Der Verein, gegründet 2010, als die damalige Stadtregierung den Fortbestand der Bibliothek in Frage stellte, konzentrierte sich während der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie in seiner Tätigkeit zur Unterstützung der Bibliothek auf die Erwerbung von antiquarischen Büchern zur Bestandsergänzung. Auch wenn die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg über einzigartige Bestände zu Stadt, Umkreis und insgesamt Bayerisch-Schwaben verfügt, ist bei Weitem nicht jedes in Augsburg gedruckte Buch vorhanden. „Die alte Stadtbibliothek wurde bis weit ins 19. Jahrhundert ausschließlich von protestantischen Direktoren geleitet, die mit katholischer Erbauungsliteratur wenig anfangen konnten. Dabei machte gerade diese Literatur jahrhundertelang den Hauptanteil der Augsburger Verlagsproduktion aus“, erklärt Michael Ritter, 2. Vorsitzender der „Initiative“.
Aufgrund der äußerst beengten Verhältnisse im alten, bis 1893 genutzten Bibliotheksgebäude im Annahof wurden zahlreiche wertvolle Werke, weil von ihnen noch weitere Exemplare vorhanden waren, als sogenannte Doubletten abgegeben. Dadurch wurde der historische Bestand erheblich dezimiert. Zwei der auf diese Weise abhanden gekommenen Bücher, deren Bewahrung oft wegen ihrer Provenienz heute trotzdem interessant gewesen wäre, konnten nun von der „Initiative“ wieder zurückgeführt werden. Eines davon hatte 1563 der damalige Stadtbibliothekar Hieronymus Wolf (1516 – 1580) aus Anlass der Fertigstellung des Gebäudes im Annahof kostbar binden lassen und „seiner“ Bibliothek geschenkt.
Zu den bemerkenswertesten Neuerwerbungen gehört die 1833 im Verlag Dannheimer in Kempten erschienene „Kosmethik des weiblichen Geschlechts“, die erste von einer Frau verfasste Schrift über Kosmetik in deutscher Sprache. Erforscht hat dieses außerordentlich seltene Werk bislang noch niemand. Auch über die Verfasserin Jakobine Weiler weiß man bisher nur, dass sie eine Tochter der Sophie Juliane Weiler, der Autorin des in zahlreichen Auflagen erschienenen Augsburgischen Kochbuchs, war. Ansonsten kennt man nicht einmal ihre Lebensdaten. Ähnlich selten sind zahlreiche weitere Werke aus der Schenkung der „Initiative“, wie etwa der 1838 in Ottobeuren gedruckte „Auszug aus meinem Tagebuche während meines dreijährigen Aufenthaltes in Griechenland“, verfasst von einem Freiwilligen, der sich 1835 den bayerischen Unterstützungstruppen für König Otto angeschlossen hatte. Zur Erweiterung der bedeutenden Einbandsammlung der Bibliothek konnte ihr Freundeskreis sechs außergewöhnliche Stücke erwerben, zwei Fugger-Einbände und vier Wappeneinbände aus der Bibliothek des Jaroslav Borsita von Martinitz (1582 – 1649), der als eines der Opfer des Prager Fenstersturzes in die Geschichte eingegangen ist.
Einen besonderen Schwerpunkt der Schenkung der „Initiative“ bilden Ausgaben von Werken des Jugendschriftstellers Christoph von Schmid (1768 – 1854), dessen weltberühmtem Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ die Bibliothek 2018 eine Ausstellung gewidmet hatte. Die 3. Vorsitzende, Katrin Holly, erläutert hierzu: „Zu den Illustrationen der Werke Christoph von Schmids läuft aktuell ein Dissertationsprojekt. Wenn nun die ‚Initiative‘ Ausgaben erwirbt, die in der Schmid-Sammlung der Bibliothek fehlen, vermehrt sie damit nicht nur die weltgrößte, aber noch lange nicht komplette Sammlung von Werken Schmids. Vielmehr unterstützt der Verein zugleich die Doktorandin und kommt seinem satzungsmäßigen Auftrag nach, Forschungen zu den Beständen der Bibliothek zu fördern.“
Über die unerwartete Bescherung mitten im Sommer zeigte sich Bibliotheksleiter Dr. Karl-Georg Pfändtner positiv überrascht und höchst erfreut: „Das sind tolle Stücke, um die sich Helmut Zäh bemüht hat. Nicht nur die Geld- und Sachspenden der ‚Initiative‘ für unser Haus sind bemerkenswert, sondern vor allem auch das persönliche Engagement, allen voran des Ersten Vorsitzenden. Alleine könnte die Bibliothek das sicher nicht stemmen.“
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