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Babylonischer Talmud der Bayerischen Staatsbibliothek in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen

Der bedeutende Babylonische Talmud der Bayerischen Staatsbibliothek ist in das Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen. Die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds (Cod.hebr. 95) ist die einzige weltweit, in der der gesamte Text des Talmuds enthalten ist.

Textbeginn der Handschrift, Blatt 8 recto | © BSB/Cod.hebr. 95

Textbeginn der Handschrift, Blatt 8 recto | © BSB/Cod.hebr. 95

Kanonischer Textbeginn des Babylonischen Talmud, Blatt 139 verso | © BSB/Cod.hebr. 95

Kanonischer Textbeginn des Babylonischen Talmud, Blatt 139 verso | © BSB/Cod.hebr. 95

Kolophonvermerk des Schreibers Shlomoh bar Shimshon mit der Datierung 17. Tevet 5103, Blatt 563 verso | © BSB/Cod.hebr. 95

Kolophonvermerk des Schreibers Shlomoh bar Shimshon mit der Datierung 17. Tevet 5103, Blatt 563 verso | © BSB/Cod.hebr. 95

Neben der Hebräischen Bibel ist der Talmud die zweite textliche Grundlage des Judentums. Dieses Kompendium von Kommentaren zur Torah, von gottesdienstlichen Praktiken, Verhaltensregeln, Überlieferungen und Erzählungen ist in zwei Versionen bekannt: dem „Palästinischen“ oder „Jerusalemer Talmud“, der im oströmischen Palästina zusammengestellt wurde, und dem „Babylonischen Talmud“ im sassanidischen und früharabischen Irak. Der umfangreichere Babylonische Talmud wird als vorrangig angesehen. Der Codex hebraicus 95 der Bayerischen Staatsbibliothek, bekannt als die „Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds“, ist die einzige erhaltene Handschrift weltweit, die den gesamten Text umfasst. Sie bewahrt eine Textquelle von größter Bedeutung für das Judentum und einen der wichtigsten religiösen Quellentexte der Menschheit. Der Codex ist eine der wertvollsten Handschriften in der reichen Handschriftensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek. Die UNESCO hat sie im April 2025 in das Internationale Register Memory of the World aufgenommen.

Die beiden Teile des Babylonischen Talmuds, die Mischna und die Gemara, wurden etwa vom 2. bis zum 8./9. Jahrhundert n. Chr. schriftlich fixiert. Die Münchner Handschrift wurde am 17. Tevet 5103 (hebräisches Datum), d. h. am 15. Dezember 1342 n. Chr., in Frankreich fertiggestellt, wie das Kolophon auf Blatt 563 verso vermerkt. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts befindet sich der Codex in Deutschland. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts vom Augustinerchorherrenstift Polling erworben und gelangte 1803 im Rahmen der Säkularisation in den Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek. Der Codex überlebte Jahrhunderte der Verfolgung im Mittelalter, in der Neuzeit und selbst die Gräueltaten der Nazis in Deutschland und die Zerstörung der Bibliothek durch Fliegerbomben im Zweiten Weltkrieg.

Mit ihrem Kontext und ihrer Geschichte bildet diese Handschrift eine Brücke zwischen Orient und Okzident und ist von wahrhaft weltweiter Bedeutung. Aufgrund ihrer Unikalität, ihrer Geschichte, ihres wissenschaftlichen Wertes und ihrer religiösen Bedeutung zählt die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds zu den kostbarsten Buchschätzen der Menschheit.

Generaldirektor Dr. Klaus Ceynowa: 

Wir freuen uns sehr über die Aufnahme des Babylonischen Talmuds in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes. Dies unterstreicht die Einzigartigkeit und globale Bedeutung dieser wertvollen Handschrift.

Die Handschrift wurde bereits 2003 von der Bayerischen Staatsbibliothek vollständig digitalisiert. Sie wird im Katalog und in den Digitalen Sammlungen der Bibliothek sowie in der Deutschen Digitalen Bibliothek präsentiert.

Der Babylonische Talmud (Cod.hebr. 95)
in den Digitalen Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek

Pressemitteilung zum Download  (PDF, 145 KB)

Ansprechpartnerinnen
Dr. Dorothea Sommer
Stellvertretende Generaldirektorin
Telefon  +49 89 28638-2205
sommer@bsb-muenchen.de

Ulrike Rehusch
Kommunikation
Bayerische Staatsbibliothek
Ludwigstr. 16, 80539 München
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