Prof. Karl Süßheim (1878 – 1947), aufgrund seiner jüdischen Herkunft während der NS-Zeit verfolgt, musste die Werke im Zuge seiner Emigration in die Türkei 1941 unter Wert verkaufen. Die Handschriften lassen sich aufgrund der erhaltenen Erwerbungsunterlagen, zum größeren Teil auch anhand der an den Archivalien angebrachten Exlibris klar dem Verfolgten zuordnen.
Bei den Unterlagen handelt es sich um einen großen Teil der „Norica-Sammlung“, die der bekannte Nürnberger Rechtsanwalt, Stadtrat und SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Max Süßheim (1876 – 1933) zusammengetragen hat. Bei der weitaus größten Zahl dieser Stücke handelt es sich um Chroniken der Stadt Nürnberg, die in der Regel aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stammen. Für die Stadtgeschichtsforschung haben diese Stücke ohne Zweifel eine ganz erhebliche Bedeutung. Die Sammlung ging beim Tod von Max Süßheim im Jahr 1933 an seinen Bruder über. Zwei Handschriften sowie ein Druck stammen aus den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek, 41 Archivalien aus dem Staatsarchiv Nürnberg.
Dr. Margit Ksoll-Marcon, Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns, und Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, betonen gemeinsam: „Die Staatlichen Archive Bayerns und die Bayerische Staatsbibliothek stellen sich mit der Suche und der Rückgabe von NS-Raubgut aus ihren Beständen bewusst ihrer Verantwortung und freuen sich, die 44 Werke nun wieder an die Familie zurückgeben zu können. Dies erfolgt im Sinne der Gemeinsamen Erklärung des Bundes, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, vom Dezember 1999 und der Grundsätze der Washingtoner Konferenz vom 3. Dezember 1998.“
Die Nachkommen haben sich nun entschieden, die Sammlung unter Eigentumsvorbehalt beim Stadtarchiv Nürnberg zu hinterlegen, wo bereits zwei Stücke der Sammlung verwahrt werden.
„Durch diese großzügige Entscheidung werden nicht nur alle bislang bekannten Teile der Sammlung an einem Ort zusammengeführt, sondern bleiben auch in Zukunft für die Stadtgeschichtsforschung zugänglich“, betont Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, die 2004 die Forschungsstelle „Lost Art“ zur Provenienzermittlung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut ins Leben gerufen hat. Bereits mehrfach widmete das Stadtarchiv Nürnberg der Familiengeschichte der Süßheims Ausstellungen. Eine weitere wissenschaftliche Aufarbeitung der Familiengeschichte ist nun möglich und wird im Herbst 2017 in Buchform vorgelegt werden.
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