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Drei Restitutionen von NS-Raubgut: Bayerische Staatsbibliothek gibt insgesamt 56 Bücher zurück

Die Bayerische Staatsbibliothek restituiert aus ihren Beständen 56 unrechtmäßig erworbene Bücher an zwei Einrichtungen und eine Privatperson und stellt sich damit ihrer Verantwortung.

Bände, die am 24. Juli 2017 an den „Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e. V.“ restituiert werden | © BSB/ Öffentlichkeitsarbeit

Bände, die am 24. Juli 2017 an den „Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e. V.“ restituiert werden | © BSB/ Öffentlichkeitsarbeit

Die in Berlin ansässige Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML) erhält 45 unrechtmäßig von der Bayerischen Staatsbibliothek erworbene Titel zurück. Die Bücher werden am 27. Juli 2017 in Berlin überreicht – in einem gemeinsamen Termin mit der Universitätsbibliothek Leipzig und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, die ebenfalls Bücher an die Loge restituieren. Das NS-Regime hatte die deutschen Freimaurerlogen ab 1933 zur Auflösung gezwungen, zwei Jahre später die Freimaurer verboten, viele Logenbrüder wurden verfolgt. Die restituierten Titel waren 1938/39 durch ein Tauschgeschäft mit der SS-Schule „Haus Wewelsburg“ in die Bayerische Staatsbibliothek gekommen. Bei dieser Transaktion hatte diese vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin als Gegenleistung für eigene Doppelstücke zahlreiche Bücher aus Freimaurerbibliotheken erhalten. Die Werke stammen zum Großteil aus der Bibliothek der Loge „Zu den drei Weltkugeln“; einige Bücher gehörten Logen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr wieder errichtet wurden; die GNML ist hier Rechtsnachfolger.

Am 24. Juli 2017 restituiert die Bayerische Staatsbibliothek in München zehn Buchtitel des „Kartells der freiheitlichen Vereine in München“ an den „Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e. V.“. Die Ortsgruppe des Kartells wurde 1933 verboten. Diese Bücher waren durch die Geheime Staatspolizei, eine Organisation des NS-Regimes, beschlagnahmt worden. In einigen der Bücher befinden sich auch Besitzstempel von Max Riess, einem der Gründungsmitglieder des Kartells.

Bereits am 4. Juli 2017 gab die Bayerische Staatsbibliothek eine 1922 erschienene Ausgabe von Rosa Luxemburgs „Koalitionspolitik oder Klassenkampf?“ an Ernst Grube, den Urenkel des Eigentümers Wilhelm Olschewski, zurück. Im Buch findet sich der gestempelte Besitzvermerk Wilh. Olschewski. Er weist auf zwei Münchner Widerstandskämpfer hin, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Wilhelm und Wilhelm Olschewski jun., Vater und Sohn, waren während des 2. Weltkriegs im kommunistischen Widerstand aktiv. Das Buch wurde wohl 1942 konfisziert und schließlich der Bayerischen Staatsbibliothek übermittelt.

Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Die Bayerische Staatsbibliothek arbeitet kontinuierlich und zügig daran, während der NS-Zeit unrechtmäßig erworbene Werke an die Eigentümer oder ihre Nachkommen zurückzugeben. Mit der öffentlichen Rückgabe der beraubten Bücher und Handschriften stellt sich die Bibliothek ihrer Verantwortung für ihre Verstrickung in NS-Unrecht.“

Seit 2003 sucht die Bayerische Staatsbibliothek aktiv und zunächst in Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen: So erhielt 2007 das Thomas-Mann-Archiv Zürich 78 Bände aus der Bibliothek des Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers. Die Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste trägt seit 2013 sehr dazu bei, die Recherchen voranzutreiben und Rückgaben zügig durchzuführen: 2015 konnte das Plocker Pontifikale, das älteste polnische Pontifikale, an die katholische Kirche in Polen zurückgegeben werden. Vor wenigen Wochen erst restituierte die Bayerische Staatsbibliothek gemeinsam mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 44 Werke an die Nachkommen des Münchner Orientalisten Prof. Karl Süßheim.

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Pressemitteilung  (PDF, 103 KB)

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Dr. Stephan Kellner
DBB/Bavarica-Referat
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stephan.kellner@bsb-muenchen.de

Peter Schnitzlein
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon:  +49 89 28638-2429
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