„Tschernobyl“ ist zum Synonym für eine Nuklearkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes geworden. Das atomare Unglück, das sich 1986 in der ukrainischen Sowjetrepublik ereignete, hatte negative Folgen für Mensch und Natur in großen Teilen Europas. In politischer Hinsicht können Super-GAU und staatliches Krisenmanagement rückblickend als Anzeichen für die im Niedergang befindliche Sowjetunion gelten, die bekanntlich fünf Jahre später zerbrach.
Die Geschichtsschreibung hat sich inzwischen intensiv mit der Katastrophe befasst. Wichtige ukrainische und gesamtstaatliche Regierungsdokumente wurden jedoch erst vor kurzem von der Ukraine für die Öffentlichkeit freigegeben. Sie stehen nunmehr in der digitalen Kollektion „The Chernobyl Files“ für die Forschung per Online-Zugriff zur Verfügung. Die Sammlung umfasst über 130 Geheimdienstberichte und Unterlagen des KGB mit über 500 im Volltext durchsuchbaren Seiten.
Die Dokumente der Jahre 1971 bis 1991 geben hochinteressante Einblicke in die Entscheidungsprozesse regionaler ukrainischer und gesamtstaatlicher Regierungsstellen. So wird aus den Dokumenten beispielsweise deutlich, dass bei den Führungsebenen die Schwächen des im Einsatz befindlichen Reaktortyps wohlbekannt waren. Die digitale Quellensammlung ermöglicht neue Erkenntnisse über das verheerende Reaktorunglück, auch im Hinblick auf das Zusammenspiel der sowjetischen Machtzentren Politbüro, Militärführung und KGB.
Die Kollektion steht als Nationallizenz zur Verfügung und ist somit deutschlandweit und an deutschen Auslandsinstituten frei zugänglich. Die Lizenzierung erfolgte mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durch den Fachinformationsdienst Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa an der Bayerischen Staatsbibliothek.
The Chernobyl Files. Declassified Documents of the Ukrainian KGB
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