Der größere der beiden Bände, der „Böhmerwald”, wiegt 20 kg und misst 65 x 49 cm. Váchal arbeitete daran fast drei Jahre. Der Text, der aus 8 014 handgeschnitzten und –gegossenen Lettern besteht, wird von 74 Farbholzstichen in insgesamt 544 Farben geziert. Gedruckt wurden insgesamt nur 11 Exemplare, die jedoch nicht alle zu Büchern gebunden, sondern zum Teil als Einzelgrafiken verkauft oder verschenkt wurden. Das Werk ist ein dem ganzen Gebirge beiderseits der bayerisch-tschechischen Landesgrenze gesetztes künstlerisches Denkmal und zugleich ein ökologischer Appell gegen die Naturzerstörung durch den Menschen.
Das kleinere der beiden Bücher (46 x 35 cm), „Des Teufels Gärtlein, oder die Naturkunde der Gespenster” ist wie ein modernes, aufgeklärtes naturwissenschaftlich-enzyklopädisches Werk angelegt. Váchal nennt es daher auch den „Geister-Brehm”. Die Gespenster werden klassifiziert und in einzelnen Artikeln beschrieben. Unter Angabe der tschechischen, deutschen und lateinischen Nomenklatur werden das Aussehen der Geister und Gespenster, ihre Wirkungsweise und ihr Vorkommen beschrieben, die meisten sind bebildert. Laut Impressum nahm die Arbeit an dem in 17 Exemplaren gedruckten Buch drei Jahre bzw. 3 560 Stunden in Anspruch.
Die beiden Werke fügen sich hervorragend in die Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek in den Bereichen Östliches Europa, Künsterbuch und Bavarica. Neben zwei frühen Autorenbüchern aus dem Jahr 1910 und einem Konvolut handschriftlicher illustrierter Briefe Váchals aus den Jahren 1942 – 1951 besitzt die Bayerische Staatsbibliothek etliche Originalausgaben, an denen sich Váchal als Illustrator beteiligte, sowie Faksimiles seiner Autorenbücher und eine umfangreiche Sammlung Sekundärliteratur über ihn.
Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Wir freuen uns sehr, die beiden bedeutenden Werke Josef Váchals in unsere Sammlungen aufnehmen zu können. Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ist die Bayerische Staatsbibliothek die einzige Institution außerhalb Tschechiens, die Originale dieser Werke besitzt.”
Josef Váchal (1884 – 1969) war als Künstler weitgehend ein Autodidakt. Der gelernte Buchbinder gehört zu den originellsten tschechischen Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine bekanntesten Werke sind Bücher – von ihm selbst verfasst, illustriert, mit eigenhändig hergestellten Typen gesetzt, gedruckt und meist auch selbst gebunden. Sich selbst pflegte er als Holzstecher zu bezeichnen. Der Holzstich (nicht Holzschnitt!), den er ständig technologisch perfektionierte und weiterentwickelte, war für ihn die mit Abstand wichtigste Technik. Váchals bevorzugte Inspirationsquellen waren Religion, Theosophie, Magie, Mystik, Spiritismus und Okkultismus. Seine Werke sind voller Grenzüberschreitungen, Unklarheiten, Vieldeutigkeiten, Widersprüche, Paradoxien und Mystifikationen. Zu seinen bevorzugten Stilmitteln zählten Ironie, Parodie und Persiflage.
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