt daher als Frühdruck (Inkunabel). Zur Erinnerung: der Buchdruck mit beweglichen Lettern, erfunden durch Johannes Gutenberg, begann 1450, nicht einmal 50 Jahre früher. Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt 20 890 Inkunabeln und damit nach Zahl der Exemplare den größten Bestand weltweit. | © BSB/Rar. 121

„Gute Freunde kann niemand trennen …” – für Franz Beckenbauer und Gerd Müller galt das!

* Ein Foto aus einer anderen Zeit, vom stern-Fotografen Volker Hinz (1977)

 

Langweilige Bilder gibt es genug

 

Volker Hinz, stern-Fotograf (1947 – 2019)

 

Zwei Fußball-Legenden müssen sich ein Hotelzimmer teilen? 1977 war das offenbar üblich. Dass ein Fotograf den Stars so nahekam, war schon damals selten. Doch der vielfach ausgezeichnete Hamburger stern-Fotograf Hinz bewies auch hier sein Händchen für Situationen, Szenen und vor allem Menschen – plus seine fotografische Meisterschaft, den besonderen Moment in einem Bild einzufangen.

 

Apropos Meisterschaft – mit der Nationalmannschaft wurden Beckenbauer und Müller 1972 Europameister und 1974 Weltmeister: Das Siegestor im Finale in München gegen die Niederlande erzielte damals Müller. Fußball-Kollege Günter Netzer urteilte über die beiden Spezln: „Franz Beckenbauer war der beste deutsche Fußballer aller Zeiten, Gerd Müller das größte Phänomen.”

 

Franz Beckenbauer und Gerd Müller im Hotel Ritter, Bad Homburg 1977; fotografiert vom stern-Fotografen Volker Hinz. Die Stabi hat das Fotoarchiv von Volker Hinz (1947 – 2019) mit rund 1,3 Millionen Aufnahmen 2021 erworben. | © BSB/stern-Fotoarchiv/Volker Hinz

 

  • Die Bayerische Staatsbibliothek digitalisiert in den nächsten Jahren den gewaltigen Bilder-Fundus von Volker Hinz. Die Fotos von 15 Kollegen Hinzens beim stern sind bereits im stern-Fotoarchiv erschlossen und zum Anschauen frei verfügbar.
  • Lesen Sie einen Bericht im ► Bibliotheksmagazin 1/23 über die Erschließung des stern-Fotoarchivs von unseren Kolleginnen Regina Retter und Eva Kraus.
  • Eine Reportage mit Volker Hinz im Rahmen der #BFFMASTERTAPES vom BFF Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter e. V.  (Dauer: 28 Minuten)
  • Franz und Gerd waren im Fußballspiel und im Gesang ein Dream-Team. So sangen sie zum Beispiel „Fußball ist unser Leben!” zusammen mit dem 1973/74er-WM-Kader.
Franz Beckenbauer und Gerd Müller im Hotel Ritter, Bad Homburg 1977. Fotografiert vom stern-Fotografen Volker Hinz | © BSB/stern-Fotoarchiv/Volker Hinz

„Ommmm …” – dem Nirwana nahe?

* Lehren buddhistischen Inhalts, geschützt zwischen schmalen hölzernen Buchdeckeln

 

Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit. (…) Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht.

 

Aus: Hermann Hesse, Siddharta

 

Zu sehen ist auf diesem Ausschnitt eines Buchdeckels aus Tibet die Darstellung eines Buddhisten. Genauer gesagt: eines ehemals buddhistischen Oberhaupts in Tibet, nämlich von „Marpa, dem Übersetzer” (1012 – 1097). Marpa war ein bedeutender Lama (Lehrer) des tibetischen Buddhismus. Er erhielt seinen Beinamen als einer derjenigen, die im 11. Jahrhundert die buddhistischen Schriften im Zuge der „Neuen Übersetzungen” von Sanskrit ins Tibetische übersetzten.

 

Die Sammlung kunstvoll geschnitzter oder bemalter tibetischer Buchdeckel in der Bayerischen Staatsbibliothek entstand 1975. Sie umfasst mittlerweile mehr als 120 Objekte vom 12. bis zum 20. Jahrhundert und ist auch im internationalen Vergleich einzigartig.

 

Das Bild zeigt den mittleren Ausschnitt eines tibetischen Buchdeckels aus Holz, entstanden im 19. Jahrhundert. Die Maße des gesamten Buchdeckels betragen etwa 47 x 11 cm, er ist 1,8 cm dick. Signatur: Cod.tibet. 1008(2
Diesen Buchdeckel stellt die Bayerische Staatsbibliothek in den Digitalen Sammlungen unter der Lizenz CC-BY-NC-SA 4.0 zum freien Download zur Verfügung.

 

  • Im Bildarchiv der Stabi finden Sie 800 Fotos vom 14. Dalai Lama, im Suchfeld „Dalai Lama“ eingeben.
  • Wer mehr über den Buddhismus wissen möchte, findet unter Planet Wissen eine (von vielen) Reportagen über den Buddhismus.

 

Eckdaten zum Buddhismus
Vor etwa 2 500 Jahren wurde Buddha als Siddhartha Gautama geboren. Seine Lebensdaten werden auf circa 450 bis 370 v. Chr. angesetzt. Buddha bedeutet übersetzt „Der Erwachte” oder „Der Erleuchtete”. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene buddhistische Schulen herausgebildet: Buddhas Hauptlehren zur richtigen Lebensweise und Themen wie das Karma oder das Nirwana sind bis heute Kern des Buddhismus. Er ist die viertgrößte Religionsgemeinschaft nach dem Christentum, Islam und Hinduismus.

 

  So sieht der Sanskrit-Zeichen für „Aum“, gesprochen „OM“ aus. Om ist im Buddhismus ein Mittel zur Meditation und steht für das Universelle, Ganze.

Das Bild zeigt den mittleren Ausschnitt eines tibetischen Buchdeckels aus Holz, entstanden im 19. Jahrhundert. Seine Maße betragen etwa 47 x 11 cm, er ist 1,8 cm dick | © BSB/Cod.tibet. 1008(2

Das Grauen des 20. Jahrhunderts ­– Max Beckmanns Künstlerbuch „Illustrationen zur Apokalypse”

* Bilder geprägt vom Wahnsinn und Schrecken der Nazi-Zeit, kombiniert mit Texten aus der Johannes-Offenbarung

 

im vierten jahr des zweiten weltkrieges, als gesichte des apokalytischen sehers grauenvolle wirklichkeit wurden, ist dieser druck entstanden.

 

Max Beckmanns Schlussworte (zugleich Kolophon) zu seinem Werk Illustrationen zur Apokalypse

 

Der Maler Max Beckmann (1884 – 1950) floh 1937 nach Amsterdam, weil er in Deutschland von den Nationalsozialisten als sogenannter „entarteter Künstler” mit Berufsverbot belegt war. In Amsterdam schuf er 1941 und 1942 unter dem Eindruck der Gräuel des Zweiten Weltkriegs 27 Illustrationen zur Apokalypse. Die Anregung dazu bekam er von seinem Freund Georg Hartmann, dem Inhaber der damals bekannten Bauer’schen Gießerei in Frankfurt a. M. Von den 27 gedruckten Lithografien hat Beckmann wohl nur 5 im Nachgang eigenhändig mit Aquarellfarben koloriert.

 

Da er von den Nationalsozialisten verfemt wurde, war die Veröffentlichung von Beckmanns Werken offiziell natürlich unmöglich. Doch der Künstler und sein Freund fanden einen Weg: Beckmanns Zeichnungen wurden mithilfe von Freunden von Amsterdam nach Frankfurt geschmuggelt. Dort wurden sie zusammen mit dem Luther-Text zur „Johannes-Apokalypse” (deutsch „Johannes-Offenbarung”) 1943 noch mitten im Krieg gedruckt.

 

Die Nazi-Literaturzensur umgehen konnten Beckmann und Hartmann dadurch, dass das Werk offiziell eine Auflage von nur 24 Exemplaren hatte; erst ab 25 Exemplaren prüfte die Zensurbehörde gedruckte Bücher.

 

Das Bild zeigt eine von 27 Zeichnungen von Max Beckmanns Illustrationen zur Apokalypse. Die Signatur lautet 2 L.sel.III 151. „L.sel.” steht für „Libri Selecti” = die „Künstlerbücher” der BSB. Dieses Künstlerbuch von Max Beckmann stellt die Bayerische Staatsbibliothek in den Digitalen Sammlungen unter der Lizenz CC-BY-NC-SA 4.0 zum freien Download zur Verfügung.

 

Motiv aus Max Beckmanns „Illustrationen zur Apokalypse”, gedruckt in Frankfurt am Main 1943 | © BSB/2 L.sel.III 151

Stil-Ikone und Kunst-Figur – Lady Gaga

Du wirst mich niemals in Flip-Flops und Schlabberhosen sehen. Ich bin Lady Gaga, 24 Stunden täglich.

 

Aus: stern Nr. 45/2010, 4. November 2010, S. 188

 

* Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin, Stil-Ikone, Trendsetterin, Provokateurin: Lady Gaga ist ein weiblicher Tausendsassa. Gerne grenzüberschreitend und mit starkem Sendungsbewusstsein. Dieses Foto ist eines von 19 Millionen Bildern unseres Bildarchivs! Täglich werden Stapel von Fotos digitalisiert und von uns online gestellt – im Laufe des nächsten Jahres auch dieses hier.

 

Kerndaten zu Lady Gaga
1986: Geboren als Stefani Joanne Angelina Germanotta in New York.
2008: Durchbruch als Sängerin und Songwriterin mit ihrem Debütalbum „The Fame”.
2019: Durchbruch im Filmgeschäft als Sängerin und Schauspielerin. Sie gewann den Oscar für den besten Film-Song „Shallow” (im Film „A Star is Born”). Außer mit der Oscar-Statuette kann sie ihren Kaminsims schon mit 13 Grammys und zwei Golden Globes dekorieren.

 

Lady Gaga im Schloss Bensberg, fotografiert vom stern-Fotografen Volker Hinz, 2011. Die Stabi hat das Fotoarchiv von Volker Hinz (1947 –  2019) mit rund 1,3 Millionen Aufnahmen 2021 erworben.
© BSB/stern-Fotoarchiv/Volker Hinz

 

 

Etymologie für Fortgeschrittene: Woher kommt der Künstlername „Lady Gaga”?
„Jeden Tag, wenn Stef [Lady Gaga] ins Studio kam, fing ich an‚ ‚Radio Ga Ga‘ [von ‚Queen‘] zu singen, anstatt ‚Hallo‘ zu sagen. ‚Lady Gaga‘ war eigentlich eine Panne; ich tippte ‚Radio Ga Ga‘ in eine SMS und es führte eine Autokorrektur durch; so änderte sich ‚Radio‘ irgendwie in ‚Lady‘. Sie schrieb mir zurück: ‚Das ist es.‘ Nach diesem Tag war sie Lady Gaga.”

 

Fusari: Lady Gaga – Biography, Photos, News, Videos, Reviews and Tour Dates and Tickets. Contactmusic.com, aus: Wikipedia, s. v. Lady Gaga.

Lady Gaga im Schloss Bensberg, fotografiert vom stern-Fotografen Volker Hinz, 2011 | © BSB/stern-Fotoarchiv/Volker Hinz

„BANZAI!” – Japanische Kampfkunst

* Ein japanischer Farbholzschnitt von Utagawa Kuniyoshi (1847)

 

Zu sehen ist ein Samurai, der mit seinem Schwert eine Laterne zerschlägt. Das Blatt stammt von Utagawa Kuniyoshi (1798 – 1861) und gehört zu einer Serie von Farbholzschnitten mit dem Titel Seichu gishi den – auf Deutsch Erzählungen von der wahren Loyalität treuer Samurai.

 

Seichu gishi den erzählt eine der bekanntesten Heldengeschichten Japans. Sie handelt von 47 Kriegern, die versuchten, den Tod ihres Herren zu rächen. Es gelang ihnen schließlich auch, aber nur um den Preis ihres eigenen Lebens. Diese wahre Begebenheit, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts ereignete, zählt zu den populärsten Stoffen in der japanischen Kunst.
 

 

Das Bild zeigt ein Blatt aus der 1847 entstandenen Holzschnittserie Seichu gishi den des japanischen Künstlers Utagawa Kuniyoshi.
Es hat die Signatur 2 L.jap. K 173.

Bildrechte
Diesen Einblattfarbholzschnitt von Utagawa Kuniyoshi stellt die Bayerische Staatsbibliothek in den Digitalen Sammlungen unter der Lizenz CC-BY-NC-SA 4.0 zum freien Download zur Verfügung.

 

Und was bedeutet eigentlich „万歳 banzai”?
Banzai (japanisch, wörtlich „zehntausend Jahre”) hatte viele, auch kämpferisch-kriegerische Bedeutungen. In Japan bedeutet es heute hauptsächlich einfach „Hurra!” oder „Er/Sie lebe hoch!”

„BANZAI!” – Japanische Kampfkunst. Ein japanischer Farbholzschnitt von Utagawa Kuniyoshi (1847) | © BSB

„Ab in den Süden!” – Apian wies den Weg

* Ausschnitt mit dem Chiemsee aus den 24 Bairischen Landtafeln von Philipp Apian (1568)

 

Im 16. Jahrhundert war die Auswahl an Landkarten in Bayern sehr bescheiden. Das änderte Herzog Albrecht V. Er engagierte 1554 den jungen Mathematikprofessor Philipp Apian: Dieser sollte sein Herzogtum vermessen – und mit diesem Werk unvergessen bleiben.

 

Sieben Sommer lang – die Winter ließ das Vermessungsteam aus – reiste Apian zu Fuß und zu Pferde mit seinen Begleitern durch Bayern und setzte systematisch Vermessungspunkte. Er notierte, welche Orte, Brücken und Flüsse, Gehöfte, Seen und Burgen sie vorfanden. 1563 war das Werk vollendet: Apian hatte eine etwa 5 x 5 Meter große Karte vom Herzogtum Bayern in einem detailfreundlichen Maßstab erstellt, 1 Zentimeter auf der Karte entsprachen 450 Metern. Apian ging bei den Illustrationen seiner Karten übrigens über rein kartografisch notwendige Informationen hinaus: Auf ihnen sind auch Tiere wie Gamsböcke oder auch Fischerboote sowie historische Ereignisse (zum Beispiel Schlachten) zu sehen.

 

Das Bild zeigt Blatt 19 aus den Bairischen Landtafeln von Philipp Apian (Signatur Hbks/F 15).
Die Karte erschien 1568 und hat eine Gesamtgröße von 156 x 159 cm.

 

Auf Grundlage der „Großen Karte”, einem Einzelstück, das dem Herzog gewidmet und in der herzoglichen Bibliothek der Münchner Residenz untergebracht war, ließ Apian fünf Jahre später quasi eine „Taschenbuch-Ausgabe” der „Großen Karte” erstellen. Er verkleinerte die Große Karte von Bayern, teilte sie in 24 Bairische Landtafeln auf und ließ Holzschnitte von diesen fertigen. Hier sieht man den Chiemsee, Teil der Landtafel 19. Der Maßstab der „Taschenbuch-Ausgabe” war übrigens gröber: 1 Zentimeter auf der Karte entsprachen nun fast 1 500 Metern. Der Vorteil aber war: Diese kleineren Karten konnten durch die angefertigten Holzschnitte vervielfältigt und als handlichere Exemplare verkauft werden. Über 200 Jahre lang galten die Bairischen Landtafeln als offizielles Kartenwerk in Bayern. Auch Napoleon nutzte sie bei seinen Kriegszügen um 1800 für den Einmarsch in Bayern.

  • Sie möchten in die Karte vom Chiemsee und seiner Umgebung hineinzoomen oder sie downloaden?
  • Apian schuf auch andere Werke, wie zum Beispiel einen Erdglobus.
    Er ist in 3D gescannt und kann im Kulturportal bavarikon von allen Seiten betrachtet werden.
    Probieren Sie es mal aus!
„Ab in den Süden!” – Apian wies den Weg. Ausschnitt mit dem Chiemsee aus den 24 Bairischen Landtafeln von Philipp Apian (1568) | © BSB

„Boom!“ – Ritter, Pferde und Turniere

* Aus dem Turnierbuch von Ludwig von Eyb dem Jüngeren (um 1525)

 

Zu sehen ist die Szenerie eines „Kolbenturniers” mit zwei konkurrierenden Ritter-Parteien. Jeder Ritter trägt einen speziellen Kolbenturnier-Helm mit Gittervisier, das einen guten Rundumblick ermöglichen sollte. Um die auf dem Bild zu sehenden auffälligen Helmziere geht das öffentlich ausgetragene Spektakel: Das Ziel beim Kolbenturnier ist nämlich, dem Gegner mit einem hölzernen stumpfen Schwert, dem Streitkolben, die Helmzier abzuschlagen.

 

Das Bild zeigt Blatt 14r aus dem Turnierbuch von Ludwig von Eyb dem Jüngeren zum Hartenstein (Signatur Cgm 961). Die Handschrift erschien um 1525 in Süddeutschland in deutscher Sprache (Ostschwäbisch) und hat einen Umfang von 136 Blättern. Die Maße des Buches betragen 29,5 cm x 21 – 22 cm.

 

Sie möchten in das Bild hineinzoomen oder es downloaden?
Sie möchten das ganze Turnierbuch durchblättern?

 

Bildrechte-Angaben
Die gesamte Handschrift stellt die Bayerische Staatsbibliothek in den Digitalen Sammlungen unter der Lizenz CC-BY-NC-SA 4.0 zum freien Download zur Verfügung.

 

Sie möchten mehr zum Themenkomplex „Die Welt der letzten Ritter” erfahren?

 

Virtuelle Ausstellung Bilderwelten der Bayerischen Staatsbibliothek von 2016/2017

 

Dazugehöriger Ausstellungskatalog online (insbesondere Seiten 143 – 161)

 

Artikel im Historischen Lexikon Bayerns zum Thema „Turniere (Mittelalter/Frühe Neuzeit)” (mit weiterführenden Literaturhinweisen)

„Boom!“ – Ritter, Pferde und Turniere. Aus dem Turnierbuch von Ludwig von Eyb dem Jüngeren (um 1525) | © BSB

Wussten Sie, dass hinter diesen Mauern …

… ein Bestand von inzwischen über drei Millionen Objekten, Werken und Medien virtuell auf Sie wartet? Sie können diese Digitalisate von überall auf der Welt, jederzeit und kostenlos in den Online-Angeboten der Bayerischen Staatsbibliothek einsehen.

 

Mit unserer Kampagne Behind these walls möchten wir Sie neugierig machen auf: mittelalterliche Handschriften, Karten aus Bayern und der Welt, ikonische Fotografien und viele andere Kulturschätze, die in unseren Magazinen versteckt sind.

 

Alle zwei Wochen stellen wir Ihnen ein ausgewähltes Werk vor, das entweder schon digitalisiert ist oder es in absehbarer Zeit sein wird.

 

Sie wollen hinter diese Mauern schauen? Dann nutzen Sie dafür entweder unsere Digitalen Sammlungen oder unser Bildarchiv.

 

Digitale Sammlungen
Anklicken und los geht’s! Für den Start empfehlen wir unsere Highlights wie z. B. die Gutenbergbibel oder die Apian-Karten, die auf der Startseite etwas unterhalb anwählbar sind.

 

Bildarchiv
Vom Münchner Marienplatz, dem Hamburger Hafen über den 14. Dalai Lama bis hin zu Loriot – all diese Motive finden Sie im Bildarchiv!

Behind these walls | © BSB

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