Ihren Anfang nahm die bürgerliche Frauenbewegung in Bayern im Jahr 1886, als zwei junge Frauen aus Dresden in die bayerische Residenzstadt kamen: Anita Augspurg (1857 – 1943) und Sophia Goudstikker (1865 – 1924). Die beiden Frauen wollten zusammenleben und entsprechend ihren Lebensunterhalt verdienen, gemeinsam gründeten sie das Fotoatelier Elvira (1887), das bald darauf zur Keimzelle der Frauenbewegung wurde. Viele namhafte Künstlerinnen und Schriftstellerinnen ließen sich hier porträtieren, darunter Emma Merk (1854 – 1925), die als unverheiratete selbständige Frau nicht nur den neuen emanzipierten Frauentypus verkörperte, sondern auch in direkter Nähe zum Fotostudio lebte. Ihre Wohnung wurde zum Treffpunkt von Münchens bürgerlichen Frauen, zu denen aber auch männliche Künstler und Gelehrte dazustießen, nicht zuletzt der Dichter und Professor für Nationalökonomie Max Haushofer (1840 – 1907), Emma Merks späterer Ehemann.
Nach der 1890 gegründeten, unter naturalistischem Vorzeichen stehenden „Gesellschaft für modernes Leben” wurde vier Jahre später die „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau”, der spätere „Verein für Fraueninteressen” (1899), in München gegründet. Von jetzt an nahm die Frauenbewegung sowohl in künstlerischer als auch intellektueller Hinsicht ihren Lauf.